Het verzoekschrift is gericht aan:
Bundeskanzlerin, Kulturstaatsministerin, Außenminister
Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin, sehr geehrte Frau Kulturstaatsministerin, sehr geehrter Herr Außenminister,
mit Sorge und Beunruhigung verfolgen wir die Berichte über den bevorstehenden Verkauf und wahrscheinlichen Abriss von Thomas Manns Villa im kalifornischen Los Angeles, erbaut von dem Berliner Architekten Julius Ralph Davidson. Dieser Ort im Stadtteil Pacific Palisades ist von kulturhistorischer Bedeutung. Daher wenden wir uns mit dem Appell an Sie, sich dafür einzusetzen, dass das Haus durch die Bundesrepublik Deutschland erworben und zu einem Erinnerungs- und Begegnungsort ausgebaut wird.
Reden
Thomas Manns Villa ist ein historischer Ort, ein Ort des Widerstands gegen den Nationalsozialismus: Hier fand die Familie Mann im Exil ihr Zuhause, hier verfasste Thomas Mann seinen Roman „Doktor Faustus“. Das Haus war zentral für den Austausch der in Kalifornien lebenden deutschen Intellektuellen, Künstlerinnen und Künstler. In der Villa am San Remo Drive verfasste Mann seine Rundfunkansprachen an die „Deutschen Hörer“, die er anschließend in Los Angeles einlas, bevor sie von London aus über Langwelle ins Deutsche Reich ausgestrahlt wurden. Thomas Manns Villa ist auch ein gegenwärtiger Ort: Er bezeugt den Stellenwert engagierter Intellektueller, die Notwendigkeit des öffentlichen Einspruchs und der kulturellen Intervention – auch über tausende Kilometer hinweg. In seiner historischen Bedeutung steht das Haus für etwas, das uns unsere vernetzte Gegenwart täglich vor Augen führt: dass Demokratie, die Freiheit der Kunst und die Freiheit der Rede eine weltweite Angelegenheit sind.
Deshalb halten wir es für geboten, dass die Bundesrepublik Deutschland die Villa vor dem Verkauf und dem wahrscheinlichen Abriss rettet. Thomas Manns Villa soll ein Ort der Erinnerung an die Exil-Geschichte, ein Ort des intellektuellen, gesellschaftlichen und kulturellen Austauschs werden.
Initiatorinnen und Initiatoren der Petition:
// Herta Müller (Schriftstellerin, Literaturnobelpreisträgerin) // Gesellschaft für Exilforschung e.V. (Vorstand: Prof. Dr. Inge Hansen-Schaberg, Univ.-Prof. Dr. Kerstin Schoor, Dr. Waltraud Strickhausen; Mitglieder des Beirats: Dr. Sylvia Asmus, Dr. Anthony Grenville, Dr. Andrea Hammel, PD Dr. Kristina Schulz, Dr. Ursula Seeber, Prof. Dr. Lutz Winckler, Dr. Katja B. Zaich)
Fotografie: Thomas Mann liest eine Radioansprache für die Sendereihe "Deutsche Hörer" ein. Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek, Nachlass Eric Schaal, EB 2003/051, © Weidle-Verlag, Bonn