Selbsttest der Islam-Kritiker

70 Jahre nach dem Holocaust ist es ebenso beschämend wie erschütternd zu sehen, wie gegen Religionsgemeinschaften gehetzt wird und wie versucht wird, Mitglieder von Religionsgemeinschaften auszugrenzen. Im Jahr 2017 gab es 950 Angriffe auf Moscheen. Hierbei wurden 33 Menschen verletzt. In den letzten vier Wochen wurden 26 Angriffe auf Moscheen verzeichnet. Populistische Politiker, wie z.B. der Innenminister Horst Seehofer, CSU, gehen auf Stimmenfang am rechten Rand und gießen mit Aussagen, wie "Der Islam gehört nicht zu Deutschland", zusätzlich Öl ins Feuer.

In dieser ebenso emotionalen wie von Vorurteilen geprägten Debatte wird der Islam als ein Schreckensgespenst dargestell, der nichts als Terror, Gewalt und Krieg hervorbrächte. Ähnliches warf man in den 1920er- und 1930er Jahren immer wieder dem Judentum vor. Dies führte auf deutschem Boden in Verbindung mit Nationalismus, der aktuell ebenfalls erstarkt, zur schlimmsten Terrorherrschaft in der Geschichte der Menschheit. Der Terror ließ zuerst Synagogen brennen und dann über 6 Millionen unschuldiger Menschen aufgrund ihrer Religion systematisch in Konzentrationslagern ermorden. Er führte außerdem zu einem Weltkrieg, durch den 50 Millionen Menschen ihr Leben verloren.

Ebenso wird vergessen, dass der Islam eine jahrhundertealte Religion ist, die facettenreich ist, eine Aufklärung Jahrhunderte vor europäischen Ländern durchlief und das Zussamenspiel der Kulturen und Religionen auf der Welt viel komplexer ist, als uns Populisten und selbsternannte Untergangspropheten oder angebliche Kämpfer für Vaterland, Freiheits- und Frauenrechte glauben machen wollen.

So haben islamische Staaten, als Europa nach dem Untergang des römischen Reiches im Chaos und Mittelalter versank, den Reichtum der griechisch-römischen Kultur bewahrt und fortentwickelt. Auf Umwegen gelangte dieser reiche Schatz an Wissen in Literatur, Philosophie, Recht, Kunst, Kunst und Wissenschaft schließlich nach Eurpa zurück. Dies führte hier zuerst zur Renaissance, später dann zur Aufklärung. Wir verdanken dieser Entwicklung unsere Demokratie und die Grundlagen unserer heutigen Formen und Srukturen von Staat, Gesetzgebung, Verwaltung, Rechtswesen, Politik und Gesellschaft. Denn diese bauen auf Staatstheorien und Methoden auf, die an die Staatstheorien und Philosophien antiker Denker und Philosophen anknüpfen. Islamische Staaten waren zudem über Jahrzehnte, wenn nicht gar Jahrhunderte, das einzige und wichtigste Bindeglied zwischen Europa und Asien, das einen imensen Austausch von Waren und Wissen ermöglichte. Sie waren auch der Grund, wieso europäische Seefahrer und Königreiche neue Entdeckungen wagten, was das Zeitalter der Seefahrer und Kolonialmächte begründete und eine Vielzahl neuer Entdeckungen, darunter die des amerikanischen Kontinents, und den Beweis der Kugelgestalt der Erde hervorbrachte.

Der facettenreichen islamischen Kultur und dem Austausch, den diese ermöglichte und förderte, verdankt Europa, um nur wenige Beispiele von vielen zu nennen, zum Großteil die arabischen Zahlen, sein Dezimalsystem, seine Literatur, Kunst, Architektur, Philosophie, das Papier, Kaffee, Seide, verschiedene Teesorten und Gewürze. Von daher ist es historisch falsch, behaupten zu wollen, der Islam gehöre nicht zu Deutschland. Er hat Deutschland, Europa und die gesamte Welt geprägt und gehört damit defintiv dazu. Man kann lediglich darüber streiten, ob in manchen Ländern bestimmte islamische Traditionen stärker die Gesellschaft, das Recht und die Politik stärker prägen als in Deutschland. Nicht hingegen bestreiten kann man, dass der Islam Deutschland und Europa in seiner Geschichte und Kultur geprägt hat und deswegen zu selbstverständlich zu Deutschland gehört.

Schließlich sollten sich alle diejnigen, welche die angeblich überlegene westliche Kultur des christlichen Abendlandes gegen den Islam ausspielen wollen, der Tatsache vergewissern, dass sich der Westen jahrzehnte- und jahrhundertelang aufgrund machtpolitischer, geopolitischer und strategischer Interessen in heutigen islamischen Staaten oder Gebieten maßgeblich daran beteilgte, lokale, regionale und überregionale Staats-, Gesellschafts- und Machstrukturen aufzubauen, zu verändern oder zu zerstören. Dies führte dazu, dass sich die verschiedensten Staaten zu Diktaturen entwickelten oder zerfielen und heutzutage in diesen Diktatoren, radikale Prediger, Extremisten und islamistische Terrorbanden und Milizen herrschen, die als gewöhnliche Kriminelle ihren Terror, ihre Brutalität, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Mord, Folter, Brandstiftung, Vergewaltigung, Anschläge und Verbrechen und Straftaten aller Art, rücksichtslose Interessenverfolgung unter Berufung auf den Islam religös rechtfertigen wollen und so das Bild eines Islam schaffen, der lediglich Terror und Unterdrückung beinhalten würde und möglichst radikal auszuleben sei. Der Koran wird hierbei oft verfälscht ausgelegt und auf übelste Weise missbraucht.