Bildung

Reduktion der Arbeitsbelastung der Oberstufenschüler an Schleswig-Holsteins Gymnasien

Petition richtet sich an
Karin Prien, Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Schleswig-Holstein
474 Unterstützende 449 in Schleswig-Holstein

Der Petition wurde nicht entsprochen

474 Unterstützende 449 in Schleswig-Holstein

Der Petition wurde nicht entsprochen

  1. Gestartet September 2022
  2. Sammlung beendet
  3. Eingereicht am 29.03.2023
  4. Dialog
  5. Beendet

Offener Brief an das Kultusministerium Schleswig‐Holstein

Beweggrund: Arbeitsbelastung des Abiturjahrgangs 2022‐24 (Q1)

September 2022

Sehr geehrte Frau Prien,

hiermit wende ich mich mit einer dringenden Bitte an Sie als Kultusministerin und Hauptverantwortliche für die Reform der Oberstufe, wie sie derzeit an den Gymnasien in SchleswigHolstein umgesetzt wird. 

Reduzieren Sie für alle künftigen Jahrgänge das Stundenkontingent der Oberstufenschüler*innen auf ein Maximum von 34 Wochenstunden! Die Belastung des Jahrgangs Q1 mit mindestens 36, häufig 38 Wochenstunden ist so nicht haltbar!

Ich beobachte die Entwicklung mit großer Sorge, denn kein Jahrgang vorher hatte mit einer derart hohen Arbeitsbelastung zu kämpfen. Tätig als Klavierlehrerin an der Kreismusikschule Nordfriesland, mit Schülern in Husum, Niebüll und auf Sylt, erlebe ich Schüler*innen, die bereits nach 1 ½ Wochen Unterricht nur noch schlapp und schief auf dem Stuhl sitzen, völlig erschöpft und demotiviert berichten, dass Schule so überhaupt keinen Spaß macht. Und das, obwohl Schüler*innen, die noch in der Oberstufe ein Instrument spielen, in der Regel zu den leistungsstärkeren und gut organisierten Menschen gehören. Es kann und darf nicht sein, dass sie ernsthaft darüber nachdenken, die Schule abzubrechen, bloß weil ihnen alles über den Kopf wächst!

Besonders dramatisch ist, dass all die schönen Dinge, die Schule so lebens‐ und erlebenswert machen, wie Theater‐AGs, Zirkus, Sportgruppen oder Orchester, von den Schüler*innen nicht mehr belegt werden können, weil der Stundenplan in den vorher freien Stunden nun regulären Unterricht vorsieht. Dabei ist dieser kreative Ausgleich mehr als nur reiner Freizeitspaß – er ermöglicht Zusammenhalt und gesundes Lernen. Auch die Hobbies nach der Schule werden zum Großteil eingestellt, weil den Schüler*innen die Zeit und Kraft fehlt. Wollen Sie das wirklich?!

Ein(e) Gymnasiallehrer*in mit einer Vollzeitstelle unterrichtet nach meinem Kenntnisstand 25,5 Wochenstunden. Der Unterricht soll ja schließlich noch vor‐ und nachbereitet werden, Klausuren und Tests müssen korrigiert werden. Sicherlich ist der Vergleich des Arbeitsaufwandes schwierig. Dennoch: Ein(e) fertig ausgebildete(r) Lehrer*in steht nicht vor einer richtungsweisenden Prüfung, die möglicherweise den Lebensweg entscheidend beeinflusst. Außerdem hat er/ sie nach ein paar Jahren durchaus Material und ein pädagogisches Repertoire, auf das er/ sie zurückgreifen kann. Es muss also nicht in jeder Stunde alles minutiös durchgeplant sein. Ein(e) angehender Abiturient*in aber, der/ die vielleicht auch auf einen NC hinarbeitet, muss sich durchaus darum bemühen, auf jede Stunde gut vorbereitet zu sein. Mitunter nehmen Erörterungen oder Referate viel Zeit zusätzlich in Anspruch. Wie genau haben Sie gedacht, soll das zu schaffen sein, wenn die Schüler*innen deutlich länger in der Schule verweilen als der/ die Lehrer*innen?!

Hinzu kommt noch ein weiteres Problem, das gern aus den Augen verloren wird: Schleswig‐Holstein ist ein Flächenland. Die Gymnasien befinden sich in den Städten, zu denen viele Schüler*innen lange Fahrzeiten von bis zu 60 Minuten aus den „umliegenden“ Dörfern in Kauf nehmen. Das bedeutet, dass sie für einen 10 Stunden‐Schultag vor 7 Uhr morgens das Haus verlassen und erst gegen 18 Uhr nach Hause zurückkehren. Ein Arbeitnehmer würde hier verständlicherweise stöhnen, aber den Schüler*innen muten wir es zu und behaupten am besten noch, früher sei es auch anstrengend gewesen. Ich möchte das unbedingt anzweifeln. In den letzten 20 Jahren, seit ich unterrichte, habe ich das so noch nicht erlebt. 

Ich möchte Sie hiermit eindringlich dazu aufrufen, die Verteilung der Stunden in den beiden Jahren bis zum Abitur wieder rückgängig zu machen! Die Stunden, die aus dem Prüfungshalbjahr weggenommen wurden, dürfen gern wieder dorthin zurück. Sie können und sollten der intensiven Prüfungsvorbereitung und Wiederholung des Stoffes dienen.

Oft ist im Leben weniger mehr. Es geht nicht darum, die Schüler*innen maximal lang in der Schule zu behalten, sondern die Zeit sinnvoll zu füllen, mit einem ausgewogenen Verhältnis von Arbeits‐ und Erholungsphasen.

Mit herzlichem Gruß,

Constance Vogel 

Begründung

Wir bauen unsere Zukunft auf unsere Kinder und Jugendlichen. Sie bezahlen später mit ihrer Arbeits- und Schaffenskraft für alles, was wir jetzt tun. Kümmern wir uns also maximal gut um sie!

Dabei müssen wir sie keinesfalls in Watte packen, denn die Jugendlichen sind sehr belastbar. Aber wir sollten wachsam reagieren, wenn Belastungsgrenzen dauerhaft überschritten werden.

Vielen Dank für Ihre Unterstützung, Constance Vogel aus Aventoft
Frage an den Initiator

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Neuigkeiten

  • Liebe Unterstützende,

    der Petitionsausschuss, hat das Verfahren beendet. Dem Anliegen wurde nicht entsprochen. Der Ausschuss beruft sich auf eine Stellungnahme des zuständigen Ministeriums und die kürzlich erfolgte Reform der Oberstufenverordnung, mit der eine verstärkte Fokussierung nach persönlichen Interessen möglich werden soll.
    Den vollständigen Beschluss finden Sie im Anhang.

    Viele Grüße
    das openPetition-Team

  • Das Ministerium für allgemeine und berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur hat zu der Petition Stellung bezogen.

    Es wird darauf verweisen, dass kürzlich eine Reform umgesetzt wurde und im Vorhinein ein mehrjähriger Diskussionsprozess stattgefunden hat. Die Umsetzung dieser Reform wird nun beobachtet und das Feedback der Beteiligten erwartet.

    Angehängt finden Sie das vollständige Schreiben.

    Liebe Grüße
    das Team von openPetition

  • Liebe Unterstützende,

    das Anliegen wurde an den zuständigen Petitionsausschuss weitergeleitet und hat das Geschäftszeichen L2119-20/349 erhalten. Wir werden Sie auf dem Laufenden halten und regelmäßig über Neuigkeiten informieren.

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