Petition is addressed to:
Landtag von Baden-Württemberg (Petitionsausschuss)
Wir fordern die Politik und die Verwaltungen der zuständigen Ministerien und Behörden in Baden-Würrtemberg und im Landkreis Konstanz sowie die Krankenkassen auf, sich aktiv um die Beantwortung der ungeklärten verwaltungsrechtlichen Fragen zu kümmern, die im Zuge des vorläufigen Insolvenzverfahren entstanden sind.
Wir fordern die an einem Übernahmeprozess beteiligten Parteien auf, schnellstmöglich tragfähige Lösungen für den Fortbestand des Herz-Zentrums Bodensee zu entwickeln.
Reason
Liebe Petitionsteilnehmerinnen und Petitionsteilnehmer,
das Herz-Zentrum Bodensee wurde in den 1990er Jahren gegründet, um die kardiologische und herzchirurgische Versorgung im Bodenseeraum zu sichern. Die Entstehung des Zentrums war eine Reaktion auf die damals langen Anfahrtswege für Patienten zu spezialisierten Herzzentren außerhalb der Region. Im Jahre 2002 erhielt das Herz-Zentrum die Kassenzulassung, welche nun eine wohnohrtnahe, herzchirurgische und kardiologische Behandlung für alle Versicherten ermöglichte. Aufbauend auf langjähriger Erfahrung, modernster Technik und engagiertem Fachpersonal entwickelte sich das Zentrum schnell zu einem wichtigen regionalen Versorger mit einem breiten Behandlungsspektrum.
Seit dem 1. Juli läuft ein vorläufiges Insolvenzverfahren. Zum 1. Oktober wird das eigentliche Insolvenzverfahren eröffnet werden. Trotz dieser schwierigen finanziellen Situation werden alle Patientinnen und Patienten weiterhin vollumfänglich und für die gesamte Bevölkerung auf gewohnt hohem Niveau betreut.
Das lange Andauern der Verhandlungen zwischen dem Herz-Zentrum Bodensee und den potenziellen Investoren gibt daher Anlass zu ernsthafter Sorge. Denn es steht viel auf dem Spiel: Sollte die Übernahme durch einen Investor scheitern, so droht die Schließung des Herz-Zentrums und damit der dauerhafte Verlust der Herzchirurgie für den Landkreis Konstanz. Aufgrund der aktuellen Gesundheitspolitik und der zunehmenden Zentralisierung der Gesundheitsversorgung ist davon auszugehen, dass der Landkreis anschließend keine Herzchirurgie mehr vor Ort haben wird. Die nächsten Herzchirurgiestandorte liegen dann in Bad Krozingen, Lahr, Freiburg, Tübingen oder Ulm. Für viele Patienten und Angehörige sind diese Ziele nur mit großem Aufwand erreichbar.
Auch Kinder, die an einer Herzrhythmusstörung leiden, werden am Herz-Zentrum Bodensee mit großem Erfolg behandelt. Die Behandlung derartiger Erkrankungen bei Kindern wird deutschlandweit nur von einem Dutzend spezialisierter Ärzte durchgeführt. Auch dieses Behandlungsangebot würde nach heutigem Wissen ersatzlos wegfallen.
Bei Notfällen ist die Lage noch prekärer. Hier kann der Faktor Zeit über Leben und Tod entscheiden. Durch das Herz-Zentrum in Konstanz ist man in der Lage innerhalb kürzester Zeit auf Notfälle reagieren zu können, die eine zusätzliche Expertise im Rahmen der interventionellen Kardiologie oder einen herzchirurgischen Eingriff erforderlich machen. Eine Schließung des Herz-Zentrums würde mit deutlich längeren Transportzeiten einhergehen!
Es zeigt sich also, dass die gesamte Bevölkerung auf das Fortbestehen des Herz-Zentrums Bodensee hoffen sollte, um weiterhin eine bestmögliche Notfallversorgung orts- und zeitnah zu erfahren. Wer diese Versorgung aufgibt, der gefährdet aktiv Menschenleben!
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Herz-Zentrums stehen vor einer ungewissen Zukunft. Das laufende (vorläufige) Insolvenzverfahren belastet das Personal enorm, und es kam bereits zu Kündigungen. Es ist davon auszugehen, dass weitere folgen werden. Dies könnte die Aufrechterhaltung des Betriebs ernsthaft gefährden. Die ungewisse Situation wirkt sich nicht nur auf die Beschäftigten selbst, sondern auch auf ihre Familien aus, die unter der anhaltenden Belastung leiden.
Noch ändert sich für die Patienten nichts. Das Klinikpersonal stellt trotz der oben genannten Umstände die Versorgung der Patienten im gesamten Leistungsspektrum auf gewohnt hohem Niveau sicher. Eine Schließung des Zentrums würde jedoch nicht nur den Verlust einer wichtigen medizinischen Einrichtung bedeuten, sondern auch den Wegfall vieler qualifizierter Arbeitsplätze in der Region.
Es ist deshalb höchste Zeit, dass die politisch und organisatorisch Verantwortlichen an den Verhandlungstisch zurückkehren und gemeinsam tragfähige Lösungen entwickeln. Die wohnortnahe Spitzenmedizin darf nicht durch Struktur- und Bürokratiefragen zerstört werden.
Das Herz-Zentrum Bodensee muss erhalten bleiben – nicht nur als medizinische Einrichtung, sondern als lebenswichtiger Bestandteil der Gesundheitsversorgung in der Bodenseeregion.