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Für gute Arbeit in der Wissenschaft - Offener Brief an die Deutsche Gesellschaft für Soziologie

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2014-08-29 17:59

Die Liste der Erstunterzeichner/innen wurde angefügt und es wurden letzte formale Änderungen am Petitionstext vorgenommen.
Neuer Titel: Für gute Arbeit in der Wissenschaft - Offener Brief an die Deutsche Gesellschaft für Soziologie Neuer Petitionstext: Die Liebe Kolleg/innen,

die massiven gesellschaftlichen Umwälzungsprozesse der letzten Jahrzehnte haben weder vor der Wissenschaft im Allgemeinen noch vor der Soziologie im Besonderen halt gemacht. Deregulierung, Aktivierung und Wettbewerbsorientierung haben hoch problematische Entwicklungen nach sich gezogen, nicht zuletzt eine zunehmende Prekarisierung von Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen.

Wir fordern mit diesem offenen Brief die Deutsche Gesellschaft für Soziologie und ihre Mitglieder auf, sich aktiv und kritisch mit diesen Entwicklungen auseinanderzusetzen und sich zukünftig für gute Arbeits- und Beschäftigungsverhältnisse ebenso einzusetzen wie für die bereits bestehenden wissenschaftlichen und forschungsethischen Standards. Wir fordern dazu auf, einerseits bestehende Handlungsspielräume zu nutzen, und sich andererseits langfristig für die Verbesserung von Beschäftigungsverhältnissen hochschulpolitisch konsequent einzusetzen.

Am stärksten trifft die Prekarisierung den sogenannten wissenschaftlichen Nachwuchs - die größte Beschäftigtengruppe. Für sie gibt es keine planbaren Beschäftigungsperspektiven in der Wissenschaft. Sie sieht sich Teilzeitbeschäftigung, Befristung, Kettenverträgen und Stipendien anstelle von sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnissen ausgesetzt.
Diese Probleme zeigen sich aber in jeder Phase der wissenschaftlichen Laufbahn:
Promovierende kämpfen mit ihrem ungeregelten Rechtsstatus und persönlichen Abhängigkeiten. Lehrbeauftragte halten mit kümmerlich bezahlten Lehraufträgen die Studiengänge aufrecht. Postdocs scheitern schnell am Wissenschaftszeitvertragsgesetz und haben in der derzeitigen Lage nur wenig Aussicht auf eine Entfristung ihrer Stelle. Privatdozent/innen leisten unbezahlte Titellehre. Juniorprofessor/innen haben in der Regel keine Verstetigungsoption. Professuren werden zunehmend befristet vergeben. Und auch die sogenannten Sonstigen Mitarbeiter/innen leiden unter den Anforderungen durch immer mehr Drittmittelverwaltung und Fluktuation der Beschäftigten.

Ein Blick in die Personalstatistiken des Statistischen Bundesamts belegt die verschärfte Konkurrenzsituation und die Zuspitzung auf die Professur in der deutschen Wissenschaft eindrücklich: Von 2003 bis 2012 wurde die Zahl der wissenschaftlichen und künstlerischen Mitarbeiter/innen an deutschen Universitäten um 44.914 (von 120.545 auf 165.459) Personen erhöht. Getragen wird dieser Aufwuchs fast ausschließlich von Projektstellen mit kurzen Vertragslaufzeiten. Die Zahl der ordentlichen Professuren hingegen ist im gleichen Zeitraum nur um 618 (von 21.129 auf 21.747) gestiegen. Gleichzeitig werden unbefristete Stellen immer weiter abgebaut. Im internationalen Vergleich weist Deutschland einen äußerst geringen Anteil an festen Stellen im Wissenschaftssystem auf. Die seit je hohe berufliche Unsicherheit hat in den letzten Jahren noch einmal drastisch zugenommen.

Diese Situation ist jedoch keine über uns hereingebrochene Naturkatastrophe, sondern das Resultat politisch gesteuerter und gestaltbarer Entwicklungen. Wissenschaftspolitisch gilt die Verstärkung des Wettbewerbs um Stellen und Ressourcen als Mittel zur Qualitätssicherung und damit zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Wissenschaftssystems. Dieser Sichtweise widersprechen wir aufs Schärfste. Neue Begründung: Wir sind der Auffassung, dass Kooperation die grundlegende Bedingung für wissenschaftliches Arbeiten darstellt, nicht aber verschärfte Konkurrenzverhältnisse und berufliche Existenzangst. Ein ausreichendes Maß an Planbarkeit muss im Wissenschaftssystem gegeben sein, um den Zugang und Verbleib für alle engagierten Wissenschaftler/innen sicherzustellen und besonders verletzbaren Personengruppen gute Bedingungen einzuräumen und Benachteiligungen auszuräumen.

Wir begrüßen die Forderung der Hochschulrektorenkonferenz nach einer Ausweitung der Grundfinanzierung und mehr unbefristeten Stellen sowie die Empfehlungen des Wissenschaftsrats zu einer Neuordnung der Karrierewege in der Wissenschaft durch die Einführung von Tenure-Track-Professuren, einen Aufwuchs an Professuren insgesamt und die Etablierung des Karriereziels einer unbefristeten Beschäftigung als Wissenschaftler/in.

Nicht nur die Wissenschaftspolitik ist gefordert. Auch die Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen selbst können mehr tun. Der aus dem Templiner Manifest hervorgegangene Herrschinger Kodex der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft zeigt, wie eine Selbstverpflichtung der Hochschulen aussehen kann. Wir sind ebenfalls der Meinung, dass Wissenschaftler/innen als Kolleg/innen und Arbeitgeber/innen leitende Wissenschaftler/innen auch jetzt schon über Spielräume verfügen. Sie entscheiden darüber, wie sie mit dem ihnen zur Verfügung stehenden Stellenkontingent umgehen, ob Stellen halbiert oder gar geviertelt werden. In ihrer Verantwortung liegt es, in ihren Projektanträgen zusätzliche Mittel für Vertretungen und Vertragsverlängerungen in Folge von Mutterschutz, Elternzeit und anderen Betreuungszeiten einzuplanen. Sie sind verpflichtet in den Auswahlverfahren Transparenz herzustellen und tatsächliche faire Einstellungsverfahren durchzuführen, um Diskrimininierungsfreiheit und Gleichstellung zu realisieren.

Wir wünschen uns einen Verständigungsprozess innerhalb der DGS über die angesprochenen Problematiken und ein aktives Engagement für die Herstellung dauerhaft guter Arbeitsbedingungen für alle Beschäftigten an den Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Forschungseinrichtungen in Deutschland. Um dabei die Interessen von wissenschaftlichen Mitarbeiter/innen grundsätzlich besser zu berücksichtigen, ist erstens eine dauerhafte und gesicherte Repräsentanz in den Organen der DGS zu gewährleisten.

Zweitens schlagen wir die Erweiterung des Ethikkodex der DGS vor: Ethische Standards sind bisher vor allem für die soziologische Forschung und Praxis formuliert worden. Doch gute Wissenschaft ist nicht zuletzt ein Resultat guter Arbeitsbedingungen. Die DGS sollte sich zu diesem Zusammenhang bekennen und auf eine Verbesserung der Beschäftigungssituation aller in der Wissenschaft Beschäftigten hinwirken. Dazu sollte eine Arbeitsgruppe eingerichtet werden, die in Zusammenarbeit mit der Ethikkommission Vorschläge erarbeitet. Eine Diskussion über wesentliche inhaltliche Eckpunkte wird unter anderem im Rahmen des DGS-Kongresses in der Sonderveranstaltung "Nachwuchs in der Krise" (Fr., 10. Okt. 14, 10 Uhr) geführt, zu der wir herzlich einladen.

Nina Amelung (TU Berlin)
Marie Bartels (TU Berlin)
Jana Bielick (TU Berlin)
Maria Keil (HU Berlin)
Eva Koch (TU Berlin)
Maria Norkus (TU Berlin)
Anne K. Krüger (HU Berlin)
Jule-Marie Lorenzen (TU Berlin)
Grit Petschick (TU Berlin)
Lisa Pfahl (HU Berlin)
Jan-Christoph Rogge (WZB)
Lea Rothmann (TU Berlin)
Lisa-Marian Schmidt (ASH)
Boris Traue (Uni Lüneburg)
Peter Ulrich (ZTG)
Tina Weber (LMU München)


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