Sprachliche Inklusion nichtbinärer Personen in den öffentlich-rechtlichen Medien

Petition richtet sich an
Öffentlich-rechtlicher Rundfunk

252 Unterschriften

Sammlung beendet

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  1. Gestartet Juni 2025
  2. Sammlung beendet
  3. Einreichung vorbereiten
  4. Dialog mit Empfänger
  5. Entscheidung

Petition richtet sich an: Öffentlich-rechtlicher Rundfunk

In der letzten Zeit ist in den Medien zu beobachten, dass bei Personenwörtern vermehrt eine Doppelnennung der weiblichen und männlichen Form verwendet wird (z. B. „Zuschauer und Zuschauerinnen“, „Wählerinnen und Wähler“). Dies zeigt, dass das Bewusstsein für und der Wunsch nach Geschlechtergerechtigkeit wächst. Wir wissen es zu schätzen, dass sich so viele Menschen die Mühe machen, nicht einfach das generische Maskulinum zu benutzen.

Doch so gut diese Sprachverwendung auch gemeint ist – es gibt einige Menschen, die sich durch derartige Formulierungen mindestens genauso ausgeschlossen fühlen, als wenn einfach „Zuschauer“ oder „Wähler“ gesagt würde. Dies sind Menschen, die sich weder als ausschließlich weiblich noch als ausschließlich männlich identifizieren. Das Wort „nichtbinär“ wird häufig verwendet, um diese Menschen zu beschreiben. Viele davon bezeichnen sich zusätzlich als transgeschlechtlich. Wie binäre Transgeschlechtlichkeit geht Nichtbinarität oft mit einem starken Unwohlsein mit dem Geschlecht einher, das der Person bei der Geburt zugewiesen wurde. Der Anteil transgeschlechtlicher Personen wird auf 0,6% der Bevölkerung geschätzt. [Q] Die Existenz von mehr als zwei Geschlechtern[Q] wurde in Deutschland bereits 2018 offiziell anerkannt. Im November 2024 ist zudem das Selbstbestimmungsgesetz (SBGG) in Kraft getreten, das es nichtbinären Menschen erleichtert, ihr durch das Grundgesetz geschütztes Recht auf geschlechtliche Selbstbestimmung zu verwirklichen.[Q]

Wir wünschen uns, dass in den öffentlich-rechtlichen Medien sprachliche Formulierungen verwendet werden, die auch nichtbinäre Menschen mit einbeziehen.

Begründung

Über das SBGG wurde in den öffentlich-rechtlichen Medien berichtet. Es wurden auch schon mehrere Dokumentationen gesendet, in denen nichtbinäre Menschen vorgestellt wurden. Die Thematik wurde sogar in Wissenschaftssendungen beleuchtet. Das Thema ist also in den öffentlich-rechtlichen Medien durchaus präsent. Dies ist sehr begrüßenswert, da gesamtgesellschaftlich immer noch großer Aufklärungsbedarf besteht. Leider scheint diese Auseinandersetzung mit der Thematik nicht immer auszureichen, um die Schwierigkeit zu begreifen, vor welche die Doppelnennung nichtbinäre Menschen stellt. So wird öfters direkt im Anschluss an gute Berichte und Dokumentationen, in denen die Nichtbinarität ins Bewusstsein gerückt wurde, im Programm wieder auf die Doppelnennung zurückgegriffen.

Viele Menschen haben nur eine vage Vorstellung davon, was es wirklich heißt, nichtbinär zu sein. Insofern ist ihnen gar nicht bewusst, dass nichtbinäre Personen in der deutschen Sprache so gut wie unsichtbar sind. Aufgrund des fehlenden Problembewusstseins haben auch viele Unternehmen immer noch keine Möglichkeit einer geschlechtsneutralen Anrede bei der Kommunikation mit Privatpersonen umgesetzt. Die tägliche Erfahrung, einfach ignoriert zu werden, führt bei vielen nichtbinären Personen zu einem großen Leidensdruck.

Wir sind uns bewusst, dass es im Deutschen herausfordernd sein kann, sich wirklich geschlechtsneutral auszudrücken, ohne auf das generische Maskulinum zurückzugreifen. Doch es gibt Möglichkeiten, und wir hoffen, mit diesem Aufruf eine Bereitschaft zu inspirieren, aktiv zu einer inklusiveren Sprache beizutragen. Unter anderem sind bisher Lösungen mit Sonderzeichen wie Stern und Doppelpunkt verbreitet, um nichtbinäre Menschen einzuschließen. Sie können zwar einheitlich auf die meisten Personenwörter angewendet werden, sind dafür aber oft schwer aussprechbar und werden von vielen Menschen beim Lesen als störend empfunden.

Langfristig wäre es sicher wünschenswert, wenn es eine einheitliche Lösung für leicht aussprechbare geschlechtsneutrale Begriffe gäbe. Wir wollen darauf hinweisen, dass es für eine solche Lösung schon einen Vorschlag gibt, der von interessierten (unter anderem nichtbinären) Personen unter Anleitung des Vereins für geschlechtsneutrales Deutsch gemeinsam entwickelt wurde: das Inklusivum (z. B. „de älteste Einwohnere“, „viele Einwohnerne“); siehe geschlechtsneutral.net/kurzuebersicht für weitere Infos.

Bis sich eine solche Lösung durchgesetzt hat, können andere Formulierungen verwendet werden, die zwar weniger einheitlich sind, dafür jedoch leicht zugänglich und insbesondere auch für die gesprochene Berichterstattung geeignet. Hier einige Beispiele für inklusive Formulierungen, die oft sogar kürzer als die umständliche Doppelnennung sind:

  • Statt „Liebe Zuschauer und Zuschauerinnen“: „Liebe Zuschauende“.
  • Statt „die Wählerinnen und Wähler“: „die Wählenden“ oder „die Wahlberechtigten“ (je nach Kontext).
  • Statt „die Lehrer und Lehrerinnen“: „die Lehrenden“ oder „die Lehrkräfte“.
  • Statt „die Einwohnerinnen und Einwohner von Berlin“: „die Menschen, die in Berlin wohnen“.
  • Statt „Fragen Sie Ihren Arzt oder Ihre Ärztin“: „Holen Sie sich ärztlichen Rat“.

Auch die Formulierung „Meine Damen und Herren“ ist nicht geschlechtsneutral. Bei der Tagesschau wurde sie bereits abgeschafft, weil viele Menschen nicht mehr das Gefühl haben, in einer Welt der Damen und Herren zu leben. Trotzdem scheint es einigen Moderierenden schwer zu fallen, sich von der alten Angewohnheit zu lösen. Wo ein Ersatz für die Formulierung gewünscht ist, bietet sich je nach Kontext „Liebes Publikum“, „Liebe Zuschauende“ oder „Liebe Zuhörende“ an. Aber in vielen Fällen kann dieses Relikt einfach gestrichen werden. Im Rahmen der Begrüßung reicht (wie bei der Tagesschau bereits umgesetzt) „Guten Tag“ oder „Guten Abend“ völlig aus.

Aus unserer Sicht gehört es zu dem Bildungsauftrag der öffentlich-rechtlichen Medien, dass sie über die Existenz nichtbinärer Menschen aufklären und dabei auch demonstrieren, welche wichtige Rolle geschlechtsneutrale Personenbezeichnungen für den respektvollen Umgang mit nichtbinären Personen spielen. Das wäre ein großer Schritt für die Geschlechtergerechtigkeit in Deutschland. Vielen Dank!

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Angaben zur Petition

Petition gestartet: 01.06.2025
Sammlung endet: 30.11.2025
Region: Deutschland
Kategorie: Minderheitenschutz

Neuigkeiten

  • Uns ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass wir im Rahmen der Petition den Begriff „nichtbinär“ in einem sehr umfassenden Sinn verwendet haben. Es handelt sich dabei um den bekanntesten und verbreitetsten Begriff für Menschen, die sich weder als ausschließlich weiblich noch als ausschließlich männlich identifizieren. Allerdings nehmen wir zur Kenntnis, dass nicht alle Menschen, auf die dies zutrifft, den Begriff „nichtbinär“ für sich verwenden. Auch sie würden natürlich trotzdem von geschlechtsneutraleren Formulierungen in den Medien und damit von dieser Petition profitieren. Wir entschuldigen uns insbesondere bei intergeschlechtlichen Menschen dafür, dass wir versäumt haben, sie im Text gesondert zu erwähnen, und möchten an dieser Stelle betonen, dass die Bemühungen von inter Personen wichtige Beiträge zur rechtlichen Anerkennung nichtbinärer Geschlechtsidentitäten geleistet haben.

Es wird höchste Zeit, dass bei der Inklusion nichtbinärer Menschen Fortschritte gemacht werden. Einige Unternehmen haben noch nicht einmal das sich aus dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz ergebende Recht auf eine geschlechtsneutrale Anrede umgesetzt. Nichtbinäre Menschen müssen in der Öffentlichkeit präsenter werden. Die öffentlich-rechtlichen Medien sollten durch inklusive Sprache ein deutliches Zeichen setzen.

Inklusion durch Sprache ist Symbolpolitik, die von echter Integration ablenkt - und die Hemmungen davor erhöht, statt sie zu reduzieren. Ich muss mich dem Argument des generischen Maskulinums anschließen.

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