Vor rund zwei Monaten hat die Geschäftsführung der rbb-Belegschaft verkündet, dass bis zum 1. Januar kommenden Jahres 22 Millionen Euro eingespart und gut 254 „Vollzeitäquivalente" gestrichen werden sollen. Nach wochenlanger Ungewissheit und Unsicherheit wurden am heutigen Freitag die Beschäftigten endlich darüber informiert, was gestrichen werden soll.
Andrea Kühnemann, ver.di-Landesleiterin Berlin-Brandenburg: „Nach den Affären um Ex-Intendantin Patricia Schlesinger, dem Umgang des rbb mit Vorwürfen gegen den Grünen-Politiker Stefan Gelbhaar und zahlreichen hohen Beraterhonoraren müssen die Beschäftigten und Nutzer*innen das nun alles ausbaden. Wir werden uns genau anschauen, ob der rbb mit den vorgestellten Maßnahmen seinen Programmauftrag noch erfüllen kann.“
Die Maßnahmen sind gravierend und werden zu hören und zu sehen sein:
- Die Radioprogramme werden über weite Strecken von einer zentralen Nachrichtenredaktion beliefert. Dadurch werden sie an Profil verlieren.
- Die beliebte Kindersendung „Ohrenbär" wird eingestellt
- Geplant: Das HF-Kooperationsprogramm Cosmo soll gestrichen werden
- Die Fernseh-Nachrichtensendungen rbb24 Abendschau und rbb24 Brandenburg Aktuell sparen sich ihre Nachrichtenpräsentatoren.
- Das „Heimatjournal“ fusioniert mit „Der Tag"
- Nachdem die „rbb Praxis" schon der vorigen Sparrunde zum Opfer gefallen ist, wird nun auch die Nachfolgesendung „rbb gesund+" gestrichen
- Der rbbtext wird eingestellt
- Es werden weniger Dokumentationen für das rbb-Fernsehen produziert - die Folge dürften noch mehr Wiederholungen sein.
Marika Kavouras, Sprecherin des ver.di-Senderverbandes im rbb: „Das sind nur einige der geplanten mehr als 150 Maßnahmen. Hinter allen stehen Menschen, die mit großem Engagement ihre Arbeit im Sinne der Zuschauer*innen, Hörer*innen und Nutzer*innen machen. Sie werden jetzt möglicherweise ihren Job verlieren. Das betrifft vor allem Kolleginnen und Kollegen mit Zeitvertrag und freie Mitarbeiter*innen. Dagegen findet sich für den Abteilungsleiter, dessen Abteilung mit einer anderen zusammengelegt wird, bestimmt noch ein anderer Leitungsposten.“
Der ver.di-Senderverband hält viele der geplanten Maßnahmen für unsinnig, weil sie dem Sender massiv schaden und nur noch ein Gerippe übrigbleibe. „Wir bezweifeln außerdem, dass all diese Maßnahmen nötig sind, denn tatsächlich eingespart werden müssen nur knapp neun Millionen Euro. Die übrigen 13 Mio. Euro sind für die „digitale Transformation" vorgesehen“, betont Marika Kavouras. Allerdings hat die rbb-Geschäftsführung weder der Belegschaft noch dem Rundfunkrat bislang erklärt, wofür genau die 13 Millionen Euro verwendet werden sollen und warum das Geld angeblich in diesem Jahr eingespart werden müsse.
ver.di-Landesleiterin Andrea Kühnemann: „Zu dem „Sparpaket" gehört auch, dass der rbb der einzige öffentlich-rechtliche Sender ist, der noch keinen neuen Gehalts- und Honorartarifvertrag abgeschlossen hat. Seit Herbst fordern ver.di und der DJV den Sender zu Verhandlungen auf. Und noch länger fordern wir, endlich den Tarifvertrag zum Beendigungsschutz für langjährige freie Mitarbeiter*innen zu unterzeichnen, der ausverhandelt und von allen zuständigen Gremien gebilligt worden ist.“
„Wir erkennen an, dass der rbb in einer schwierigen finanziellen Lage ist. Angesichts dessen fordern wir von der Senderspitze, mit gutem Bespiel voranzugehen und auf einen Teil ihrer Vergütung zu verzichten. Leider gibt es bislang kein entsprechendes Signal; stattdessen wurden teure Berater verpflichtet“, sagt Marika Kavouras.
Änderung bei den Erstunterzeichnern, eine Hinzufügung
Neuer Petitionstext:
An die Intendantin des rbb, Ulrike Demmer, und an die Programm-Direktorin Katrin Günther,
der rbb plant aktuell die Abschaffung der Hörgeschichten des Ohrenbären.[1] Das nehmen wir nicht hin!
Wir wenden uns als Eltern, Familien, Kreative, Medienschaffende, Forschende, Lehrende und Fans an Sie und erheben gegen die geplante Streichung der erfolgreichen Traditionsmarke Ohrenbär scharfen Einspruch. Wir fordern, dass mit unseren Gebühren "Ohrenbär"Ohrenbär - Hörgeschichten für Kinder"Kinder" so aufgestellt bleibt, wie wir ihn kennen und schätzen: im Radio und als Podcast.
Neue Begründung:
Podwatch.io weist Ohrenbär regelmäßig unter den Top 5 der 100 „besten Podcasts für Kinder-Geschichten“ in Deutschland aus.
Ohrenbär erfüllt den öffentlich-rechtlichen Auftrag – er unterhält und bildet.
Hochkarätige Schauspieler und Schauspielerinnen erzählen die Geschichten mit Engagement und Liebe. Sie machen die Figuren lebendig und sorgen für Spannung und Emotion.
Renommierte Autorinnen und Autoren denken sich immer neue Abenteuer aus. So ermöglichen die Hörgeschichten eine frühe Begegnung mit Literatur. Sie fördern Spracherwerb und Kognition.
In ihnen kommen in einer sich stetig wandelnden Gesellschaft alle Bereiche des Lebens vor: Familie, Freunde, Kita, Schule, andere Länder, Tiere, Traumwelten, Konflikte, Magie ... Kinder können sich einfühlen, wiedererkennen, Neues entdecken.
Beim Hören entstehen eigene Bilder im Kopf, Fantasie und Kreativität entfalten sich. In einem reizüberfluteten Alltag bietet Ohrenbär Rückzugsmöglichkeit und Momente der Ruhe.
Die Schulung des Hörens ist sowohl entwicklungspsychologisch relevant als auch eine bildungspolitische Forderung zur Entwicklung von Medienkompetenz.
Der Sandmann ist ein schönes Programm für die Kleinsten, während der Ohrenbär die Kinder durch ihre Grundschulzeit begleitet.
Der Ohrenbär ist im Radio ein leicht zugängliches Angebot für alle Familien unserer Gesellschaft und garantiert ihnen ein hochwertiges Programm für ihre Kinder.
Aus diesen Gründen muss der Ohrenbär bestehen bleiben!
Die Welt für unsere Kinder wird ärmer ohne den Ohrenbär sein. Mit seiner Streichung verstößt der rbb gegen seinen öffentlich-rechtlichen Auftrag und gegen Generationengerechtigkeit.
Wir alle zahlen Gebühren. Wir bezweifeln, dass für die etablierte Sendung auf Grund ihrer einfachen Gestaltung erhebliche Mittel aufgebracht werden müssen. Außerdem würde dann das Archiv von fast 40 Jahren auf Nimmerwiederhören verschwinden. Das ist eine ungeheure Verschwendung von Programmgeldern.
Wir fordern, dass mit unseren Gebühren der Ohrenbär so aufgestellt bleibt, wie wir ihn schätzen: im Radio und als Podcast. Er soll nicht nur Altes wiederholen, sondern für die Jüngsten mit neuen Geschichten zu aktuellen und relevanten Themen immer am Puls ihrer Gegenwart bleiben.
Sehr geehrte Frau Demmer, sehr geehrte Frau Günther, Sie sind in der Verantwortung. Erhalten Sie den Ohrenbär und sichern Sie ihn langfristig – für die Kinder und die Zukunft des rbb!
#ohrenbärdarfnichtsterben
Erstunterzeichner:innenPaul Maar, KinderbuchautorKirsten Boie, KinderbuchautorinUlrich Matthes, SchauspielerCorinna Harfouch, SchauspielerinDr. Gerald Hüther, Neurobiologe, Vorstand der Akademie für PotentialentfaltungSusanne Bergmann, GMK Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur, Sprecherin Fachgruppe HörmedienMarcus Weber, Wissenschaftskünstler, Die PhysikantenSaša Stanišić, SchriftstellerKatharina Thalbach, SchauspielerinBastian Pastewka, Schauspieler und ComedianPeter Lohmeyer, SchauspielerMonika Osberghaus, Verlegerin Klett KinderbuchDieter Kosslick, KulturmanagerDr. Annette Wostrak und Kathrin Buchmann, LesArt, Berliner Zentrum für Kinder- und JugendliteraturChristina Schulz und Alexander Riemenschneider, Intendanz Theater an der Parkaue – Junges Staatstheater BerlinHelgard Haug, Rimini ProtokollDr. Jakob Hein, Schriftsteller und PsychiaterDie Drei??? Andreas Fröhlich, Oliver Rohrbeck, Jens WawrczeckHeikedine Körting, KinderhörspielproduzentinSven Stricker, Autor und RegisseurBjarne Mädel, Schauspieler und RegisseurGabriele Swiderski und Ulrich Maske, Gründer JUMBO neue Medien & VerlagKai Lüftner, Kinderbuchautor und MusikerSabine Ludwig, Kinder- und JugendbuchautorinHolly-Jane Rahlens, Buch- und HörspielautorinMatthias Matschke, SchauspielerRalf Schweikart, PublizistKatharina Siegmann, DeutschePublizistDeutsche Akademie der Darstellenden KünsteVerbandKünste, Prof. Jürgen Drescher, PräsidentVerband für HörspielRegie e.V.Mechthild Großmann, SchauspielerinBernd Moss, SchauspielerFrauke Angel, AutorinHanno Koffler, SchauspielerTobias Unterberg – b.deutung, Komponist-Cellist-ProduzentBettina Fischer, Kulturmanagerin, Leiterin Literaturhaus KölnFlorian Lukas, SchauspielerLeslie Malton, SchauspielerinFelix von Manteuffel, SchauspielerMonica Koshka-Stein, Künstlerische Leiterin KUKI – Junges Kurzfilmfestival BerlinKunstHofKöpenick e.V.Maja Nielsen, AutorinMonika Rinck, Lyrikerin und Professorin für Literarisches SchreibenAntje von der Ahe, Schauspielerin und SynchronregisseurinBoris Aljinovic, Schauspieler und RegisseurDr. Andrea Paluch, Schriftstellerin und ÜbersetzerinDr. Ursula Böning-Geisendörfer, MedizinerinKirsten Fuchs, SchriftstellerinHans-Flesch-GesellschaftNina Kunzendorf, SchauspielerinBernhard Schütz, SchauspielerCarmen-Maja und Jennipher Antoni, SchauspielerinnenAntje Rávik Strubel, Schriftstellerin und ÜbersetzerinRADAU! Arne Gedigk, Oliver Bergmann, Achim ErzHelene Grass, SchauspielerinMarkus Meyer, SchauspielerSabine Bohlmann, BestsellerautorinMasha Qrella, Sängerin und Songwriterin