Petition richtet sich an:
Landesregierung Baden-Württemberg
Nicht noch einmal „Sonderbehandlungen“ für Sinti und Roma! Flüchtlinge aus den Westbalkan-Ländern, unter ihnen vor allem Roma, sollen laut Innenminister de Maizière in „besondere Verfahren und Einrichtungen“ verlegt werden. Das habe die Innenministerkonferenz am 18.06.2015 beschlossen. Demnach sollen sie in zwei bis drei Sonderlagern mit 3.000 bis 5.000 Plätzen untergebracht werden. Außenstellen des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) sowie der zuständigen Verwaltungsgerichte sollen innerhalb weniger Tage über die Asylanträge beschließen und Widerspruchsverfahren abwickeln. Die Bundespolizei würde die unmittelbar folgenden Abschiebungen durchführen. Dieses Vorhaben weckt böse Erinnerungen.
Auch die Musiker des Roma Balkan Express, der Flüchtlingsband vom Bodensee, sind von diesen Plänen bedroht. Wir fordern ein Bleiberecht für die acht Mitglieder der Band.
Begründung
Seit März touren die inzwischen acht serbischen Roma-Musiker durch die Bodensee-Region und auch darüber hinaus. Im Februar hatte der Freundeskreis Asyl Radolfzell die Flüchtlinge aus Serbien, die meisten ohne Instrumente, in den Flüchtlingsunterkünften Radolfzell, Rielasingen, Bodman, Radolfzell, Stockach und Tuttlingen entdeckt. Innerhalb von drei Wochen formierten sie sich zu einer eingespielten Band. Tausende von Besuchern vieler Flüchtlingsfeste und -veranstaltungen, Konzerte und Festivals buchstäblich von den Stühlen gerissen. Im Konstanzer Konzil eröffneten sie Anfang April das Festival „Konstanz offen & bunt“ zugunsten von „Save me“. In Freiburg spielten sie auf der Vernissage der Ausstellung „Eine Flucht von 14 Jahren“. Erneut treten sie in Freiburg auf dem dortigen „Agrikultur-Festival“ auf. In Magdeburg waren sie Gäste auf der Jahrestagung des deutschen PEN-Zentrums. Die Stadt Singen hat sie bisher dreimal, im Juni, Juli und für Oktober gebucht. Am Radolfzeller See-Ufer haben sie gemeinsam mit der Fasnachts-Kapelle „Froschen“ ebenso wie mit Heinz Ratz‘ „Strom & Wasser feat. the Refugees“ musiziert.
Jetzt ist die erste Ausreise-Verfügung eingetroffen. Sreten (Foto oben, 2. von rechts) musste nach Serbien zurückkehren. Er hat bis zuletzt gekämpft https://www.suedkurier.de/region/kreis-konstanz/singen/Drohende-Abschiebung-Freundeskreis-Asyl-startet-Petition-fuer-Balkan-Express-Musiker;art372458,8071868
https://www.suedkurier.de/region/kreis-konstanz/rielasingen-worblingen/Auslaenderbehoerde-bleibt-hart-Roma-Familie-droht-Abschiebung;art372457,8082710
Die Klage eines weiteren Mitglieds der Band wurde vom Verwaltungsgericht Freiburg abgewiesen. Die Lage von mehreren anderen spitzt sich zu. In Bayern wird das erste Abschiebezentrum für Roma eröffnet. Innenminister Hermann findet das „tipp-topp“.
In Serbien haben die Band-Mitglieder die institutionelle und alltägliche Diskriminierung gegenüber der Volksgruppe der Roma erfahren. Bei uns haben sie davor Schutz gesucht. Die abwehrende Haltung der deutschen Behörden war und ist ihnen klar. Angesichts der unerträglichen Lage in Serbien haben sie den Antrag auf Asyl gewagt. Mit ihrer Musik haben sie die Gelegenheit ergriffen, für die Sache der Flüchtlinge und für eine wahrhaft offene und vorurteilsfreie Gesellschaft zu werben. Jetzt hätten die Behörden eine großartige Gelegenheit, Großmut und Dankbarkeit für den Beitrag der Band zu zeigen:
Bleiberecht für die Musiker des Roma Balkan Express!
Der Initiator von „Konstanz offen & bunt“, Prof. Bernd Konrad (ehem. Staatl. Hochschule für Musik Stuttgart) zum Roma Balkan Express: "Das ist keine nachgemachte, volkstümelnde Musik, sondern Volksmusik, wie sie authentischer nicht sein kann, und zudem voller Dynamik und Spontaneität, die mich 'umgehauen' hat. (…) Doch diese Band ist von der Abschiebung bedroht! (…) Es wäre schön, wenn wir die Abschiebung verhindern, und diesen wunderbaren Musikern helfen könnten, bei uns zu bleiben!"