14.03.2024, 16:41
Heute neue Zahlen zum Kaufpreis bekommen, die gestern im Haushaltsausschuss des Finanzsenators genannt wurden. Der Kaufpreis soll bei 1,4 Milliarden, nicht bei 1,6 Milliarden Euro liegen.
Außerdem noch Korrekturen von Syntaxfehler und Satzzeichensetzung in der Fußnote vorgenommen.
Neuer Petitionstext:
Das Land Berlin darf auf keinen Fall den Kaufpreis von 1,61,4 Milliarden Euro aus Steuermitteln für das Fernwärmenetz zahlen [siehe unten Fußnote1].
Das ist zu viel!
Noch im Juli 2023 gab Vattenfall bekannt, bis 2030 3 Milliarden Euro allein dafür ausgeben zu wollen, die Kraft- und Heizwerke so umzubauen, dass sie keine Kohle mehr verbrennen [2].
Wieviel Geld nötig sein wird, um bis 2040 auch vom Erdgas wegzukommen, wurde bisher weder von Vattenfall noch vom Senat dargelegt [3]. Der bestehende Plan zu einer klimaneutralen Fernwärme ist von den Kosten her unkalkulierbar und fragwürdig hinsichtlich der Umsetzbarkeit.
Berlin ginge mit diesem Kauf, rund 23 Jahre nach dem Bankenskandal, mal wieder erhebliche finanzielle Risiken für die Zukunft ein. Wer sie tragen wird, ist eine wichtige, soziale Frage [4].
Insgesamt zu viele Fragezeichen für 1,61,4 Milliarden Euro – 1 Euro reicht!
Warum braucht es einen neuen Plan für die klimaneutrale Fernwärmeversorgung?
Betrachtet man den Balken neben der Grafik [5] des Dekarbonisierungsfahrplans von Vattenfall ergibt sich grob betrachtet, dass 2040 die Fernwärme zu etwa 40% aus Wasserstoff, zu 10% aus Müllverbrennung, zu 16% aus Biomasse und Holzverbrennung und zu 34% aus Strom bzw. Erneuerbaren Energien kommen soll. Werden fossile Brennstoffe noch nötig sein, so soll das dabei entstehende Kohlendioxid abgetrennt und gespeichert werden (sog. CCS-Technologie, )[6].
Dieser Plan muss überarbeitet werden, denn:
- Wasserstoff: Bislang ist nicht klar, woher die große Menge an „Grünem“ Wasserstoff (hergestellt mit Strom aus Sonne oder Wind) zu welchen Kosten kommen soll. Für die industrielle Produktion ist Wasserstoff sinnvoll. Da seine Herstellung aber wasser- und energieintensiv ist, ist es laut Fachleuten Verschwendung, ihn zum Heizen zu verwenden [7].
- Müllverbrennung: Die Steigerung der Müllverbrennung von 4% auf 10% widerspricht dem Anliegen Berlins, mit „Zero Waste“-Konzepten (kein Abfall) weniger Müll zu produzieren und so Rohstoffe und Energie einzusparen [8].
- Biomasse und Holzverbrennung: Die von Vattenfall genannte Menge an Holzhackschnitzeln ergibt einen Bedarf der 2,4-fachen Fläche Berlins für den Holzmonokulturanbau in Brandenburg und Polen [9, 10] . Neben dem absurd hohen Flächenbedarf sind Auswirkungen auf den Boden, Wasserbedarf, Energiebedarf für Trocknung, Verarbeitung und Transport nicht berücksichtigt und die Kosten unbekannt [11].
- CCS – Carboncapture and Storage: Die Kosten für das Abscheiden und Speichern von CO2 sind derzeit noch sehr hoch. Wie sich die Kosten in Zukunft entwickeln werden, kann nicht zuverlässig abgeschätzt werden [12].
- Erneuerbare Energien: Diese sollen in erster Linie als Strom aus erneuerbaren Quellen kommen, ein kleinerer Teil aus Geothermie. Ob gerade Letzteres bis zu dem angegebenen Ziel von 6% erreicht wird und zu welchen Kosten ist ebenfalls unbekannt.
Was sollte passieren für eine klimaneutrale Fernwärmeversorgung?
Das Fernwärmenetz sollte so wenig wie möglich weiter ausgebaut werden. 10% wertvolle Wärmeenergie gehen allein beim Transport an den Untergrund verloren. Hauptgrund dafür sind die hohen Netztemperaturen, im Durchschnitt etwa 100°C, wofür es entsprechend viel Energie bedarf.
Ein erster, bereits von Vattenfall geplanter Schritt, wären Investitionen für deren Absenkung [13]. Dies würde den Energiebedarf langfristig senken. Dies ist notwendig, will man die Fernwärme allein mit Erneuerbaren Energien betreiben.
Dazu braucht es für jedes Kraftwerk einen individuellen Mix aus z.B. Großwärmepumpen, Photovoltaik, Solarthermie, Geothermie und anderen Quellen. Realistisch gesehen wird es aber für die Fernwärme – ob Holz, Wasserstoff oder was auch immer – in einer Großstadt wie Berlin ohne Verbrennung wohl nicht gehen.
Eine notwendige Ergänzung zur Fernwärme könnten beispielsweise sogenannte Kalte Nahwärmenetze sein. Das Wasser in diesen Wärmenetzen hat Temperaturen zwischen ca. 10°C bis 20°C und wird dann durch Wärmepumpen in den Häusern erwärmt [14]. Sie haben den Vorteil, dass sie eine lokale Energieversorgung mit geringem Aufwand ermöglichen und auch später erweitert werden können. Sie benötigen erheblich weniger Energie, haben kaum Transportverluste, sind in der Lage Umweltwärme zu nutzen und können sowohl Wärme bereitstellen als auch zur moderaten Gebäudekühlung beitragen, was in Zeiten des Klimawandels zunehmend wichtig ist.
Neues Zeichnungsende: 12.06.2024
Unterschriften zum Zeitpunkt der Änderung: 56 (54 in Berlin)