Wir Erzieher/innen wollen von den Gewerkschaften ernst genommen werden

wir sind vollkommen schockiert über das Ergebnis der Tarifverhandlungen in Bezug auf unsere Forderung von besseren Arbeitsbedingungen!

Im Grunde hat das Verhandlungsergebnis von mehr Urlaub statt besseren Arbeitsbedingungen genau das Gegenteil unserer Forderungen zur Folge.

Wir bekommen mehr Urlaubstage, haben aber aus verschiedenen Gründen, darunter auch der bereits bekannte Personalmangel, schon Probleme, die wenigen Urlaubstage (die wir außerhalb der Schließung haben) zu nehmen. Was sollen wir mit denen, die wir jetzt statt besseren Arbeitsbedingungen noch dazu bekommen?!?!

Wir stehen jetzt vor der Frage, lassen wir unsere Gruppenkollegen z.B. in der Krippe mit 10 Kindern je Gruppe alleine und nehmen uns den Urlaub, lassen wir ihn verfallen oder in dem neuen Fall auszahlen und schonen damit die Nerven der anderen?!

Ich bin Anleitung und sehe meine Anerkennungspraktikant/innen kaum noch, da sie überall eingesetzt werden müssen. Anleitergespräche finden seit längerem (teilweise Monaten) nicht mehr statt. Nach einem Jahr entlasse ich sie dann in die Arbeitswelt, ohne dass sie richtig gelernt haben, in der "Kita- Welt" zu fliegen. Das dürfen dann die zukünftigen Kollegen übernehmen.

Wer möchte da noch anleiten? Wie viele Anerkennungspraktikant/innen sind nach diesem Jahr unter den aktuellen Bedingungen qualifiziert?!

Es ist erschreckend zu sehen, dass oft bei Stellenbesetzungen mit Fachpersonal nicht mehr die Qualifikation der betreffenden Person entscheidend ist, sondern deren Verfügbarkeit auf dem Arbeitsmarkt.

Der Erholungsurlaub ist gut und schön, aber zu dem jetzigen Zeitpunkt belastet er uns mehr als das er hilft.

Wer möchte in einen Beruf, der zwar mehr Urlaub verspricht, aber man dann im Gegenzug im Arbeitsalltag zwischen Personalmangel, Bürokratie und mit immer mehr Kindern mit besonderen Bedarfen (die nicht gestillt werden können) „verbrennt“.

1 Schneewittchen reicht eben nicht für 7 Zwerge!

Alleine die Kinder dauerhaft zu beaufsichtigen, Elterngespräche zu führen, Fortbildungen wahrzunehmen, Auszubilden, die Bürokratie zu bewältigen, Essen für die Kinder zu bestellen und sich dann noch Erholungsurlaub zu nehmen und das am besten alles gleichzeitig nebenher.

Der Arbeitsaufwand unserer Leitung und Stellvertretung ist immens und nicht mehr angemessen zu bewältigen.

Jedes Jahr stehen unendlich viele Leitungen vor den Fragen:

„Gehe ich nach dem Wohl der Kinder und meiner Mitarbeiter/innen?“

 Damit entscheiden Sie sich gegen ihr volles Gehalt und das manchmal auch über Monate!

Oder

„Ich entscheide mich gegen das Wohl der Kinder und meiner Mitarbeiter und Belege sofort alle Plätze!“

Damit entscheiden Sie sich für Ihr volles Gehalt und müssen sich so entscheiden, denn sie müssen von Ihrem Gehalt leben!

Uns ist klar, dass die Vertreter viel gegeben haben in den Verhandlungen, aber keines der Ergebnisse verbessert die Situation meiner Kollegen und Kolleginnen in diesen Tagen. Im Gegenteil.

Die Gewerkschaften haben angekündigt, dass wir für bessere Arbeitsbedingungen streiken.

Wir waren bereit alles zu geben um nicht weiter auszubrennen und fühlen uns im Stich gelassen. Wie sollen wir den Eltern und der Öffentlichkeit immer wieder erklären, dass wir für bessere Arbeitsbedingungen streiken, wenn diese sofort in den Verhandlungen im Sande verlaufen und wir mit ein paar Euro mehr ruhig gestellt werden sollen.

Das Signal an die Öffentlichkeit ist jetzt: „Arbeitsbedingungen sind nicht so wichtig wie das Geld“

Hiermit möchten wir der Öffentlichkeit und auch die Gewerkschaften signalisieren, dass sie nicht mehr in unserem Sinne verhandeln. Wir fühlen uns nicht mehr ernst genommen.

Für uns stellt sich immer mehr die Frage nach der Sinnhaftigkeit der Gewerkschaften. Immer mehr regt sich der Frust bei uns ob die Gewerkschaften noch in unserem Sinne verhandeln und ob wir ihnen am Herzen liegen oder ob wir nur ihre Marionetten sind.

Wir haben mittlerweile den Glauben an die verschiedenen Gewerkschaften verloren.

In tiefer Trauer über das Ergebnis

Erzieher/innen, Eltern und Unterstützer/innen