29/05/2025 à 08:08
Dem rbb-Publikum wird Hören und Sehen vergehen
Vor rund zwei Monaten hat die Geschäftsführung der rbb-Belegschaft verkündet, dass bis zum 1. Januar kommenden Jahres 22 Millionen Euro eingespart und gut 254 „Vollzeitäquivalente" gestrichen werden sollen. Nach wochenlanger Ungewissheit und Unsicherheit wurden am heutigen Freitag die Beschäftigten endlich darüber informiert, was gestrichen werden soll.
Andrea Kühnemann, ver.di-Landesleiterin Berlin-Brandenburg: „Nach den Affären um Ex-Intendantin Patricia Schlesinger, dem Umgang des rbb mit Vorwürfen gegen den Grünen-Politiker Stefan Gelbhaar und zahlreichen hohen Beraterhonoraren müssen die Beschäftigten und Nutzer*innen das nun alles ausbaden. Wir werden uns genau anschauen, ob der rbb mit den vorgestellten Maßnahmen seinen Programmauftrag noch erfüllen kann.“
Die Maßnahmen sind gravierend und werden zu hören und zu sehen sein:
- Die Radioprogramme werden über weite Strecken von einer zentralen Nachrichtenredaktion beliefert. Dadurch werden sie an Profil verlieren.
- Die beliebte Kindersendung „Ohrenbär" wird eingestellt
- Geplant: Das HF-Kooperationsprogramm Cosmo soll gestrichen werden
- Die Fernseh-Nachrichtensendungen rbb24 Abendschau und rbb24 Brandenburg Aktuell sparen sich ihre Nachrichtenpräsentatoren.
- Das „Heimatjournal“ fusioniert mit „Der Tag"
- Nachdem die „rbb Praxis" schon der vorigen Sparrunde zum Opfer gefallen ist, wird nun auch die Nachfolgesendung „rbb gesund+" gestrichen
- Der rbbtext wird eingestellt
- Es werden weniger Dokumentationen für das rbb-Fernsehen produziert - die Folge dürften noch mehr Wiederholungen sein.
Marika Kavouras, Sprecherin des ver.di-Senderverbandes im rbb: „Das sind nur einige der geplanten mehr als 150 Maßnahmen. Hinter allen stehen Menschen, die mit großem Engagement ihre Arbeit im Sinne der Zuschauer*innen, Hörer*innen und Nutzer*innen machen. Sie werden jetzt möglicherweise ihren Job verlieren. Das betrifft vor allem Kolleginnen und Kollegen mit Zeitvertrag und freie Mitarbeiter*innen. Dagegen findet sich für den Abteilungsleiter, dessen Abteilung mit einer anderen zusammengelegt wird, bestimmt noch ein anderer Leitungsposten.“
Der ver.di-Senderverband hält viele der geplanten Maßnahmen für unsinnig, weil sie dem Sender massiv schaden und nur noch ein Gerippe übrigbleibe. „Wir bezweifeln außerdem, dass all diese Maßnahmen nötig sind, denn tatsächlich eingespart werden müssen nur knapp neun Millionen Euro. Die übrigen 13 Mio. Euro sind für die „digitale Transformation" vorgesehen“, betont Marika Kavouras. Allerdings hat die rbb-Geschäftsführung weder der Belegschaft noch dem Rundfunkrat bislang erklärt, wofür genau die 13 Millionen Euro verwendet werden sollen und warum das Geld angeblich in diesem Jahr eingespart werden müsse.
ver.di-Landesleiterin Andrea Kühnemann: „Zu dem „Sparpaket" gehört auch, dass der rbb der einzige öffentlich-rechtliche Sender ist, der noch keinen neuen Gehalts- und Honorartarifvertrag abgeschlossen hat. Seit Herbst fordern ver.di und der DJV den Sender zu Verhandlungen auf. Und noch länger fordern wir, endlich den Tarifvertrag zum Beendigungsschutz für langjährige freie Mitarbeiter*innen zu unterzeichnen, der ausverhandelt und von allen zuständigen Gremien gebilligt worden ist.“
„Wir erkennen an, dass der rbb in einer schwierigen finanziellen Lage ist. Angesichts dessen fordern wir von der Senderspitze, mit gutem Bespiel voranzugehen und auf einen Teil ihrer Vergütung zu verzichten. Leider gibt es bislang kein entsprechendes Signal; stattdessen wurden teure Berater verpflichtet“, sagt Marika Kavouras.
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