Kultur

Für den Erhalt der Kulturlandschaft an der Ziegrastraße

Petent/in nicht öffentlich
Petition richtet sich an
Estrel Hotel-Betriebs-GmbH
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Die Petition wurde abgeschlossen

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Die Petition wurde abgeschlossen

  1. Gestartet 2020
  2. Sammlung beendet
  3. Eingereicht
  4. Dialog
  5. Beendet

Mit dem Verkauf der Gebäude an der Ziegrastraße 11 in Berlin-Neukölln geht ein wichtiger Teil der Neuköllner Club- & Kulturlandschaft verloren.

Wir wünschen uns von der Besitzerin, der Estrel Hotel-Betriebs-GmbH, einen offenen Dialog und erbitten

1. die Unterstützung bei der Suche nach Alternativflächen und

2. die Möglichkeit zur vergünstigten Zwischennutzung bis zum unweigerlichen Abriss der Gebäude.

Die Estrel Hotel-Betriebs-GmbH soll ihre Chance zur Förderung und zu Erhalt von Kultur und gesellschaftlicher Safe Spaces in Zusammenarbeit mit den Clubbetreibern der Ziegrastraße 11 nutzen.

Begründung

Berits vor 1,5 Jahren hat die Estrel Hotel-Betriebs-GmbH die Gebäude an der Ziegrastraße 11, die an das bisherige Gelände des Estrel-Hotels angrenzt erworben. Während des Lockdowns wurden die Mieter darüber informiert, dass sie nicht wieder öffnen können. Wenige Monate zuvor wurde den Betreibern der Grießmühle auf der gegenüberliegenden Seite des Ufers gekündigt. Beides zusammen hinterlässt eine klaffende Lücke in Neuköllns bunter Clublandschaft. An der Stelle wird das Estrel Hotel einen Spa bauen.

Clubs sind nicht nur Orte des Hedonismus und lauter Musik, sie sind Orte des Rückzugs, des Sich-Selbst-Erkundens. Speziell die Clubs an der Ziegrastraße wurden von Kollektiven betrieben, die in ihrem Tun keinen wirtschaftlichen, sondern vor allem einen politischen und kulturellen Auftrag sahen. Es sind Orte, die von Aktivisten geführt wurden, um alternativen Denk- und Lebensweisen einen Raum zu geben. Neben den Clubnächten und -tagen gab es Diskussionsrunden, Showabende etc.

Die Kollektive waren aktiv auf Demonstrationen vertreten - von queeren Themen bis hin zu Anti-Rassismus-Demos. Die Clubs waren Safe Spaces für Menschen, die Zuflucht suchen, ihre sexuelle Orientierung entdecken, sich selbst hinterfragen oder (neu) (er)finden wollten. Offene Orte für alle. Anderssein war hier willkommen.

Wir verlieren immer mehr dieser Flächen. Schutzräume die der freien menschlichen Entfaltung und dem zwischenmenschlichen Austausch dienen und unsere Stadt für viele erst so attraktiv und lebenswert machen, werden immer weiter verdrängt und wegerodiert. So verliert Berlin immer mehr Farbe und Gesicht zu Gunsten rein monetärer Interessen.

Und so verlieren immer mehr, die sich selbst einen klaren Auftrag gegeben haben, die Motivation, weiterzumachen. Sie geben den Kampf, der heute wichtiger ist denn je, auf. Dabei ist gerade jetzt die Zeit, zusammenzustehen und sich zu unterstützen, statt die Pandemie als Chance zu verstehen, eigene Interessen durchzusetzen und sich auf Kosten anderer zu bereichern. Gerade jetzt ist es eine Chance, andere auf ihrer Mission zu unterstützen und einen Beitrag für den Erhalt der Kultur und andern, diversen Lebenswelten zu leisten.

Ein paar persönliche Worte an Ekkehart Streletzki:

Lieber Herr Streletzki,

Sie kamen in den 80er Jahren nach Berlin. Berlin war eine Brache, aber ein unfassbarer Möglichkeitsraum, in den Sie investierten. Sie selbst wurden zunächst nicht ersten genommen, als sie her kamen - ohne Erfahrung in der Hotelerie und so weiter - heute führen Sie eines der erfolgreichsten Hotels Europas. Ein florierendes Unternehmen mit vielen Mitarbeitern und verschiedensten Abteilungen (ob Gastronomie, Kongress oder Entertainment). Und auch heute, knapp 40 Jahre später, ist es zwar enger geworden, aber die Möglichkeiten, die Menschen anziehen, gibt es noch immer - sie sehen nur etwas anders aus. Wir bitten Sie inständig, das Gespräch mit den Kollektiven zu suchen, die Clubs an der Ziegrastraße betrieben haben und gemeinsam nach kreativen Lösungen zu suchen. Ob Ihr jährliches Engagement für Obdachlose oder Ihr Verständnis für Events und Entertainment - beides zeigt, dass es Ihnen selbst am Erhalt dieser Orte gelegen sein muss. Wenn auch völlig anders geprägt erleben Menschen dort auf einer ganz persönlichen Ebene das, was sie auch bieten wollen. Die hier sterbenden Clubs sind mehr als Diskotheken. Es sind Plattformen für den Austausch zwischen Menschen. Helfen Sie diesen Menschen, ihre Heimat zu waren und daraus Inspiration zu ziehen, unser Neukölln so bunt und vielfältig zu erhalten, wie es ist. Wussten Sie, dass viele Mitarbeiter auch Künstler sind, die von den Kollektiven unterstützt und gefördert wurden? Erkennen Sie die Bedeutung dieser Orte für die identitäre Selbstverwirklichung vieler Menschen und erkennen Sie Ihr ganz eigenes Potenzial für Ihr eigenes Image. Sie haben selbst einmal gesagt: "Man muss immer ein wenig kreativer sein als andere und immer wieder etwas Innovatives wagen" - genau DAS haben die nun sterbenden Clubs getan, jenseits des Mainstreams mit einer klaren Mission und Vision. So wie sie, als Sie mit einer Vision nach Berlin kamen. Und jetzt ist es Ihre Chance, selbst gemeinsam nach Kreativem und Neuem zu suchen. Wenn Ihnen die Entwicklung Neuköllns am Herzen liegt, dann müssen Sie helfen, diese Orte, wenn auch in anderer Form, zu erhalten, denn sie wurden von den Leuten besucht und belebt, die Neukölln heute zu dem machen, was es ist. Ja, vll. brauchen diese Menschen auch mal einen Spa als Rückzugsort, aber in erster Linie brauchen Sie Rückzugsorte, die ihnen Freiheit bieten. Welches Angebot können Sie diesen Menschen machen?

Über den Petitionssteller:

Ich bin selbst nicht Teil der Kollektive, sondern ein Stammgast und Musiker, der dort aufgetreten ist. In den letzten 20 Jahren hat sich die Clublandschaft sehr verändert. Clubs wie die an der Ziegrastr. tragen den subkulturellen und gemeinschaftlichen Gedanken noch im Herzen wie es viele heute nicht mehr können.

Vielen Dank für Ihre Unterstützung

Link zur Petition

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