Region: Thüringen
Erfolg
Wissenschaft

Nachqualifizierung statt Disqualifizierung Jena!

Petent/in nicht öffentlich
Petition richtet sich an
Thüringer Landtag Petitionsausschuss
1.783 Unterstützende 1.174 in Thüringen

Petition hat zum Erfolg beigetragen

1.783 Unterstützende 1.174 in Thüringen

Petition hat zum Erfolg beigetragen

  1. Gestartet 2021
  2. Sammlung beendet
  3. Eingereicht
  4. Dialog
  5. Erfolg

Die Petition war erfolgreich!

Wir fordern das zuständige Thüringer „Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft“ auf, allen aktuellen Psychologie-Studierenden eine sofortige Nachqualifikation zu ermöglichen – und somit den Berufsweg zur Psychotherapie-Ausbildung zu sichern. 

Wer sind wir?

Wir sind eine Gruppe aus Psychologie-Studierenden der Friedrich-Schiller-Universität und dem Fachschaftsrat Psychologie – gemeinsam wollen wir für eine faire Behandlung derjenigen sorgen, die ihr Studium im Oktober 2018 oder 2019 begonnen haben.

Warum betrifft es besonders diese Semester?

Zum Oktober 2020 wurde der Psychologie Studiengang in Jena und in vielen anderen deutschen Städten an das reformierte Ausbildungssystem für Psychotherapeut*innen angepasst. Daraus ergibt sich seitdem ein neuer „polyvalenter Bachelor“, der dann in einen neuen Master und eine neue Ausbildung führen soll. Diese zeichnet sich u.a. durch eine angemessenere Vergütung aus. Für die oben genannten Kohorten gibt es derzeit keine Möglichkeit in das neue Ausbildungssystem zu wechseln: der „alte“ Bachelor berechtigt nicht zum Zugang in den reformierten Master-Studiengang. 

Warum Nachqualifizierung?

Eine Nachqualifizierung würde für uns die Möglichkeit bedeuten, die für den neuen Master notwendigen Module nachzuholen. Sie wäre eine Brücke ins reformierte Ausbildungssystem. Die oft genannte Möglichkeit, im alten Ausbildungssystem Psychotherapeut*in zu werden, ist für viele von uns keine reale Alternative. Die Frist bis 2032 (oder bis 2035 mit Härtefallregelung) ist sogar mit „lückenlosem“ Studium, also Bachelor, Master und Ausbildung ohne Zwischenpause, äußerst knapp bemessen. Hinzu kommen Wartezeiten bei der Zulassung, pandemiebedingte Verlängerung des Studiums (zurzeit ist es kaum möglich, einen Praktikumsplatz zu finden etc.) oder andere persönliche Faktoren, wie Berufsorientierung oder Familienplanung. Dabei sollte auch nicht vergessen werde, dass für viele Auszubildende im alten System die Kosten nur mit hohen Krediten oder Teilzeitarbeit zu stemmen sind, die mit Stress und anderen psychischen Überbelastungen einhergehen. In Jena ist bis jetzt noch unklar, wie lange der notwendige klinische Master noch angeboten wird.

Wie sieht es an anderen Universitäten aus?

Unsere Recherchearbeit hat gezeigt, dass ein Großteil der Universitäten deutschlandweit bereits 2022 auf den neuen Masterstudiengang umstellt. Ausbildungsinstitute rechnen mit einem Rückgang ihrer Kapazitäten im alten System ab 2023/2024. Faktisch folgt daraus ein Verschwinden der örtlichen Flexibilität für Studierende und ein erwartbarer extremer Ansturm auf die verbleibenden Plätze.

Wir brauchen eure Unterstützung, um auf diese enorme Benachteiligung aufmerksam zu machen, uns auf politischer Ebene Gehör zu verschaffen und für eine faire Behandlung aller Studierenden einzustehen.

Begründung

1.    Einer Vielzahl von Studierenden wird es nicht möglich sein, die Therapieausbildung bis zum Fristablauf (2032/35) abzuschließen.

Im unrealistischen Idealfall erfordern Psychologiestudium und Therapieausbildung derzeit 8-10 Jahre (Bachelor 3 Jahre, Master 2 Jahre, Ausbildung 3-5 Jahre (je nach Ausrichtung gegebenenfalls auch grundsätzlich länger)). 

Der Großteil der Studierenden, insbesondere benachteiligte Studierendengruppen, benötigt jedoch deutlich mehr Zeit. Weitere Gründe für Studienverzögerungen sind strukturelle Hürden, die Corona-Pandemie und unvorhergesehene Lebensereignisse.

2.    Die enge Befristung greift massiv in die individuelle Berufs- und Lebensplanung ein.

Die vorrangig weiblichen Studierenden werden gezwungen, zwischen dem Abschluss ihrer Therapieausbildung und einem Kinderwunsch zu entscheiden, was unzeitgemäß und nicht hinnehmbar ist. Außerdem bleibt keine Zeit für eine angemessene berufliche Orientierung, Auslandsaufenthalte, Promotion oder Ehrenamt.

3.    Ausreichende Master- und Ausbildungsplätze des alten Systems sind nicht bis 2032/35 gesichert. 

Studierende sind auf “alte Masterstudiengänge” mit ausreichend klinischen Studieninhalten angewiesen. Deutschlandweit stellen Universitäten ihre Master jedoch bereits schon überwiegend 2022 um. Damit ist uns Studierenden örtliche Flexibilität bei der Wahl des Masters genommen, da wir mit dem alten Studiengang nicht qualifiziert für den neuen Master sind. Einige Ausbildungsinstitute rechnen zudem mit einem Rückgang der Ausbildungs-kapazitäten nach altem System bereits ab 2023/24

4.    Wegen der beispiellosen Mehrfachbelastung durch hohe Kosten, Zeitdruck und struktureller Unsicherheit werden zu wenige Therapeut*innen aus den betroffenen Kohorten hervorgehen.

Diese Studierenden sind durch die knappe Frist noch deutlich härter getroffen als ihre Vorgänger*innen, die auch im alten System ausgebildet wurden. Betroffene müssen sich u.U. hoch verschulden und ein enormes finanzielles Risiko eingehen, um einen Qualifikationsweg zu beschreiten, der bis zuletzt unwiderruflich scheitern kann. Dies wird viele von der therapeutischen Laufbahn abhalten. 

Dennoch gibt es allgemein eine Mangelsituation an psychologischen Psychotherapeuten. 

Ein Grund mehr, denen die sich auf diesen langen Weg der Berufsausbildung machen, die Sicherheit zu geben, ihr Ziel auch erreichen zu können. 

5.    Benachteiligte Studierendengruppen werden systematisch von der therapeutischen Laufbahn ausgeschlossen. Die Härtefallregelung bis 2035 schafft keine Lösung, da die Fristverlängerung unzureichend geregelt und der Fortbestand der Ausbildungsstrukturen nicht gesichert ist. Ein systematischer Ausschluss ist hochproblematisch, da Psychotherapeut*innen aus allen Bevölkerungsgruppen stammen können sollten.

6.    Weitere Berufschancen sind im Vergleich zu früheren und folgenden Kohorten verringert, da in wenigen Jahren die approbationskonformen Studiengänge der neue Standard für Berufsanfänger*innen sein werden. Der Ausschluss von der Approbation ist zudem folgenschwer, da schon heutzutage viele Unternehmen approbierte Therapeut*innen gegenüber Bewerber*innen ohne Therapieausbildung bevorzugen - selbst wenn diese Qualifikation formal nicht erforderlich ist.

7.    Die Aufnahme des Psychologie-Bachelorstudiums vor 2020 wurde von allen Seiten empfohlen – die dramatischen Konsequenzen waren vor Antritt des Studiums nicht absehbar.

Die Befristung des alten Systems wurde erst Ende 2019 vom Gesetzgeber beschlossen und damit nach dem Immatrikulationszeitpunkt der besonders betroffenen Kohorten.

8.    Die Nachqualifizierung ist das einzige Mittel zur Abwendung der drastischen Konsequenzen für Bachelorstudierende.

Der alte und der angepasste neue Psychologie-Studiengang (Polyvalenter Bachelor) gelten inhaltlich als nahezu gleich. Die wenigen unterschiedlichen Inhalte haben jedoch für die Qualifizierung hohes Gewicht. 

Dementsprechend sind Nachqualifizierungsmöglichkeiten unerlässlich!

(Veranschaulichte Darstellung der Problematik des FSR Hamburg unter: https://fsrpsychologie.files.wordpress.com/2020/11/nq_grafik.jpg )

 

Wir Unterzeichner*innen wünschen und befürworten ausdrücklich eine faire Gestaltung der Studienbedingungen, was die Möglichkeit zur Nachqualifizierung der aktuellen Bachelorstudierenden einschließt.

Wir appellieren daher an Sie, Rahmenbedingungen zu schaffen, die den Ausgleich dieser systematischen Benachteiligung sicherstellen!

Vielen Dank für Ihre Unterstützung

Link zur Petition

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Neuigkeiten

  • Wir haben es geschafft! Anträge, Petition und Besprechungen mit den verschiedenen Verantwortlichen haben etwas in Bewegung gesetzt und wir können euch nun mitteilen, dass es auch an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena eine Nachqualifizierung geben wird. Das haben wir nicht zuletzt euch allen zu verdanken, die ihr uns in unserem Anliegen unterstützt habt, denn ihr habt uns damit den Rücken gestärkt und uns Gehör verschaffen.
    Daher wollen wir uns hiermit als Initiative Nachqualifizierung Jena im Namen aller Betroffenen bei euch bedanken!

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