Das Institut für Arbeitswissenschaft (IAD) der TU Darmstadt soll kurzfristig geschlossen werden – ohne transparente Beschlusslage und mit erheblichen Folgen für Beschäftigte, Forschung, Lehre und die arbeitswissenschaftliche Tradition. Die Entscheidung trifft einen der historisch wichtigsten Standorte der Arbeitswissenschaft in Deutschland und betrifft zahlreiche laufende Projekte, Kooperationen und Studiengänge.
Das Institut für Arbeitswissenschaft (IAD) der TU Darmstadt gehört seit Jahrzehnten zu den wissenschaftlich prägenden Einrichtungen der Arbeitswissenschaft im deutschsprachigen Raum und steht in der Tradition bedeutender Forschungspersönlichkeiten wie Walter Rohmert. Über mehrere Jahrzehnte zählte das IAD zu den historisch bedeutendsten Standorten der Arbeitswissenschaft in Deutschland.
Am 24. November 2025 wurde den Beschäftigten überraschend mitgeteilt, dass ihre Tätigkeit am IAD bereits zum 1. Januar 2026 enden solle – ohne, dass eine transparente Beschlusslage des Präsidiums oder Senats öffentlich vorliegt. Die Informationslage ist widersprüchlich und wirft grundlegende Fragen zum Ablauf des Entscheidungsprozesses auf. Der Eindruck entsteht, dass strukturelle Sparzwänge zu voreiligen Entscheidungen führen, bevor fachliche Bewertungen abgeschlossen sind.
1. Verantwortung gegenüber den Beschäftigten
Die abrupten Mitteilungen haben die Mitarbeitenden völlig unvorbereitet getroffen. Eine derart kurzfristige und unklare Kommunikation widerspricht den Grundsätzen fairer und verantwortungsvoller Personalführung. Viele Beschäftigte befinden sich nun unmittelbar vor den Feiertagen in großer Unsicherheit. Bislang liegt für keine Beschäftigtengruppe eine formale, schriftliche und langfristige Perspektive vor; informelle Hinweise ersetzen keine verbindlichen Regelungen.
2. Wissenschaftliche Relevanz und historische Bedeutung
Das IAD prägt seit Jahrzehnten die Arbeitswissenschaft in Forschung, Lehre und Normung. Es steht für ergonomische Grundlagenforschung, sicherheitswissenschaftliche Erkenntnisse, Human-Factors-Methoden, industrielle Kooperationen und internationale Forschungsaktivitäten. Tausende Absolventinnen und Absolventen haben am IAD geforscht, studiert oder promoviert. Verbundprojekte mit Ingenieurwesen, Psychologie, Flugmechanik und Produktionswissenschaften wären ohne das IAD nicht entstanden.
Eine Schließung ohne transparente fachliche Begründung würde die Forschungslandschaft im deutschsprachigen Raum erheblich schwächen und zentrale Expertisen in Lehre, Normung und Praxis verlieren lassen. Gut gestaltete Arbeit schützt Gesundheit, verlängert Erwerbsfähigkeit und entlastet Sozial- und Rentensysteme – Arbeitswissenschaft ist damit eine gesellschaftlich relevante Investition in Prävention und Zukunftsfähigkeit.
3. Wiederholt ergebnislose Berufungsverfahren
In den vergangenen Jahren wurden mehrere Berufungsverfahren eröffnet und anschließend ohne Ergebnis geschlossen oder erneut gestartet. Trotz wiederholter Anläufe konnte keine Professur besetzt werden. Diese Verzögerungen haben erheblich zur aktuellen Situation beigetragen und zeigen den Bedarf einer klaren fachlichen und strategischen Neubewertung.
4. Folgen für Forschung, Lehre und Praxispartner
Die Schließung des IAD gefährdet Forschungskooperationen, industrielle Partnerschaften, Drittmittelprojekte, Curricula und Weiterbildungsstrukturen. Viele langjährige Kooperationen wären ohne das IAD nicht fortführbar.
Hinzu kommt, dass an der TU Darmstadt und anderen hessischen Hochschulen durch landesweite Kürzungen bereits mehrere Studiengänge zur Disposition stehen. Die Schließung eines forschungsstarken Instituts wie des IAD verstärkt den Eindruck eines strukturellen Abbaus statt einer zukunftsorientierten Hochschulentwicklung.
Unsere Bitte
Wir – Forschende, Lehrende, Studierende, Beschäftigte, Alumni und Praxispartner – bitten die Präsidentin der TU Darmstadt darum,
– die geplante Schließung des IAD auszusetzen,
– eine unabhängige fachliche Prüfung einzuleiten,
– für eine faire und verantwortliche Perspektive der Mitarbeitenden zu sorgen,
– die wissenschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung des IAD in die Entscheidung einzubeziehen,
– und die Professur Arbeitswissenschaft zukunftsfähig neu auszurichten.
Diese Petition steht für die grundsätzliche Frage, ob eine Universität wissenschaftliche Substanz schützt, verantwortungsvoll handelt und demokratische Beteiligung ernst nimmt. Wir bitten Sie, diesen Appell zu unterstützen – jetzt ist der Moment, an dem jede Stimme Gewicht hat.
Während meiner aktiven Zeit bei einem Großunternehmen haben wir über viele Jahre sehr eng in mehreren Projekten zusammen gearbeitet. Wir haben immer wieder die Kompetenz und die gegenseitige Unterstützung geschätzt und gute Ergebnisse erzielt. Der Fortbestand ist aus meiner Sicht für die Arbeitswissenschaft zwingend erforderlich.