Wir fordern den Reutlinger Gemeinderat auf, der Absichtserklärung mit der Schulstiftung der Evangelischen Landeskirche zum Bau und Betrieb eines dreizügigen privaten evangelischen Gymnasiums in Reutlingen nicht zuzustimmen. Wir treten für eine ergebnisoffene Schulentwicklung mit allen und für alle Reutlinger Schulen ein.
Reason
Die Schulleitungen aller weiterführenden Schulen in Reutlingen und der Gesamtelternbeirat Reutlinger Schulen haben die Sorge, dass ein privates evangelisches Gymnasium erhebliche Auswirkungen auf die Zusammensetzung der Schülerschaft haben wird. Auch die Stadtverwaltung räumt ein, dass die Teilnahmepflicht am evangelischen Religionsunterricht und das Schulgeld ausschließende Wirkung entfalten können. Eine private Schule kann ihre Schüler*innen und ihre Lehrkräfte aussuchen, eine öffentliche Schule nicht.
Mit der geplanten Vereinbarung verpflichtet sich die Stadt Reutlingen gegenüber der Ev. Schulstiftung nach heutigen Werten über 60 Jahre zu Freiwilligkeitsleistungen von mindestens 60 Millionen Euro. Die Belastung für den städtischen Haushalt beträgt etwa eine Million Euro pro Jahr und erhöht sich über 60 Jahre stetig.
Gleichzeitig kann die Stadt Reutlingen ihre Pflichtaufgaben als Schulträger der öffentlichen Schulen nicht mehr in vollem Umfang erfüllen. Wegen der schwierigen Haushaltssituation sind derzeit 17 bereits geplante Schulbauprojekte in Reutlingen zurückgestellt. Schüler*innen in Betzingen werden weiterhin in Containern unterrichtet, der Sanierungsstau an den Reutlinger Gymnasien besteht fort. Das Isolde-Kurz-Gymnasium wartet auf seine Mensa. Die öffentlichen Schulen in Reutlingen werden gegenüber einem privaten Schulträger benachteiligt.
Andere Privatschulen in Reutlingen und im Land müssen für den laufenden Schulbetrieb mit einem Landeszuschuss in Höhe von 80 Prozent einer öffentlichen Schule auskommen. Sie erhalten darüber hinaus keine nennenswerten kommunalen Zuschüsse. Die Vereinbarung der Stadt Reutlingen mit der Ev. Schulstiftung bedeutet eine Kostenübernahme von mindestens 96 % durch Land und Stadt. Nach unserer Verfassung kann die Ev. Schulstiftung in Reutlingen ein privates Gymnasium bauen und betreiben. Sie würde hierfür voraussichtlich auch Landesförderung erhalten. Es ist nicht vermittelbar, warum sie gegenüber den anderen privaten Schulen in Reutlingen bessergestellt werden soll.
Die von der Stadtverwaltung vorgeschlagenen Vereinbarung zum Bau und Betrieb eines dreizügigen evangelischen Privat-Gymnasiums ist über einen sehr langen Zeitraum mit hohen finanziellen Belastungen und Risiken für den städtischen Haushalt verbunden. Eine Erweiterung der bestehenden Reutlinger Gymnasien ist bedeutend risikoärmer, voraussichtlich kostengünstiger und an den jeweiligen Bedarf flexibel anpassbar.
Die Schulleitungen der Reutlinger Gymnasien, der Realschule und der Gemeinschaftsschulen haben angeboten, einen zusätzlichen Bedarf an Schulplätzen zunächst im Bestand der Schulgebäude zu stemmen. Das gibt Zeit, zusammen mit allen Reutlinger Schulen eine Schulentwicklungsplanung zu beginnen. Wir fordern den Reutlinger Gemeinderat auf, wieder verschiedene Wege zur (zeitnahen) Erweiterung und Sanierung der Reutlinger Schulen in den Blick nehmen, anstatt einen privaten Schulträger zu privilegieren. Es geht um gute Bildungschancen für alle Kinder und Jugendlichen.
Diese Petition wird unterstützt von folgenden Privatpersonen:
Thomas Kuchelmeister, Carola Reinmuth, Sven Lange, Matthias Gruner, Prof. Dr. Bernhard Rank, Reiner Hemmert, Wolfgang Straub
Diese Verbände, Vereine, Initiativen und Organisationen befürworten bereits unsere Petition:
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Kreis Rt/Tü, Förderverein AEG aktiv e.V., Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB) Kreisverband Reutlingen,
Ausführliche Informationen zum Thema finden Sie auf der Homepage des Reutlinger Gesamtelternbeirats: http://geb-reutlingen.de/6-gymnasium/
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Einladung zum nächsten Treffen des Bündnis "Bildung für alle in Reutlingen"
am Donnerstag, 27. Juli 2023 um 18:30 Uhr
in der Gaststätte TSG Jahnhaus, Ringelbachstraße 96, 72762 Reutlingen
Vorschlag zur Tagesordnung:
1. Begrüßung und Vorstellung
2. Vereinbarung der Ziele des Bündnis Bildung für alle in Reutlingen
3. Ideen für die Öffentlichkeitsarbeit und für Aktivitäten nach den Sommerferien
4. Verschiedenes
Sie sind herzlich eingeladen
Viele Grüße
Das Koordinationsteam: Wolfgang Straub, Thomas Kuchelmeister, Matthias Gruner
Was bisher geschah:
Am Donnerstag, 13. Juli 2023 wurde das Bündnis Bildung für alle in Reutlingen gegründet. Wir setzen uns auch nach der Gemeinderatsentscheidung zugunsten des ev. Privatgymnasiums ein:
- für mehr Bildungsgerechtigkeit... further -
Vier Wochen mehr für die Antworten vom Parlament
on 19 Jul 2023openPetition hat heute eine Erinnerung an die gewählten Vertreter im Parlament Gemeinderat geschickt, die noch keine persönliche Stellungnahme abgegeben haben.
Bisher haben 13 Parlamentarier eine Stellungnahme abgegeben.
Die Stellungnahmen veröffentlichen wir hier:
www.openpetition.de/petition/stellungnahme/nein-zu-millionen-fuer-ein-ev-privatgymnasium-ja-zur-schulentwicklung-mit-allen-reutlinger-schulen
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Der Reutlinger Gemeinderat hat die Petition am 29. Juni 2023 abgelehnt und weiteren Verhandlungen mit der Ev. Schulstiftung zugestimmt. Die ausgehandelten Verträge sollen bis Jahresende unterschriftsreif sein.
Wir haben mit unserer Petition viel erreicht:
Das Thema "Ev. Privatgymnasium" ist in der breiten Öffentlichkeit angekommen und wird von den Medien beachtet. Die Stadtverwaltung steht unter Begründungsdruck, warum sie der Schulstiftung über 60 Jahre so hohe Freiwilligkeitsleistungen zusagt, die andere private Schulen nicht erhalten. Vor einem Jahr war die Entscheidung pro Privatgymnasium im Gemeinderat noch einstimmig. Jetzt gab es 11 Gegenstimmen. Die breite Ablehnung des Verwaltungsvorschlags in der Reutlinger Schulgemeinschaft besteht... further
Debate
Schon jetzt ist der Sanierungsbedarf an den öffentlichen Schulen in Reutlingen immens. Angesichts der prekären Haushaltslage der Stadt ist keine Besserung in Sicht. Mit einem Privatgynasium und jährlicher Unterstützung in Millionenhöhe bleibt dem nicht elitären Eltern- und Schülerkreis dann wohl nur noch Lernen in "Bauruinen" und der Technik aus der grauen Vorzeit!
Bei der Diskussion wird deutlich, dass viele Unterstützer eine sehr einseitige Sicht von Privatschulen haben. An den Ev. Schulen der Umgebung geht es keineswegs um eine Elitenförderung und die Schulen werden auch sicher nicht nur von Kindern reicher Eltern besucht. Es sollte auch die Qualität der Arbeit an diesen Schulen gesehen werden. Nach meiner Erfahrung stehen dort tatsächlich die einzelnen Kinder und Jugendlichen im Mittelpunkt und es wird ein sehr wertschätzender Umgang gelebt.
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