Mathieu wuchs in Abengourou in der Elfenbeinküste auf. Er ist Christ und lebte mit seiner Familie, ebenfalls wie wir, auf dem Land. Dort bewirtschaftete er mit seinem Vater die Felder und züchtete Hühner. Von seinem Vater hat Mathieu mit 18 Jahren die Felder versprochen bekommen. Dies störte jedoch Mathieus eifersüchtigen Halbbruder, der die Ackerfläche für sich haben wollte. 2011 kam es zu einem folgenschweren Ereignis: Auf dem Feld schoss Mathieus Halbbruder mit mindestens 20 Kugeln auf ihn. Mathieu musste anschließend zwei Mal operiert werden und konnte nur mit Hilfe und durch den Schutz seines Vaters überleben.
Dieser starb jedoch im Jahr 2016. Die Situation änderte sich schlagartig. Mathieus Halbbruder drohte, dass er ihn endgültig töten werde, um die Ackerflächen für sich allein zu haben. In Panik und mit den Erinnerungen an den vorherigen Mordversuch, kehrte er seiner Heimat den Rücken und flüchtete.
Über Burkina Faso, Niger und Libyen erreichte er Europa in Italien. Über Frankreich und einige Stationen in Deutschland kam er nach über zehntausend Kilometern und zahlreichen Umwegen ins beschauliche Fladungen zu uns. Eine Flucht mit sehr vielen Risiken und Unwägbarkeiten, die sich niemand von uns vorstellen kann.
Kurz nach seiner Ankunft im Juni 2018 stand der kleine, flinke Fußballer auf dem Fladunger Sportgelände und wollte die letzten Wochen und Monate der Flucht einfach nur vergessen. Er wünschte sich nur ein bisschen Normalität. Schnell konnte Mathieu im Team der 1. Mannschaft des FC Bayern Fladungen eingebaut werden und war fortan bei jedem Training dabei. Ob im heißen Sommer, regnerischen Herbst oder im kalten Schnee - Mathieu zeigte, dass er einer von uns ist: Egal welche Hautfarbe, egal welches Alter, egal welche Sprache - der Fußball vereint.
Nach den gemeinsamen Trainings und Spielen lernten wir unseren neuen Spieler näher kennen. Mathieu bemühte sich von Anfang an, die Namen aller seiner Freunde zu lernen und zu verstehen. Nach einem Einsteiger-Deutschkurs machte er sogar Witze und Sprüche mit uns auf Deutsch und versucht sich bereits an unserem fränkischen Dialekt. Bei gemeinsamen Mannschaftsaktivitäten ist Mathieu immer dabei und alle kümmern sich um ihren Freund. In der Vorbereitung zu den Spielen, im Training oder bei Festen sieht er gleich, wo Arbeiten erledigt werden müssen und hilft, wo er nur kann.
In der Freizeit lernte er weitere Freunde in der Fladunger Jugend kennen und wurde auch dort schnell integriert. Zu gemeinsamen Festen und Fahrten mit der Kermesjugend kam Mathieu mit und begeisterte mit seiner lustigen Art.
Seit Frühjahr 2019 haben wir gemeinsam erreicht, dass Mathieu in der Landwirtschaft arbeiten kann und hilft einem örtlichen Landwirt bei der Hofarbeit. Ein bisschen Normalität und Gedanken an die Heimat. Zudem hat eine örtliche Metzgerei Mathieu eine Ausbildung angeboten, die er sehr gerne aufnehmen möchte. Das wäre der nächste Schritt auf dem Weg zu einem unabhängigen Leben bei uns und mit uns.
Im Frühsommer 2019 hat ein Gericht entschieden, dass Mathieu nicht bei uns bleiben darf. Ihm wird der Flüchtlingsstatus nicht anerkannt, da er in seiner Heimat nicht politisch verfolgt wird und er die Möglichkeit hätte, in einem anderen Teil der Elfenbeinküste ein neues Leben aufzubauen. Dies wäre jedoch mit der ständigen Angst verbunden, doch noch von seinen mordsüchtigen Verwandten aufgespürt zu werden. Nicht umsonst hat Mathieu die beschwerliche Flucht durch ganz Afrika und quer durch Europa auf sich genommen, um dieser Unsicherheit zu entkommen.
Mathieu bezeichnet seine neugewonnenen Freunde im Verein, weit weg von Heimat und Familie, als Brüder. Ebenso sehen ihn seine Freunde aus der Mannschaft als wichtigen Helfer und Mitglied des Vereins und seine Abschiebung würde einen großen Verlust bedeuten, nicht nur persönlich, sondern auch aus sportlicher Sicht.
Weil Mathieu uns gezeigt hat, wie gern er hier bei uns bleiben möchte und er für uns bereits ein Teil der Gemeinschaft geworden ist, wollen wir gemeinsam erreichen, dass Mathieus Fall bei der Härtefallkommission des Freistaats Bayern beraten wird.
Helft mit, dass unser Freund Mathieu eine Aufenthaltserlaubnis bekommen und seine Ausbildung bei uns beginnen kann.
Helft mit, ihm nach den grausamen Erfahrungen in der Vergangenheit, eine neue Heimat und Schutz zu geben.
Helft mit, indem wir ein Zeichen setzen, dass uns unsere Freunde wichtig sind - egal woher, egal wie alt und egal welcher Hautfarbe - wir kümmern uns um Menschen, die sich bei uns einbringen und integrieren.
Wenn Euch das Schicksal von Mathieu nicht egal ist, unterzeichnet mit Eurem Namen diese Petition. Diese werden wir bei der Bundesregierung und bei der Regierung von Unterfranken einreichen.
Setzt ein Zeichen für die Menschlichkeit, für einen jungen Mann, der bei uns in Frieden leben und arbeiten - und vor allem eins, einfach nur mit seinen Freunden gemeinsam Fußball spielen will.