Volksvertreter Florian Kollmann

Stellungnahme zur Petition Nein zu Windkraftanlagen am Hohen Nistler und Weißer Stein

Grüne , zuletzt bearbeitet am 08.08.2025

Ich lehne ab.

Für eine naturverträgliche Energiewende in Heidelberg

Wir sind für saubere Energie made in Heidelberg aus Sonne, Wind und Flusswärme. Wir sind für den Erhalt der Natur und Artenvielfalt. Wir brauchen den schnellen Ausbau von Erneuerbaren Energien! Wir sind überzeugt: Energiewende und Artenschutz lassen sich erfolgreich verbinden.

Für mögliche Windenergienutzung kommen in Heidelberg aufgrund der sog. Windhöffigkeit* praktisch nur die Flächen Hoher Nistler, Weißer Stein und Lammerskopf, also auf den Höhenzügen, infrage. Alle diese Flächen sind bewaldet. Teilweise sind sie vor Jahren als Nutzholzflächen aufgeforstet worden. Nicht alle diese Flächen sind ökologisch hochwertig. Die im Rahmen der Petition formulierte pauschale Ablehnung von Windenergieanlagen am Hohen Nistler und Weißer Stein ignoriert die dringenden Herausforderungen unserer Zeit: die Klimakrise, die natürlich auch unsere Wälder bedroht, die Notwendigkeit zur Energiewende und unsere Verantwortung, eine lebenswerte Umwelt für kommende Generationen zu bewahren. Deshalb sprechen wir uns entschieden gegen die Grundsätzlichkeit dieser Petition und für den Ausbau der Windenergie in der Region aus. Im Übrigen halten wir die Fotomontage für maßlos überzogen und irreführend.

*Windhöffigkeit bedeutet, wie gut ein Ort für die Nutzung von Windenergie geeignet ist. Je mehr und gleichmäßiger der Wind an einem Ort weht, desto "windhöffiger" ist er.

Warum Windenergie in Heidelberg notwendig ist

Um unsere Klimaziele zu erreichen und gleichzeitig die Abhängigkeit von fossilen Energien zu reduzieren, braucht es einen schnellen und entschlossenen Ausbau erneuerbarer Energien – auch bei uns vor Ort. Gerade Windenergie spielt dabei eine zentrale Rolle: Sie ist effizient, sauber und auf lange Sicht eine der günstigsten Formen der Energiegewinnung. Heidelberg hat sich wichtige Klimaziele gesetzt, darunter das Ziel der Klimaneutralität bis 2030. Ohne eigene Windenergieanlagen lässt sich dieses Ziel nicht erreichen.

Wir sollten uns dabei nicht auf den Ausbau der Windenergie in ländlichen Regionen oder gar in Norddeutschland verlassen. Verbraucht wird die Energie vor allem in Ballungszentren wie Heidelberg. Daher sollte der Strom auch dort erzeugt werden. Der Transport von Strom über lange Distanzen benötigt nicht nur zusätzliche Ressourcen, er erzeugt auch weitere Konflikte in anderen hochwertigen Lebensräumen. Entlang aller nennenswerten Freileitungstrassen haben sich bereits Bürgerinitiativen gegründet oder Naturschutzverbände Einwendungen eingebracht.

Windenergie im Einklang mit Natur und Artenvielfalt

Ein Teil der Flächen, auf der Windkraftanlagen auf Heidelberger Gemarkung entstehen könnten, liegt in einem FFH-Gebiet. Daher sind dort eine FFH-Verträglichkeitsprüfung, eine Umweltverträglichkeitsprüfung sowie eine artenschutzrechtliche Prüfung gesetzlich vorgeschrieben. Erst wenn diese Prüfungen ergeben, dass der Bau mit dem Natur- und Artenschutz vereinbar ist, kann ein Genehmigungsverfahren erfolgreich abgeschlossen werden. Natur- und Klimaschutz sind keine Gegensätze – sie gehören zusammen.

Die oft geäußerte Sorge um den Wald ist richtig und absolut nachvollziehbar, jedoch muss sie in Relation gesetzt werden: Pro Windrad muss etwa ein Hektar Wald gerodet werden. Davon werden 0,4 ha wieder aufgeforstet. Leitungen werden grundsätzlich unter Forstwegen verlegt. Demgegenüber steht eine jährliche CO₂-Einsparung von ca. 6.500 Tonnen pro Windrad – das ist rund 500-mal so viel, wie ein Hektar Wald speichern kann.

Lokale Vorteile für Bürger*innen und die Region

Der geplante Bürgerwindpark am Lammerskopf ist ein gemeinschaftliches Projekt mehrerer regionaler Akteur*innen: darunter die Heidelberger Energiegenossenschaft, die Stadtwerke Heidelberg, sowie weitere Energiegenossenschaften aus der Region. Bürger*innen können direkt von der Energiewende profitieren, indem sie sich an dem Bürgerwindpark beteiligen. Das schafft lokale Wertschöpfung, stärkt die regionale Energieunabhängigkeit und ermöglicht günstigen Ökostrom für viele Haushalte.

Ein einziges modernes Windrad reicht aus, um beispielsweise die rund 5.000 Privathaushalte in Ziegelhausen ein Jahr lang mit grünem Strom zu versorgen. Mit 10 bis 15 Anlagen könnte man demnach den Großteil des Strombedarfs aller Heidelberger Privathaushalte decken. Ein weiterer Vorteil: Wind weht auch im Winter und an dunklen Tagen - und sie bringt daher dann Strom ein, wenn mehr gebraucht wird. Wer also “Nein” zu Windrädern sagt, sagt auch „Nein“ zu sauberem, regional produziertem und günstigem Strom.

Warum kann man die Windräder nicht in der Ebene bauen?

Weil auf den Höhenzügen deutlich mehr Wind weht als in der Ebene. Windenergieanlagen in der Ebene sind wesentlich ineffizienter: Laut Windatlas Baden-Württemberg muss man dort mit etwa 30 bis 50 Prozent weniger Energieertrag rechnen als auf einem Höhenzug. Solche Anlagen wären deshalb wirtschaftlich kaum tragfähig zu betreiben. Zudem gibt es in der Ebene zahlreiche Flächenrestriktionen – etwa durch Abstandsregeln zu Straßen, Bahntrassen oder Wohngebieten.

Der Heidelberger Gemeinderat hatte auf Antrag der Grünen beschlossen, auch mögliche Standorte in der Ebene zu prüfen. Die Ergebnisse zeigen jedoch: An 14 von 15 untersuchten Flächen wird die erforderliche Windleistung nicht erreicht. Lediglich in Kirchheim-West wären die Windverhältnisse grundsätzlich geeignet. Dieses Areal liegt jedoch vollständig in einem Vorranggebiet für den Abbau von Sand und Kies und steht laut Verband Region Rhein-Neckar (VRRN) daher im Zielkonflikt mit der Rohstoffsicherung. Aus diesem Grund wird derzeit keine Fläche in der Heidelberger Ebene weiterverfolgt.

Heidelbergs Beitrag zur Energiewende

Baden-Württemberg hat die Verfahren für Windkraftanlagen inzwischen deutlich beschleunigt. Der Ausbau der Windenergie ist notwendig, sinnvoll und machbar – auch in bewaldeten Regionen, sofern dies mit Rücksicht auf Natur und Artenschutz erfolgt.

Fazit

Strom aus Sonne und Wind schont nicht nur das Klima, sondern auch den Geldbeutel. Die Stromerzeugung aus Sonne und Wind ist wesentlich günstiger als die Erzeugung aus Fossilen oder Atomkraft. Wer die Energiewende ernst nimmt, muss Windenergie auch vor Ort ermöglichen. Die Herausforderungen des Klimawandels lassen sich nicht durch symbolische Ablehnung, sondern nur durch konkretes Handeln lösen. Der geplante Windpark auf dem Lammerskopf – unter Einbeziehung von Hohem Nistler und Weißer Stein – ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung. Wir setzen auf eine naturverträgliche, klimafreundliche und bürgernahe Energiezukunft – und sagen klar: Ja zur Windenergie in Heidelberg. Für Klimaschutz vor Ort und eine nachhaltige Zukunft: Wir sind für den naturverträglichen Ausbau der Windenergie!

Florian Kollmann
Partei: Grüne
Fraktion: Grüne
Neuwahl: 2024
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