Volksvertreter Wilhelm Kemna

Stellungnahme zur Petition Rettet den Schulgarten am Gymnasium Kamen

CDU, zuletzt bearbeitet am 03.04.2023

Ich lehne ab.

Wilhelm Kemna (CDU)
Persönliche Stellungnahme in der Schulgartendiskussion

Leidenschaft ist eine schöne Sache, die das Leben begleiten sollte; zieht sie andere in den Bann, so kann sie bei einseitiger Betrachtung der Sache unter Umständen jedoch auch schnell den pragmatischen Ansatz zur Problemlösung verblenden. Kernaussagen, die in der Presse zu finden sind, resultieren teils aus einseitiger Sichtweise und führen zu markanten Überschriften, die eine Verführung zur Verfechtung des Schulgartens auslösen, ohne dass Informationen in ihrer Gesamtheit Berücksichtigung finden. Natürlich ist Herrn Haupt für seine Arbeiten Dank zu zollen, natürlich ist ein Schulgarten von Vorteil, wenn dieser seinen Nutzen findet, natürlich ist ein „Biotop“, wenngleich einstmals künstlich angelegt, ein wertvoller Beitrag für die Natur. Und man darf sich auch über jeden Baum freuen, der in Kamen wächst. Man sollte jedoch keinesfalls suggerieren, das hier ein Schulgarten mutwillig zerstört werden soll und Alternativen für den Erhalt exakt des Bereiches, in dem sich der Schulgarten befindet, tatsächlich zum gleichen Preis für Schulsanierung und –erweiterungskosten bestehen würden. Nein, diese Alternativen gibt es nicht. Und sie lassen sich auch nicht durch Unterschriftensammlungen schaffen. Es macht zwar einen gewissen Eindruck, dass der Biologe Klaus-Bernhard Kühnapfel, Mitglied des Kreistages für die Partei Bündnis 90/Die Grünen, 1460 Unterschriften gesammelt hat, von denen 937 aus Kamen kommen und damit für Gedankenspiele relevant sein könnten; von tatsächlicher Bedeutung erscheinen mir diese aber nicht; zumal die Sammlung von einst 2.700 Unterschriften für den Erhalt der Kleinschwimmhalle in Heeren-Werve keine Relevanz für ein gedachtes Ergebnis hatte. Der Wert der 937 Kamener Unterschriften bleibt überdies für mich fraglich, da ich nicht erkennen kann, über welche Informationen die Unterschriftleistenden zum Zeitpunkt ihrer Unterzeichnung überhaupt verfügten, d . h., es stellte sich dazu die Frage, ob die Unterzeichner bereits wussten, dass sich die Stadtverwaltung bereits mit einer Vielzahl denkbarer Standortvarianten befasst hatte, diese aber wegen tatsächlicher Unmöglichkeit der Realisierung verwerfen musste. War ihnen bekannt, dass ein Eingriff in den Schulgarten auch nötig sein würde, um eine Gebäudesanierung vorzunehmen? War ihnen bekannt, dass sich Lehrer, Schüler und Elternschaft in der Sache beteiligten und mit der Ergebnisfindung die Beeinträchtigung des Schulgartens in Kauf zu nehmen bereit sind? War ihnen bekannt, dass der letztlich favorisierten Variante (pro Schulerweiterung contra Unversehrtheit des Schulgartens) in den einschlägigen Ausschusssitzungen zugestimmt wurde? War den Unterzeichnern bekannt, dass eine Sanierung und Erweiterung der Schule dringend und zwingend erforderlich ist? Waren die Antworten auf die hier aufgeworfenen Fragen auch den „Omas for future“ bekannt als sie sich in die Diskussion einbrachten oder war die Aktion dieser Gruppe auch mehr ideologisch geprägt? Mir ist nicht bekannt, dass sie sich vor der Unterschriftensammlung ausführlich mit dem Thema befassten, Anfragen bei der Stadtverwaltung oder den Ratsmitgliedern hielten; wohl, dass sie sich im Nachgang beim Fraktionschef der SPD erkundigten. Bei der Abstimmung über einen Schulgarten kann man die Schule und so die Zukunft der Schule einfach nicht ausblenden. Jede Medaille hat schließlich auch eine Kehrseite. Wurde diese überhaupt zur Kenntnis genommen? Wer sich für die Zukunft einsetzen möchte, sollte auch eben darüber nachdenken; so über die Chancen zur Optimierung der Schule, über die Chancen für unsere Schulkinder, über die Zukunft der Menschen in Kamen. Ich vermisse bei den Aktionisten, die sich für den Erhalt des Schulgartens in derzeitiger Existenz einsetzen, mehr als deutlich den zur Abwägung der Güterinteressen zwingend erforderlichen Pragmatismus. Wenn nur eine Entscheidung für „A“ oder „B“ getroffen werden kann und muss, dann kann ich nicht plötzlich anfangen über „C“ und „D“ zu diskutieren; nur um damit zu beweisen, dass ich auch von diesen Buchstaben schon mal etwas gehört habe. Im Übrigen wird bei dieser Güterabwägung nicht entschieden werden müssen zwischen „Mensch oder Natur“; vielmehr wird ein „Mensch und Natur“ möglich werden. Teile des Schulgartens lassen sich verlegen und dieser Möglichkeit wird sicherlich Rechnung getragen werden. Löse ich mich von der emotionalen Ebene, dann komme ich bei rein sachlich-intellektueller Betrachtung zum Ergebnis, dass die Schule wie vorgeschlagen saniert und erweitert werden muss und der Schulgarten leider aber zwingend weichen muss, wobei Teile dessen verlegt werden können. Anderweitige phantasievolle Alternativen ziehe ich nicht in Betracht, da diese unter dem Aspekt der Planungsrechts in den nächsten 10 Jahren kaum realisierbar erscheinen und eine saftige Erhöhung der Grundsteuer bewirken dürften, die auch niemand haben möchte. Spätestens wenn man erkannt hat, dass der Gaul tot ist, sollte man aufhören, diesen weiter zu reiten.

Ich weiß, man kann nicht allen gefallen; das aber sollte auch nie mein Ziel sein.

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