03/22/2024, 19:16
Sehr geehrte Unterzeichner der Online-Petition „Für eine äußerliche Rekonstruktion des Bauakademiegebäudes in Berlin“,
vermutlich interessiert Sie, wie es nach dem Ende der Unterschriftensammlung (2490 Unterzeichner) mit der Petition weitergegangen ist.
Nach Eintreffen der Unterschriftenliste habe ich das Bundesbauministerium angeschrieben und um einen Termin zur Übergabe der Petition an die Ministerin gebeten.
Ich erhielt eine Antwort vom für die Bundesstiftung Bauakademie zuständigen Parlamentarischen Staatssekretär Bartol, aus der ich im Folgenden zitiere:
„vielen Dank für Ihr Schreiben (...). Die Ministerin hat mich gebeten, Ihnen zu antworten.
Zunächst bedanke ich mich (…) herzlich für Ihr Engagement (...) für eine Rekonstruktion der in baukünstlerischer Sicht sehr bedeutenden Schinkelschen Bauakademie in der Berliner Mitte. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass Ihre Petition nicht durch die Ministerin persönlich entgegengenommen werden kann.
(…) Am Standort der Bauakademie soll die Bundesstiftung Bauakademie ein Gebäude errichten, das nachhaltig und klimagerecht ist, zugleich die baukulturellen Werte von Karl Friedrich Schinkel verkörpert und Bezug auf die historische Umgebung nimmt. (...)
Ein zukünftiger Realisierungswettbewerb bedingt zunächst eine sorgfältige Abwägung aller Interessen unter Berücksichtigung der Vorgaben der Schinkelschen Fassade sowie der aktuellen bauordnungsrechtlichen, funktionalen und technischen Anforderungen und den Erfordernissen aus dem Leitbild der BSBA. Hier sind die Bundesstiftung Bauakademie, das Land Berlin und der Bund gegenwärtig in enger und vertrauensvoller Zusammenarbeit. (...)“
Auch wenn der Text scheinbar wenig Neues enthält, erscheint der Satzteil „eine sorgfältige Abwägung aller Interessen unter Berücksichtigung der Vorgaben der Schinkelschen Fassade“ interessant, der darauf hindeuten könnte, dass sich vielleicht doch jener Kompromiss abzeichnet, der letztlich wohl die fairste Lösung wäre: außen die exakte Rekonstruktion der Schinkelschen Fassaden, innen das „Reallabor“ der Bundesstiftung, in welchem diese all ihren sonstigen inhaltlichen Ziele nachgehen kann.
Da es Gründe zu der Annahme gibt, dass die im Bauministerium selbst vorherrschende Geisteshaltung ein Teil des von uns thematisierten Problems ist, erschien es mir sinnvoll, auch die Mitglieder des Haushaltsausschusses des Bundestags über die Petition zu informieren. Somit schrieb ich den folgenden Mailtext an 30 den Parteien SPD, FDP und CDU angehörenden Ausschussmitglieder:
„Sehr geehrte (...),
gemäß eines Beschlusses des deutschen Bundestags wurde die Bundesstiftung Bauakademie ins Leben gerufen, um als „Trägerorganisation für den Wiederaufbau des Gebäudes der Berliner Bauakademie“ zu fungieren (...). Intention dieses Beschlusses war die zumindest äußerliche Rekonstruktion eines der Hauptwerke des Architekten (...) Schinkel in der historischen Mitte der Bundeshauptstadt.
Die Bundesstiftung Bauakademie vermeidet jedoch bis heute jedes Bekenntnis zu einer Rekonstruktion der originalen Backsteinfassade, obwohl dies ihrem parlamentarischen Auftrag, dem Wunsch des Senats von Berlin und - laut einer 2022 durchgeführten repräsentativen Forsa-Meinungsumfrage - der Präferenz einer Zwei-Drittel-Mehrheit der bundesdeutschen Bevölkerung entspräche.
Um auf dieses bestimmungswidrige Agieren der Bundesstiftung Bauakademie hinzuweisen, hat der bundesweit tätige, baukulturell engagierte Verein Stadtbild Deutschland e.V. eine Online-Petition durchgeführt, die sich an die Bundesbauministerin Geywitz richtet. 2490 Menschen haben die Petition unterzeichnet (...).
Wir bitten Sie in Ihrer Verantwortung für die bestimmungsgemäße Verwendung von Haushaltsmitteln, dafür Sorge zu tragen, dass die Bundesstiftung Bauakademie fünf Jahre nach ihrer Gründung endlich den ihr erteilten Auftrag erfüllt: für den Wiederaufbau des Berliner Bauakademiegebäudes zu sorgen, und zwar entsprechend der Beschlussintention als originalgetreue Rekonstruktion innerhalb des bestehenden Ensembles kulturell bedeutender Bauwerke im Zentrum Berlins. Nichts anderes würde zu einer auch langfristig zufriedenstellenden Lösung führen.“
Hierauf erhielt ich mehrere Antworten, unter anderem aus dem Büro der stellvertretenden Vorsitzenden des Haushaltsausschusses, Bettina Hagedorn, aus der ich kurz zitiere: „... Ein wichtiger Punkt ist dabei die Wiedererrichtung des Bauakademie-Gebäudes (...). Dazu wurde mit dem Land Berlin ein Ausschreibungstext entwickelt (...). Hierzu muss die Bundesstiftung (…) dem Haushaltsauschuss auch immer wieder Rechenschaft ablegen, weshalb Sie unbesorgt sein können, dass die Mittelverwendung der Bundesstiftung Bauakademie auch NUR bestimmungsgemäß erfolgen darf.“
Anscheinend gibt es also schon einen Ausschreibungstext für den Architekturwettbewerb, von dem natürlich zu hoffen ist, dass er die Fassadenrekonstruktion als Vorgabe enthält.
Nun bleibt die weitere Entwicklung abzuwarten.
Mit freundlichen Grüßen,
Peter Dobrick