Wir fordern Umgebungsschutz für Haus und Garten des Nobelpreisträgers Hermann Hesse in Gaienhofen!

Petition richtet sich an
Landtag Baden-Württemberg

3.742 Unterschriften

Der Petition wurde nicht entsprochen

3.742 Unterschriften

Der Petition wurde nicht entsprochen

  1. Gestartet Mai 2024
  2. Sammlung beendet
  3. Eingereicht
  4. Dialog
  5. Beendet

Neuigkeiten

08.10.2025, 04:59

Liebe Unterzeichnerinnen und Unterzeichner unserer Petition,
Sehr geehrte Damen und Herren,

leider haben wir keine guten Neuigkeiten in unserer gemeinsamen Angelegenheit. Und wir haben einige Wochen gebraucht, die Nachricht, die wir Ende Juli erhielten, zu verdauen. Nach dem Ortstermin am 2. Juni in Gaienhofen hat der Petitionsausschuss des Landtags von Baden-Württemberg im Juli 2025 über unsere Petition entschieden.

Im Ergebnis hat er der Petition nicht entsprochen und sich damit der Rechtsauffassung der beteiligten Behörden – Landratsamt Konstanz, Regierungspräsidium Freiburg, Landesamt für Denkmalpflege – angeschlossen. Wer die sechs eng bedruckten Seiten der Begründung dieser Zurückweisung liest (was eine durchaus anspruchsvolle Tätigkeit darstellt), meint immer wieder zu erkennen, dass das Anliegen unserer Petition sehr wohl gut begründet und sinnhaft ist.

Festgehalten wird beispielsweise, dass das Landratsamt Konstanz die Baugenehmigung ohne die Beteiligung einer entscheidenden Behörde erteilt hat, worauf wir in unserer Eingabe hingewiesen hatten: „Zwar ist hierdurch die Baugenehmigung zunächst formell rechtswidrig, aber nicht nichtig“, wird folglich in der Landtagsdrucksache festgestellt, nur um dann anzuschließen: „Die formelle Rechtswidrigkeit der Baugenehmigung wurde durch die nachträgliche Anhörung des Landesamtes für Denkmalpflege geheilt.“

Auch wenn den Behörden Fehler dieses Kalibers passiert sind, auch wenn jeder Sehende ohne weiteres in der Lage ist zu erkennen, dass das geplante und inzwischen entstehende Bauprojekt jeden Maßstab sprengt, konnte sich keine der beteiligten Behörden dazu durchringen, das vom Landratsamt erteilte Baurecht für ein 10-Familienhaus mit 20 Tiefgaragenplätzen neben dem im Denkmalbuch des Landes gelisteten Mia- und-Hermann-Hessehaus wieder einzukassieren oder auch nur zu schmälern.

Man erkennt durchaus, dass das Kulturerbe durch das nun entstehende Mehrfamilienhaus beeinträchtigt wird: „Die Kubatur des Neubaus und seine Rasterfassade mit hohen Glasfronten schränkt den Wirkungsraum des Villengebäudes ein“, man sieht auch, „dass durch den Verbau und die Wasserhaltung [bei Errichtung der mehrgeschossigen Tiefgarage] ein Arbeitsraum entstehen wird, der den Baumbestand und die Buchenhecke [des Hessegartens] gefährden kann, in ihren Lebensraum eingreift und folglich ihren Erhalt gefährdet.“ Und man stellt sogar fest: „Dieser Teil des Gartens gehört nach Auffassung des Landesamtes für Denkmalpflege zum wertvollsten Bestand und [ist] damit ein unverzichtbarer Bestandteil des Gartendenkmals sowie der Sachgesamtheit Mia- und Hermann-Hesse-Haus.“

Das hilft aber nichts. Die Behörden haben sich darauf verständigt, das einmal gewährte Baurecht nicht zu schmälern. Denkmalschutz in Deutschland ist längst zu einem Papiertiger geworden, zahnlos und handzahm. Auflagen werden allenfalls noch den Denkmalbesitzern gemacht, die in unserem Fall erkennen müssen, dass der so genannte „Umgebungsschutz“ sich innerhalb des eigenen Grundstücks abzuspielen hat: „Die denkmalfachlich relevanten Sichtbeziehungen liegen heute in der Bezugsetzung der Villa mit ihrer Gartengestaltung, insbesondere der Buchenhecke.“

Jämmerliches und die Realität verleugnendes Fazit der Denkmalbehörde also: „Der Gesamteindruck der Sachgesamtheit Mia- und Hermann-Hesse-Haus wird durch das petitionsgegenständliche Bauvorhaben nicht empfindlich gestört.“ Nun denn …

Wer den genauen Text der gründlichen Befassung mit unserer Petition 17/2894 betr. Denkmalschutz zur Kenntnis nehmen möchte, gelangt über diesen Link zum Dokument:
mia-und-hermann-hesse-haus.de/entscheidung-des-petitionsausschuss/

Im Namen der AG Bauen und Bewahren auf der Höri danke ich Ihnen noch einmal herzlich für ihre Unterstützung.

Anne Overlack


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