Wir danken den 1500 Künstlerinnen und Künstlern aus aller Welt, wir danken Ruangrupa, wir danken dem Geschäftsführungsteam für eine beeindruckende documenta fifteen und für einen wunderbaren Kunstsommer in Kassel. Wir bitten das Land Hessen und die Stadt Kassel als Gesellschafter der documenta gGmbH, alles dafür zu tun, dass die documenta fifteen sich entfalten kann und als großartige Ausstellung wahrgenommen wird.
Perustelut
Unsere Forderung ist wichtig, um die Wahrnehmung der documenta fifteen nachhaltig zu verbessern. Kurz nach Eröffnung der documenta fifteen führte ein antisemitisch interpretierbares Detail des inzwischen entfernten Banners „People’s Justice“ vom Künstlerkollektiv Taring Padi zu einer fast vollständigen Fokussierung auf dieses Detail bel gleichzeitigem Ausblenden des auf diesem Banner figurativ Dargestellten: dem Massenmord an kommunistischen Menschen unter dem Regime von General Suharto in Indonesien; mehr noch, es führte zu einem weitgehenden Ausblenden der rund 1000 Exponate und zu einem Übergehen des explizit antirassistischen Konzepts der documenta fifteen. Die Bestellung des indonesischen Künstlerkollektivs ruangrupa als künstlerisches Kuratorium der documenta fifteen intendiert einen gesellschaftlich und künstlerisch breit angelegten Dialog mit dem sogenannten "Globalen Süden", manifestiert in den rund 1500 teilnehmenden Künstlerinnen und Künstlern aus aller Welt. Eine Würdigung der documenta fifteen in der Gesamtheit ihrer Aussage und ihrer Exponate findet politisch und medial derzeit kaum statt. Aber nur eine Gesamtwürdigung der documenta fifteen kann solch einer multiperspektivischen Kunstschau gerecht werden. Die documenta fifteen bietet ihrem internationalen Publikum eine einzigartige Fülle und entspricht damit dem von der documenta gGmbH selbst formulierten Auftrag: "Die Diskussionen der internationalen Kunstwelt bündeln sich alle 5 Jahren in dem Kasseler 'Museum der 100 Tage'. In diesen Auseinandersetzungen und in der Dynamik der Diskussion um die jeweilige Konzeption der documenta (und um ihren künstlerischen Leiter oder ihre Leiterin) spiegeln sich die Erwartungen der Gesellschaft an Kunst wider" about .
Die Hessische Allgemeine (HNA) berichtet über den Abschluss der Petition "documenta fifteen: DANKE": Samstag, 17. September 2022, S. 10 (Abbildung mit freundlicher Genehmigung der HNA)
Anlässlich der Petitionsübergabe am 12.09.2022 an Herrn Christian Geselle (vgl. Neuigkeiten) freuten sich Unterzeichnende über die große Resonanz der Petition und über die zustimmende Aufnahme durch Herrn Geselle. Die vor dem Rathaus versammelte Gruppe drückte die Hoffnung aus, die documenta fifteen möge in ihrer Gesamtleistung bewusster geschätzt werden. Es wird von den Verantwortlichen erwartet, die Voraussetzungen dafür zu sichern, dass die documenta als Kasseler Ausstellung auch zukünftig alle fünf Jahre als bedeutendes Forum zeitgenössischer Kunst weltweit wahrgenommen wird.
Die Online-Petition "documenta fifteen: DANKE" wurde am Montag, dem 12.09.2022 um 14 Uhr vom Initiator der Petition (Wendelin Göbel, Kassel) übergeben. Herr Christian Geselle, Oberbürgermeister der Stadt Kassel und als solcher Aufsichtsratsvorsitzender der documenta gGmbH Kassel, nahm die Petition persönlich in seinem Büro im Rathaus Kassel entgegen (Bild mit freundlicher Genehmigung der Stadt Kassel, Hauptamt Strategische Kommunikation).
Herr Geselle dankte für die Initiative. Er sieht sie als Unterstützung sowohl der documenta fifteen als auch der documenta als Institution. Er nahm nicht nur Kenntnis von den zahlreichen Unterschriften aus Kassel, aus der gesamten BRD und aus anderen Ländern, sondern auch von den Kommentaren zur Petition. Er sagte zu, sich weiterhin mit aller Kraft für die documenta einzusetzen.
Im Unterschied zu den veröffentlichten Äußerungen von Politikern, Experten, documenta-Verantwortlichen und anderen spiegelt die Petition eine Wahrnehmung der documenta fifteen, wie sie öffentlich kaum zu Wort kommt: Die Sicht von Besuchenden als der eigentlichen Zielgruppe der documenta fifteen. Die Petition liefert zwar keinen repräsentativen Querschnitt der Wahrnehmung aller Besuchenden (zur Halbzeit waren das 410.000 Menschen), wohl aber kommt der Petition mit rund 1.700 Unterschriften nicht weniger Gewicht zu als den in den Medien zugänglichen Äußerungen von Experten und anderen.
Die Petition äußert sich bewusst nicht zu Exponaten der documenta fifteen; umso mehr fordert sie eine umfassende Wahrnehmung dieser Ausstellung. Bedauerlicherweise ist dies heute keine Selbstverständlichkeit, stattdessen wird die Ausstellung teilweise instrumentalisiert und sogar diffamiert. Die documenta fifteen provoziert Auseinandersetzungen, die leider auch zeigen, wie schwer eine Verständigung über Grenzen hinweg sein kann, ja, dass teilweise keine Verständigung mehr gesucht wird. Unsere Petition appelliert demgegenüber an die Dialogbereitschaft aller, sowohl in Bezug auf die documenta als auch über Kunst hinaus auf Gesellschaft insgesamt.
Es ist zu wünschen, dass die Petition Widerhall findet. Sie möge dazu beitragen, die documenta fifteen in allem Pro und Contra zu würdigen: als Ganzheit, nicht als Bruchstück. Sie möge dazu beitragen, die Institution documenta als weltbedeutende Ausstellung zu erhalten, verantwortlich kuratiert, ohne Zensur; als ein Forum gegenwärtiger Kunst.
Die Petition ist mit der Übergabe geschlossen. Dank sei an dieser Stelle gesagt dem Team von openpetition.de. Diese Plattform ist ein wichtiger Beitrag zu lebendiger Demokratie. Dank sei allen gesagt, die das Zustandekommen von "documenta fifteen: DANKE" ermöglicht haben; Dank sei nicht weniger all denen gesagt, die sich mit Unterschrift und zahlreichen Kommentaren zur einer umfassenden Wahrnehmung der documenta fifteen bekennen.
Antisemitismus ist generell zu verurteilen. Wie diese Diskussion allerdings die aktuelle documenta überschattet, ist für mich nur schwer zu ertragen. Jetzt zum Beispiel die Verlegung der documenta an eine anderen Standort zu fordern ist populistisch und dem Thema völlig unangemessen.
Die alte Geschäftsführung und die BDS-nahen MitarbeiterInnen habe Ruangrupa schlecht vorbereitet und in diese Situation gebracht. Wer in de Begründung von „vermeintlich antisemitischen Details“ in der Bildsprache spricht, hat aus der deutschen Geschichte zu wenig gelernt. In Kassel fand der Überfall auf die Synagoge 1938 einen Tag früher statt. 1955 sortierte ein Nazi jüdische Künstler aus. Warum wurde die zugehörige Ausstellung in Kassel bislang nicht gezeigt?