2025. 12. 28. 8:16
Sehr geehrter Herr Dr. Engelbert Günster,
in Ihrer Funktion als Vorsitzender des Rundfunkrats schreibe ich Ihnen für unsere Redaktion diesen offenen Brief, den wir in unserem Magazin samt Ihrer Antwort veröffentlichen möchten. Wir nehmen Bezug auf die öffentliche Sitzung des Rundfunkrats am 5. Dezember 2025.
Wir sind der Auffassung, dass Sie und Ihre Kollegen Ihrer Funktion für die Öffentlichkeit der Pflichtbeitragszahler nicht angemessen nachgekommen sind. Ein Großteil der Vertreter hat den wichtigen Tagesordnungspunkts zur Sendung Eisenbahn-Romantik nicht aktiv verfolgt, hat keine weitere Rechenschaft vom Intendanten gefordert, seinen Bericht nicht kritisch hinterfragt und sich stattdessen zu großen Teilen lieber privaten Beschäftigungen auf digitalen Endgeräten hingegeben.
Deshalb erinnern wir Sie daran und mahnen an, dass Sie alle nicht „zum Spaß“ oder zur Entgegennahme von Sitzungsgeldern in diesem Gremium vertreten sind, sondern hier die beitragszahlende Öffentlichkeit vertreten. Das Verhalten, das wir hier tadeln, ist nicht hinzunehmen und wird Ihren Pflichten nicht gerecht. Wenn kein Interesse daran besteht, über bestimmungsgemäßen Einsatz öffentlicher Gelder pflichtbewusst zu wachen und wichtige Aufsichtspflichten wahrzunehmen, dann fordere ich Sie hiermit öffentlich und geschlossen zum Rücktritt auf.
Wir Beitragszahler sind dazu verdammt, mit unserem mühsam verdienten Geld die öffentlichen Sender zu unterstützen und können uns dieser Pflicht nicht entziehen. Dafür dürfen wir aber auch erwarten, dass alle Vertreter Ihres Gremiums Ihren Pflichten treu und verlässlich, sowie vor allem sachkundig nachkommen. Nichts davon vermag ich aktuell zu vernehmen. Deshalb werden auch wir uns unsere Leserinnen und Leser unsere Einstellung zu einem durch Pflichtbeiträge finanzierten Fernsehen und Rundfunkt neu überdenken müssen. Wenn Kultur und Bildung weiter auf dem absteigenden Ast sind und die Unterschiede zwischen einem Bildungsfernsehen und den reinen Kommerzangeboten weiter verschwinden, bis sie gar nicht mehr wahrnehmbar sind, dann entfällt perspektivisch auch der moralische Anspruch, jedem Bürger per Rechtsnorm in die Tasche zu greifen.
Das öffentlich wahrnehmbare und durch mehrere Zeugenaussagen belegbare Verhalten ist einfach nur beschämend.
Von jedem „fachkundigen Bürger“ erwarte ich neben Verstand und Disziplin auch Engagement und angemessene Vorbereitung. Leider scheint sich der Begriff „fachkundig“ in Deutschland nur noch auf eine Parteizugehörigkeit statt Bildung und einschlägigen Fachkenntnissen zu stützen. Froh bin ich daher, dass Besenstiele, Blumentöpfe und Vertreter unserer einheimischen Fauna noch keine Parteimitgliedschaft erwerben können.
Wir alle erwarten, dass Sie und die übrigen Räte es erkennen und verstehen, wenn seitens des Senders Äpfel mit Birnen verglichen werden und zum Belegen von Entscheidungen willkürliche Formate zum Vergleich herangezogen werden, die keinen anderen Schluss zulassen. Der Intendant mag es verstehen, fachkundige Bürger – im Kontext ein geradezu lächerlicher Begriff – an der Nase herumzuführen und zu täuschen, die breite Öffentlichkeit allerdings nicht.
Und deshalb fordere ich Sie hiermit auf, Ihren Pflichten nachzukommen, selbst geeignete Vergleichsformate zu ermitteln und mit festzulegenden Analyse- und Vergleichspunkten eine fundierte Bewertung im Sinne eines Gutachtens zu beauftragen und vor allem in der nächsten Sitzung kritisch zu hinterfragen. Ihre Stellungnahme erwarte ich, mit Rücksicht auf die anstehenden Feiertage, im selben Textformat bis zum 9. Januar 2026.
Ein gutes neues Jahr mit Eisenbahn-Romantik wünscht Ihnen
Holger Späing
Chefredakteur / Herausgeber
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