Petition richtet sich an:
Oberbürgermeister Sven Schoeller
Ich fordere den Magistrat der Stadt Kassel auf, flächendeckend Tempo 30 im gesamten Stadtgebiet einzuführen – auch auf Hauptverkehrsstraßen. Als täglicher Pendler mit dem Fahrrad erlebe ich die gefährliche Verkehrslage hautnah. Tempo 30 schützt alle Verkehrsteilnehmenden, insbesondere Kinder, Radfahrende und Fußgänger – und macht Kassel leiser, gesünder und sicherer.
Begründung
Sehr geehrte Damen und Herren des Magistrats der Stadt Kassel,
ich fordere Sie auf, im gesamten Stadtgebiet Tempo 30 als generelle Höchstgeschwindigkeit einzuführen – auch auf den sogenannten Hauptverkehrsstraßen.
Ich bin Vater von zwei kleinen Kindern und pendle täglich mit dem Fahrrad von Schauenburg nach Kassel – zur Kita, zur Schule und zur Arbeit. Was ich dabei erlebe, ist für Radfahrer eine tägliche Zumutung: viel zu enger Überholabstand, hohes Tempo der Autos, Lärm, schlechte Infrastruktur. Gerade auf den Einfallstraßen wie Wilhelmshöher Allee, Frankfurter Straße oder Holländische Straße wird das Radfahren zu einem lebensgefährlichen Balanceakt.
Ich bin kein Einzelfall. Immer mehr Menschen steigen aufs Fahrrad um – sei es aus Klimaschutzgründen, für die eigene Gesundheit oder weil sie sich kein Auto leisten können. Doch wer mit dem Rad unterwegs ist, braucht eines vor allem: Sicherheit.
Die Einführung von Tempo 30 im gesamten Stadtgebiet bietet enorme Vorteile für alle:
1. Mehr Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer
- Bei Tempo 30 sinkt das Unfallrisiko erheblich. Der Bremsweg bei 30 km/h beträgt etwa 13 Meter – bei 50 km/h sind es schon über 27 Meter.
- Das Risiko, bei einem Aufprall mit 50 km/h als Fußgänger tödlich verletzt zu werden, liegt bei etwa 80 %. Bei Tempo 30 sinkt es auf unter 10 %. (Quelle: BASt, DVR)
- Städte wie Helsinki und Oslo haben mit flächendeckendem Tempo 30 und entsprechender Infrastruktur ihre Verkehrstoten auf nahezu null gesenkt. (Quelle: ETSC 2020)
2. Schutz für Kinder, Radfahrer und ältere Menschen
- Kinder können Geschwindigkeiten und Entfernungen schlechter einschätzen. Tempo 30 schafft einen Sicherheitsraum, in dem Fehler nicht sofort tödlich enden.
- Der Radverkehr steigt nachweislich in Städten, die flächendeckend Tempo 30 eingeführt haben – weil sich mehr Menschen trauen, aufs Rad zu steigen. (Studien aus Berlin, London, Brüssel)
- Auch für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen ist Tempo 30 ein Gewinn – es reduziert Stress, erleichtert das Überqueren der Straße und schützt vor Unfällen.
3. Weniger Lärm, weniger Abgase
- Tempo 30 senkt die Lärmbelastung im Straßenraum um etwa 3 dB(A) – das entspricht einer Halbierung der empfundenen Lautstärke. (Quelle: Umweltbundesamt)
- Besonders Dieselfahrzeuge stoßen bei gleichmäßiger, langsamer Fahrt deutlich weniger Stickoxide und Feinstaub aus.
4. Eine Stadt mit höherer Lebensqualität
- Städte wie Paris, Brüssel oder Graz haben gezeigt, dass Tempo 30 auf Hauptverkehrsstraßen keine Utopie ist. Dort wurde nicht nur die Sicherheit erhöht – auch das soziale Leben im öffentlichen Raum hat spürbar gewonnen.
- Tempo 30 entschleunigt nicht den Verkehr – es entschleunigt die Stadt. Und das ist gut so.
Forderung:
Ich fordere die Stadtverordnetenversammlung Kassel auf, gemeinsam mit dem Magistrat und der Verwaltung ein Konzept zur flächendeckenden Einführung von Tempo 30 zu erarbeiten und umzusetzen – inklusive aller Hauptverkehrsstraßen.
Diese Maßnahme soll von einem verkehrsplanerischen Gesamtkonzept begleitet werden, das Fuß- und Radverkehr konsequent priorisiert.
Wer kann unterzeichnen?
Alle, die in Kassel leben, arbeiten, zur Schule gehen, dort studieren oder regelmäßig in der Stadt unterwegs sind – insbesondere auch Eltern, Radfahrende, Senioren, Umweltbewusste, Lehrerinnen und Pendlerinnen.
Hinweis an die Verwaltung:
Die rechtlichen Rahmenbedingungen für Tempo 30 im Stadtgebiet wurden zuletzt durch die StVO-Novelle 2021 verbessert. Zusätzlich haben über 900 Städte und Gemeinden in Deutschland die Bundesregierung in einem offenen Brief (2021, „Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeiten“) aufgefordert, Tempo 30 als neue Regelgeschwindigkeit innerorts zu ermöglichen. Kassel sollte sich dieser Bewegung anschließen – im Interesse seiner Bürgerinnen und Bürger.
Quellen:
- Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt): „Unfallrisiken innerorts“, 2021
- Deutscher Verkehrssicherheitsrat (DVR): „Tempo 30 rettet Leben“, 2022
- Umweltbundesamt (UBA): „Lärmreduktion durch Tempo 30“, 2016
- European Transport Safety Council (ETSC): Jahresbericht 2020
- Bündnis „Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeiten“, 2021