Soziales

Für mehr Personal und bessere Arbeitsbedingungen zur Betreuung von Menschen mit Behinderung

Petition richtet sich an
Deutscher Bundestag Petitionsausschuss
2.058 Unterstützende 2.047 in Deutschland

Sammlung beendet

2.058 Unterstützende 2.047 in Deutschland

Sammlung beendet

  1. Gestartet 2022
  2. Sammlung beendet
  3. Eingereicht am 21.04.2023
  4. Dialog mit Empfänger
  5. Entscheidung

An den Bundespräsidenten Frank Walter Steinmeier und den Petitionsauschuss des Deutschen Bundestages:

In den Wohngruppen und Förderstätten der Behinderteneinrichtungen herrscht zunehmend Personalmangel. Der derzeitige Personalschlüssel in den stationären Wohnangeboten der Eingliederungshilfe ist äußerst knapp bemessen, wäre aber gerade noch auskömmlich, wenn alle Stellen besetzt werden könnten und die Mitarbeitenden nicht aufgrund der immer wieder nicht besetzten Stellen und der damit verbundenen stetigen Überlastung krankheitsbedingt ausfallen würden. 

Die tatsächliche Situation vor Ort sieht so aus, dass z.B. in einer Wohngruppe für schwer-/mehrfach behinderte Menschen eine Fachkraft krank ist, eine andere Fachkraft schwanger ist und der/die Springer*in des Hauses nicht vorhanden ist, weil die Stelle nicht besetzt werden konnte oder die Springerkraft schon anderweitig eingesetzt ist.

Zum Beispiel: in einer Wohngruppe für Menschen mit mittlerer bis schwerer Mehrfachbehinderung leben 6 Mitbewohner. In der Parallelgruppe eine Türe weiter leben ebenfalls 6 Mitbewohner mit selber Symptomatik. Dafür sind bestenfalls 3 Fachkräfte eingeteilt. Somit entfallen auf jede Fachkraft 4 Menschen mit Behinderung. Zur Betreuung gehört u.a. Hilfestellung beim Essen und Trinken, Toilettengang und ggf wickeln, Körperpflege, An- und Ausziehen, Medikamentenvergabe, Beruhigen, Beaufsichtigen, Freizeitangebote, pädagogische Hilfestellungen, körperliche Übungen, kognitive Förderprgramme, Büro- und Verwaltungsarbeit, gelegentliches gemeinsames Kochen, Spaziergänge, etc. Wenn aus Personalmangel nur 2 Fachkräfte für 12 Menschen mit Behinderung abgestellt werden konnten,- was öfters vorkommt,- hat jede Fachkraft bereits 6 Hilfebedürftige zu versorgen. Wenn dann noch eine Fachkraft kurzfristig wg Krankheit absagt, ist nur noch 1 Fachkraft für 12 Hilfebedürftige da. Dann muss eine Fachkraft aus ihrer Freizeit oder aus einer Parallelgruppe organisiert werden, was entweder die dringend notwendigen Erholungsphasen des Personals unterbricht oder für die Parallelgruppe eine Fachkraft abzieht, die dann dort wiederum fehlt. Wenn zusätzlich zu dieser "normalen" Notsituation auch noch eine Fachkraft einen Tag vorher mitgeteilt hat, dass sie schwanger ist und sofortiges Beschäftigungsverbot hat und wenn es dann noch eine Fachkraft gibt, die auf unbestimmte Zeit wegen eines Rückenleidens krank geschrieben ist und man diese Stelle freihalten muss, dann fehlt ggf über Wochen von vornherein eine Fachkraft und dann wird die Personalknappheit immer extremer. Zusätzlich dazu kann z.B. ein Bewohner so stark erkanken (z.B. hat ein mehrfachbehinderter Bewohner, der sich verbal nicht äußern kann, einen Tag lang Brechdurchfall), dass er eine Fachkraft fast ausschliesslich für sich benötigt.

Da dies zunehmend kein Ausnahmezustand ist, sondern zwischenzeitlich eher der Normalfall, führt dies zu unerträglichen Belastungen des vorhandenen Personals. Folgen hiervon sind Erschöpfung, Burnout-Symptome, aber auch körperliche Beschwerden wie Rückenschmerzen (vom Waschen und Wickeln erwachsener Behinderter, etc.), keine Lust mehr an der Arbeit, etc. Die Krankmeldungen steigen, der Engpass wird noch größer, die Belastung des Personals ebenfalls was wiederum mehr Krankmeldungen verursacht. Ein Teufelskreis!

Und natürlich bleiben bei dieser extremen Arbeitsbelastung die wichtigen pädagogischen Zuwendungen und Angebote auf der Strecke.

Die Auswirkungen sind fatal: es wird immer schwerer, teilweise ist es sogar nicht mehr möglich, qualifiziertes Personal für diese Arbeit zu finden. Auf die Stellenausschreibungen der entsprechenden Einrichtungen melden sich keine oder nur noch sehr wenige und meist minder qualifizierte Bewerber*innen.

Der Personalnotstand wächst immer dramatischer. Wenn der Trend sich so fortsetzt, werden bald dringend benötigte Wohnangebote mangels Personal nicht mehr belegt werden können.



Unsere Forderung:

Um diesem Personalnotstand entgegen zu wirken und die Berufe im Bereich der Behindertenhilfe wieder attraktiver zu machen, müssen wesentlich mehr Fachkräfte ausgebildet werden und die Arbeitsbedingungen des Betreuungspersonals in Wohnangeboten für Menschen mit Behinderung sollten dringend und möglichst zügig verbessert werden und zwar durch

-         mehr Personal in der direkten Betreuung, erhöhung des Personalschlüssels

-         verringerte Arbeitszeiten, weniger Überstunden

-         bessere Bezahlung

 Dies wäre auch ein Zeichen für mehr gesellschaftliche Anerkennung dieser Berufsgruppe für deren bewundernswerten Einsatz für unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger mit Behinderung.

Diese Petition geht an den Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages und wird dann von mir direkt an den Bundespräsidenten Frank Walter Steinmeier weitergegeben.

 (Verteiler der Online-Petition: alle Behinderteneinrichtungen bundesweit. Unterschrift bestenfalls aller Pflegefachkräfte, Praktikant:innen und Wohn- und Gruppeneitungen den Behinderteneinrichtungen.)

Begründung

Da ich selbst Vater eines behinderten Sohnes bin, spüre ich ganz unmittelbar die Personalnot in den Behinderteneinrichtungen. Dies geht soweit, dass ich inzwischen meinen Sohn schon mal aus der Einrichtung zu mir nach Hause nehme, weil ich merke, dass das vorhandene Fachpersonal kräftemässig so an der Grenze ist, dass man helfen möchte, wo man nur kann. Und dann helfe ich eben mit. Das kann ich solange machen, wie ich körperlich fit bin. Danach dann nicht mehr...

Mein Sohn kann wegen seiner Behinderung nicht für sich sprechen und Misstände anprangern und Forderungen stellen. Da dies sehr vielen Menschen mit Behinderung ebenfalls nicht möglich ist, helfen Sie mit dieser Petition auch, ihnen eine Stimme zu geben und uns für ein lebenswertes und erfülltes Leben für sie einzusetzen.

Und die Petition soll auch dazu beitragen, dass die Arbeit mit behinderten Menschen wieder attraktiv wird und dass vor allem auch wieder mehr junge Menschen diese Ausbildung wählen und die Arbeit nicht nur mit Hingabe und Erschöpfung, sondern auch mit Freude und Erfüllung und entsprechender Wertschätzung der Gesellschaft ausüben können.

Vielen Dank für Ihre Unterstützung, Thomas Geggerle aus Murnau am Staffelsee
Frage an den Initiator

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Neuigkeiten


  • openPetition hat die von Ihnen unterstützte Petition offiziell im Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages eingereicht. Jetzt ist die Politik dran: Über Mitteilungen des Petitionsausschusses werden wir Sie auf dem Laufenden halten und transparent in den Petitionsneuigkeiten veröffentlichen.

    Als Bürgerlobby vertreten wir die Interessen von Bürgerinnen und Bürgern. Petitionen, die auf unserer Plattform starten, sollen einen formalen Beteiligungsprozess anstoßen. Deswegen helfen wir unseren Petenten, dass ihre Anliegen eingereicht und behandelt werden.


    Mit besten Grüßen,
    das Team von openPetition

  • Der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am 23. November 2022 auf die Benachrichtigung der Petition und der Bitte um Stellungnahme geantwortet. In Vertretung hat eine Person Namens Penselin geantwortet, dass der Bundespräsident sich aufgrund seiner Neutralität leider weder an der Petition beteiligen noch uns Ratschläge für unser weiteres Vorgehen unterbreiten kann. Dieses Schreiben kann auf der Petitionsplattform unter "Neuigkeiten" eingesehen werden. Ich werde jetzt Herrn oder Frau Penselin antworten, an wen wir uns denn wenden könnten. Ausserdem werde ich das Bundesministerium für Gesundheit und das Bundesministerium für Arbeit und Soziales sowie den Beauftragten der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, Herrn... weiter

Weil ständig Menschen geschlossen untergebracht werden, obwohl sie mit 1:1 Begleitung wunderbar draussen frei sein könnten und weil diese Tatsache der UN Behindertenrechtskonvention widerspricht

Noch kein CONTRA Argument.

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