1,501 signatures
Collection finished
Petition is addressed to: Gemeinderat Freiburg, VAG
Der Straftatbestand des „Erschleichen von Leistungen“ § 265a StGB wurde 1935 während des Nationalsozialismus eingeführt. Dieser Paragraf sorgt dafür, dass wer in Deutschland ohne Fahrkarte Bus oder Bahn fährt, neben dem erhöhten Beförderungsentgelt, welches an das Verkehrsunternehmen gezahlt wird, auch mit strafrechtlichen Konsequenzen rechnen muss. Eine Verurteilung wegen einem Verstoß gegen § 265a StGB führt meist zu einer Geldstrafe. Das Problem: Wer sich ein Ticket für 2,90 € nicht leisten kann, wird erst recht keine Geldstrafe von mehreren hundert Euro bezahlen können. Stattdessen wird die Strafe dann durch die sogenannte Ersatzfreiheitsstrafe verbüßt. Auf diese Weise kann ein Fahren ohne Fahrschein in Deutschland dazu führen, dass Menschen ins Gefängnis müssen - 25 % aller Ersatzfreiheitsstrafen gehen darauf zurück.
Von den Menschen, die eine Ersatzfreiheitsstrafe wegen Fahren ohne Fahrschein absitzen sind die allermeisten arm, psychisch oder suchtkrank oder obdachlos. Was der § 265a StGB also eigentlich bestraft ist nicht das Fahren ohne Fahrschein, sondern Armut. Das kann nur als rechtspolitische Fehlentwicklung verstanden werden. Denn Gefängnisstrafe stellt die schwerste Sanktion dar, die unser Strafrecht zu bieten hat. Das tatsächliche Unrecht, dass durch Schwarzfahren entsteht, ist wohl kaum so hoch, dass es diese Folge rechtfertigt. Und auch der Schaden, der dadurch entsteht, ist verschwindend gering und wird schon durch das erhöhte Beförderungsentgelt weit überschritten.
Die Bestrafung des Fahrens ohne Fahrschein ist darüber hinaus auch wirtschaftlicher Unsinn: Ein Hafttag kostet den Staat rund 180 €. Die Ersatzfreiheitsstrafen wegen Fahren ohne Fahrschein sorgen jährlich für Haftkosten von ca. 40 Millionen Euro. Warum wird dieses Geld nicht dafür genutzt den Menschen zu helfen oder den öffentlichen Nahverkehr günstiger zu machen?
In der letzten Bundesregierung bestanden Bestrebungen, das Fahren ohne Fahrschein zu entkriminalisieren – ein Vorhaben, das mittlerweile aber scheinbar wieder aufgegeben wurde. Die guten Neuigkeiten: Wir müssen nicht auf eine Abschaffung des § 265a StGB auf Bundesebene warten. Wir können dafür sorgen, dass bei uns Freiburg das Fahren ohne Fahrerlaubnis einfach nicht mehr angezeigt wird. Denn § 265a StGB wird nur auf Antrag verfolgt. Wenn also hier in Freiburg Menschen wegen „Erschleichen von Leistungen“ ins Gefängnis müssen, dann nur weil die Freiburger Verkehrs AG (VAG) zuvor eine Anzeige gestellt hat. Die VAG aber ist ein städtischer Betrieb, und als solcher untersteht sie dem Gemeinderat. Der Gemeinderat kann die VAG anweisen, das Fahren ohne Fahrerlaubnis einfach nicht mehr anzuzeigen. Auch die VAG kann selber darauf verzichten. 13 Städte in Deutschland sind diesen Schritt bereits gegangen und es werden immer mehr. Wir fordern daher den Freiburger Gemeinderat auf, sich diesen Städten anzuschließen und auch hier in Freiburg die Kriminalisierung des Fahrens ohne Fahrschein endlich zu beenden. Denn Menschen ins Gefängnis zu stecken, die eine Fahrkarte für 2,90 € nicht zahlen können entspricht nicht der intendierten Stoßrichtung des Strafrechts, ist wirtschaftlich unsinnig und vor allem zutiefst ungerecht.
Reason
Niemand sollte aus Armut ins Gefängnis müssen!
Petition details
Petition started:
05/04/2025
Collection ends:
06/22/2025
Region:
Freiburg im Breisgau
Topic:
Welfare
News
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Wir sammeln noch bis zum Sonntag 22.06. Am Dienstag werden wir die Unterschriften vor dem Sozialausschuss an den Bürgermeister Uli von Kirchbach übergeben.
Also jetzt ist Endspurt! Schickt es nochmals über eure Verteiler und macht Werbung in eurem Umfeld.
Wir gehen hier https://aksfreiburg.wordpress.com/2025/04/28/faq-zur-entkriminalisierung-von-fahren-oder-fahrschein/ auf einige der am häufigsten Fragen ein die in der Debatte (z.Bsp. online Petition, Veranstaltung) immer wieder gekommen sind.
Dank euch
aks / akj -
FAQ zur Entkriminalisierung von Fahren oder Fahrschein
on 15 Jun 2025Wir gehen hier https://aksfreiburg.wordpress.com/2025/04/28/faq-zur-entkriminalisierung-von-fahren-oder-fahrschein/ auf einige der am häufigsten Fragen ein die in der Debatte (z.Bsp. online Petition https://www.openpetition.de/petition/online/aufruf-an-den-freiburger-gemeinderat-und-die-vag-zur-entkriminalisierung-vom-fahren-ohne-fahrschein?, Veranstaltung https://aksfreiburg.wordpress.com/2025/03/05/kriminalisierung-von-armut-wenn-fahren-ohne-fahrschein-zum-verbrechen-wird/) immer wieder gekommen sind. -
Liebe Unterstützer:innen,
am Donnerstag den 12. Juni ist wieder ‚Freedom Day’. An diesem Tag kauft der Freiheitsfonds Menschen aus dem Gefängnis frei, die wegen fehlender Tickets in Bus und Bahn eingesperrt sind. Wenn Du das unterstützen möchtest, geht das hier: www.freiheitsfonds.de
Damit das nicht mehr nötig ist muss der Paragraf 265a StGB weg – jetzt! Ohne wenn und aber. Das könnt ihr bei der Bundesweit Campact Petition „Gefängnisstrafen fürs Fahren ohne Ticket abschaffen!“ https://weact.campact.de/petitions/gefangnisstrafen-furs-fahren-ohne-ticket-abschaffen-justiz-entlasten unterstützen.
…. und in Freiburg
Und bis dahin kann auf kommunaler Ebene entscheiden werden den Paragraf 265a StGB nicht mehr anzuwenden.
Wir werden die Freiburger Unterschriften-Aktion am 24.6. dem Gemeinderat in Freiburg übergeben. Sie können entscheiden das die VAG den Paragraf 265a StGB nicht mehr anwendet.
++ Wir haben die ersten 1000 Unterschriften geknackt. Auf zu den 2000 Unterschriften! ++
Also schickt den Aufruf zur „Entkriminalisierung vom Fahren ohne Fahrschein“ an eure Verteiler und helft mit das noch mehr Menschen Nein zur Kriminalisierung von Armut sagen!
https://www.openpetition.de/petition/online/aufruf-an-den-freiburger-gemeinderat-und-die-vag-zur-entkriminalisierung-vom-fahren-ohne-fahrschein?
Danke euch auch für die vielen Kommentare https://www.openpetition.de/petition/kommentare/aufruf-an-den-freiburger-gemeinderat-und-die-vag-zur-entkriminalisierung-vom-fahren-ohne-fahrschein#petition-main, wir werden zum Wochenende auch noch ein faq veröffentlichen, wo wir auf die ein oder andere Frage eingehen.
Es Grüßt
Arbeitskreises Kritische Soziale Arbeit (aks https://aksfreiburg.wordpress.com) und Arbeitskreis Kritische Jurist*innen (akj https://akj-freiburg.de/)
Debate
Der ÖPNV sollte m.M.n. für alle kostenlos sein, um den Wechsel vom Auto auf umweltfreundlichere Alternativen zu fördern. Warum nicht bei Menschen, die von Armut betroffen sind, anfangen?
Ich finde es richtig wenn das erschleichen einer Dienstleistung geahndet wird! Die Debatte welche Strafmaßnahme bei wiederholtem Nichtbezahlen greifen soll ist gesondert zu betrachten.