Volksvertreterin Tanja Bauder-Wöhr

Stellungnahme zur Petition Eine schonende, denkmalgerechte und naturerhaltende Sanierung des "Grünen Wehr"

Marburger Linke, zuletzt bearbeitet am 13.07.2018

Keine Stellungnahme.
Ich befürworte eine öffentliche Anhörung im Fachausschuss.
Ich befürworte eine öffentliche Anhörung im Parlament/Plenum.

Das kleine Universitätsstädtchen Marburg ist reich an kulturhistorischen Stätten. Die Stadt umrahmt von Bergen mitsamt ihrem malerischen Fluß, der Lahn, lädt seit jeher viele Menschen ein, hier zu verweilen, zu studieren, zu leben. Leider werden jedoch denkmalgeschützte Gebäude immer wieder vom Abriss bedroht – sollen durch unattraktive Neubauten ersetzt werden. Das nächste Kulturdenkmal, welches akut bedroht ist, zerstört zu werden, ist das „Grüner Wehr“ - Im Volksmund liebevoll als „Klein-Venedig“ bezeichnet.
Den Stadtverordneten der Universitätsstadt Marburg sind in den vergangenen Jahren immer wieder Pläne zur Sanierung des „Grüner Wehr“ vorgelegt worden - von einem Abriss beziehungsweise Neubau war hingegen nicht die Rede. Ende Februar fand eine Ortsbeiratsitzung in Weidenhausen statt, an der zahlreiche Anwohner teilnahmen. Dazu eingeladen war der zuständige Projektplaner Herr Plassmann. Ihm schlossen sich der zuständige Dezernet Bürgermeister Wieland Stötzel sowie Bauamtsleiter Herr Ruth an. In der Diskussion wurden folgende Fakten dargelegt: 2008 ging man tatsächlich noch von einer Sanierung aus. Mittlerweile hat man sich von diesen Planungen verabschiedet. Dazu liegen verschiedene Gutachten aus Planungsbüros vor. Warum diese nicht öffentlich gemacht werden sollen, erschließt sich mir nicht, zumal Transparenz und Bürgerbeteiligung in Marburg von offizieller Seite dem Anschein nach großgeschrieben werden.
Ebenfalls wurde auf der Ortsbeiratsitzung bekannt, dass der Sanierungsbedarf seit Mitte der sechziger Jahre des letzen Jahrhunderts bekannt sei, dass aber lediglich kleinere Reperaturarbeiten seither am Wehr durchgeführt wurden, was aus meiner Sicht eine gelungene Beweisführung für die Standhaftigkeit des Wehrs darstellt!
Zudem sind Kosten für einen Neubau des Wehres genannt worden. Diese belaufen sich auf etwa 3,5 Mio €. Hiervon übernimmt die EU 1,5 Mio € an Fördergeldern, da es eine EU-Richtlinie gibt, die rechtlich verbindlich für die BRD ist, die besagt, dass man bei Gewässern für alle aquaristischen Lebewesen eine Wehrdurchlässigkeit zu gewährleisten hat. Das bedeutet konkret, an das bestehende „Grüner Wehr“, soll eine Fischtreppe gebaut werden. Dies ist sicherlich auch unter den Aspekten einer Sanierung möglich. Ob das eine Investition von 3,5 Mio € rechtfertigt, wird kritisch hinterfragt, zumal auf die Stadt Kosten von 2 € Mio zukommen, und das im Stadium von Vorplanungen, man darf also mit einer Kostensteigerung rechnen.
Zudem ist das „Grüner Wehr“ im wahrsten Sinne des Wortes ein Wahrzeichen der schönen Universitätsstadt Marburg. Es ziert nicht nur viele Postkartenmotive. Es ist aus historischer Sicht unmittelbar mit dem kulturellen, sozialgeschichtlichen und finanziellen Aufstieg der Stadt Marburg verbunden. Wir reden deshalb über ein Kulturdenkmal nach §2 HDSchG (Hessisches Denkmalschutzgesetz)!
Ein weiterer wichtiger Aspekt spielt dabei die Rolle der Lahn im Innenstadtbereich - als Ausflugsziel, zur Naherholung nicht nur junger Familien, die vor allem in den Sommermonaten hierher zum Baden kommen, was auch in der Lahnstudie belegt wird. Es wurde durch Herrn Plassmann auf Nachfrage bestätigt, dass nach Umbau - die Fließgeschwindigkeiten sich erhöhen und somit ein Plantschen jetztiger Art, nicht mehr möglich sein wird. Der gesamte Bereich vom Hirsefeldsteg bis zum Wehr, das Kiesbett, der urige Bewuchs, wird bei den Bauarbeiten komplett zerstört.
Ich spreche mich klar für den Erhalt des denkmalgeschützen Wehrs aus! Ich bin überzeugt, eine Fischtreppe kann auch an das bestehende Wehr angebracht werden. Die eingeplanten Finanzmittel sind an anderer Stelle sicherlich sinvoller einzusetzen!

Tanja Bauder-Wöhr

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