Das Elterngeld beträgt hierzulande lediglich 67 Prozent des vorgeburtlichen Nettolohns. Der Wunsch vieler Menschen nach einer eigenen Familie entspricht den gesellschaftlichen Erwartungen und bleibt zugleich ein wirtschaftliches Paradox: Während durch eine Familiengründung mehr finanzielle Mittel benötigt werden, sinkt in der Regel zeitgleich das Einkommen.
Ein Elterngeld auf dem Niveau von 100 Prozent des präpartalen Bruttolohns birgt vielerlei Chancen:
- mehr gesellschaftliche Wertschätzung der Carearbeit,
- finanzielle Stabilisierung von Familien
- mehr Entscheidungsfreiraum und Gleichberechtigung in der Kinderbetreuung
- je nach Ausgestaltung (staatlich finanziert oder durch anteilige Unternehmensbeteiligung) ggf. auch mehr gesellschaftliche Verantwortungsübernahme durch Unternehmen.
Die Debatte um den Wert der Care Arbeit Ernst nehmend, sollten wir werdenden Eltern 100 Prozent des präpartalen Bruttolohn zugestehen.
Auch Unternehmen profitieren langfristig von der Re-Produktion, den dadurch erworbenen Soft-Skills, sowie insbesondere von der gesteigerten Kaufkraft junger Familien. Zudem wirke sich angemessenes Elterngeld positiv auf die Erwerbstätigkeit von Müttern aus [1].
Die Einbindung von Unternehmen sollte daher geprüft werden, wenn eine rein staatliche Finanzierung nicht denkbar ist.
[1] Criado-Perez, Caroline (2020). Unsichtbare Frauen. Wie eine von Daten beherrschte Welt die Hälfte der Bevölkerung ignoriert. (S. 115)
Reason
Die Elternzeit mit Elterngeldbezug bedeutet für Eltern pro Kind bis zu 12 Monate Lohneinbußen. In 75 Prozent der Fälle betrifft das nach wie vor die Mutter* [1].
Die finanzielle Situation von Menschen mit geringem oder mittlerem Einkommen, die sich der sozialen Re-Produktion in Form von Kindeserziehung widmen ist prekär. Nur wenn der beantragende Elternteil vorab ein Nettoeinkommen unter 1000 Euro erzielte, werden unter Umständen bis zu 100 Prozent des Lohns ersetzt [2].
2019 erhielten Eltern im Bundesdurchschnitt 898 Euro (!) Elterngeld pro Monat bei Erwerbstätigkeit vor der Geburt des Kindes.
Präpartal erwerbstätige Frauen* hatten durchschnittlich jedoch nur Anspruch auf 735 Euro [3] - ein Wert, der knapp unter dem Existenzminimum der Bundesregierung für das Jahr 2019 lag [4].
Eine Entscheidung für ein oder mehrere Kinder kann die finanzielle Unabhängigkeit einer Frau* auch trotz oder gerade wegen des Elterngeldes zusätzlich bedrohen. Im Vorfeld der Geburt erwerbslose Frauen erhielten sogar durchschnittlich nur 281 Euro.
In Deutschland nimmt nach wie vor nur jeder dritte Vater* Elternzeit. Dass die Zahlen langsam steigen, liege v.a. auch an materiellen Vorteilen. Durch den sogenannten Partnerschafts-Bonus kann das Elterngeld zwei Monate länger bezogen werden, wenn der zweite Elternteil mindestens diese beantragt.
Wer den Anteil der Väter*, die mehr als zwei Monate Elternzeit nehmen erhöhen möchte und der Theorie anhängt, dass dafür finanzielle Anreize zu schaffen seien, sollte das Elterngeld auf 100% des Bruttolohns erhöhen. Das Argument, dass die Väter* besser verdienten und deshalb die Mütter* in Elternzeit gingen, würde so entkräftet.
Neben finanzieller Entlastung verspricht dies den beteiligten Eltern tatsächliche Entscheidungsfreiheit.
Die Krankenkassen entlasten Betriebe für diese „Nicht“(-Erwerbs-)Arbeit bereits in den wenigen Wochen des Mutterschutzes regulär von der Fortzahlung des Entgelts durch die Umlage U2.
Warum beteiligen sich deutsche Unternehmen eigentlich nicht per Umlage an der Überbrückung dieses gesamtgesellschaftlich höchst normativen Ausnahmezustands namens Familiengründung?
In Irland, den Niederlanden und den skandinavischen Ländern sowie in Slowenien und Portugal leisten Unternehmen bereits einen Beitrag zum Kurzarbeitsgeld als 100-prozentige Lohnersatzleistung gemessen am vorherigen Bruttolohn. Der prozentuale Anteil den Unternehmen aufbringen, liegt dort zwischen 10 und 48 Prozent [5]. In Deutschland liegt die Beteiligung der Unternehmen an beiden Lohnersatzleistungen (Corona-Kurzarbeitsgeld und Elterngeld) dahingegen jeweils bei 0 Prozent des Nettolohns.
[4] Existenzminimum ab 2019 9.168 Euro
Ausführlicher Artikel zu Elterngeld und Corona-Kurzarbeitsgeld
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8 days ago
Ich finde die Honorierung der Carearbeit sehr wichtig. Immerhin ist man 24/7 ein Elternteil und das für viele Jahre. Wenn man vorher nicht gearbeitet hat (also zB als Student Bafög bezogen hat und dann gleich in Elternzeit geht), dann wird man für diese Hochleistung mit mtl. 300€ vergütet. Und falls man dann noch splittet, um etwas mehr Zeit mit dem Kind zu haben, dann bekommt man in den ElterngeldPlus- Monaten nur die Hälfte davon! Ich würde außerdem die Elternzeit verlängern. Es gibt Studien, welche eine längere Trennung von Mutter (Bezugsperson) und Säugling/Kleinkind vor der Trotzphase (beginnt zw. 2 und 4) für bedenklich halten. Ein Krippenbesuch sollte für Kinder nicht aus ökonomischen Gründen nötig sein, sondern nur eine Ausnahme. Selbst mit ElterngeldPlus (also nur die Hälfte des Anspruches pro Monat = 33% des Nettolohns!!) kommt man bei gemeinsam genommenen Partnermonaten trotzdem nur auf 20 Monate, also keine vollen 2 Lebensjahre. Und das Landeserziehungsgeld (auch nur ein Jahr) gibt es nur für vorher Arbeitstätige (also keine Studenten und solche die mit Ende des Studiums Eltern geworden sind!). Dabei soll doch gerade eine frühe Familienplanung für mehr Beständigkeit im späteren Beruf sorgen.
on 24 Feb 2021
Um mehr Geschlechtergerechtigkeit zu erreichen, und weil es keine wichtigere gesellschaftliche Aufgabe gibt, als die Erziehung von Kindern.
on 24 Feb 2021
Betrifft mich persönlich...
on 22 Feb 2021
Da bin ich vollauf der selben Meinung wie die Initiatorin. Werdende Eltern sollten finanziell unterstützt werden und nicht bestraft dafür, dass sie die Zukunft in die Welt bringen und großziehen.
on 21 Feb 2021
Unterstützung und Unabhängigkeit der werdenden Mütter