Der 01. Juni 2025 ist ein sehr besonderer Tag im Leben von Petitions-Starterin Natascha Sagorski. Mit Ihrer Petition hat sie ein Tabuthema ans Licht gebracht, Menschen vernetzt und ein Gesetz verändert, was das Leben von tausenden Frauen positiv beeinflusst. Seit wenigen Tagen ist es nun in Kraft. Was können wir aus ihrer Geschichte lernen?
Sie können morgen wieder arbeiten gehen, Frau Sagorski!
Diesen Satz sagte die Ärztin zu Natascha, direkt nachdem sie in der 10. Schwangerschaftswoche eine Fehlgeburt erlitten hat. Keine Krankschreibung, kein Gespräch, kein Schutzraum. Gesetzlicher Mutterschutz? Hätte erst bei Fehlgeburten ab der 24. Schwangerschaftswoche gegriffen.
Jede dritte Frau hat eine Fehlgeburt
Natascha Sagorski war körperlich und seelisch erschöpft – und wurde allein gelassen. Wie so viele andere Frauen in Deutschland auch. Denn Fehlgeburten sind kein Einzelfall, sondern betreffen jede dritte Frau in Deutschland. Und trotzdem klaffte im Gesetz eine schmerzhafte Lücke.
Wie viele andere Frauen suchte Natascha zunächst die Schuld bei sich selbst. Doch dann stellte sie fest: Ihre Erfahrung war keine Ausnahme – das Problem ist systematisch. Viele Frauen mussten nach einer erlittenen Fehlgeburt quasi um eine Krankschreibung betteln, um sich in Ruhe von dem Verlust und den körperlichen Schmerzen zu erholen.
Also startete sie eine Petition auf openPetition und forderte einen Gestaffelten Mutterschutz nach Fehlgeburten. Über 75.000 Menschen schlossen sich ihrer Forderung an. Betroffene Frauen schrieben ihr ihre Geschichten. Ärztinnen, Vereine, Hebammen und Krankenkassen schlossen sich ihrer Forderung an. Es entstand ein kraftvolles Netzwerk – digital und analog.
Leere Wiege, volle Arbeitskraft?
Um die Politik wachzurütteln und auf das Thema aufmerksam zu machen, organisierte Natascha Deutschlands erste Familienkette vor dem Bundestag – hunderte Familien demonstrierten mit Luftballons und Transparenten für eine bessere Familienpolitik. Vor dem Reichstagsgebäude stellte sie wenige Monate später eine meterhohe leere Wiege auf. Symbolisch, unübersehbar, wirksam.
Die Presse berichtete bundesweit und immer mehr Bundestagsabgeordnete hörten Natascha und ihrem Anliegen zu und unterstützten es. Der Bruch der Ampel-Regierung ließ eine schnelle Umsetzung der Petition in weite Ferne rücken, doch Natascha nutzte ihn stattdessen für einen finalen Weckruf an die Abgeordneten, den gestaffelten Mutterschutz noch in der ablaufenden Legislaturperiode umzusetzen.
Und dann: der Durchbruch im Bundestag!
Im Januar 2025 wurde im Bundestag final ein Gesetz beschlossen, das genau das regelt, wofür Natascha jahrelang gekämpft hat: einen gestaffelten Mutterschutz nach Fehlgeburten. Ein historischer Schritt. Nicht nur für Betroffene – sondern für alle, die an die Kraft von Engagement glauben. Wie besonders dieser Moment für alle Beteiligten war, ließ sich auch an den Redebeiträgen der Abgeordneten erkennen, die sich ausdrücklich bei Natascha für die Gesetzesinitiative bedankten.
Was wir von Nataschas Petition lernen können
Demokratie lebt vom Mitmachen. Und vom Dranbleiben. Nicht jede Petition wird sofort zum Gesetz, aber sie sind oft der erste Schritt. Petitionen bringen Themen auf die Tagesordnung, die sonst übersehen werden. Sie vernetzen Menschen, schaffen Öffentlichkeit und bringen Bürgerinnen und Bürger mit der Politik ins Gespräch. Manchmal sind sie der Beginn einer Debatte. Manchmal führen sie zu Teilerfolgen. Und manchmal – wie bei Natascha – verändern sie die Welt ein kleines Stück zum Besseren.
Jetzt bist du dran
Nataschas Geschichte ist einzigartig – aber der Weg steht allen offen. Auf openPetition können alle eine Petition starten. Denn Demokratie heißt nicht: Zuschauen. Sie heißt: Mitgestalten.