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Stimmen Sie dafür, dass Bundesbehörden gendern?

2 beendete Treffen
16 Teilnehmende

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Schauen Sie sich jetzt die ausgewerteten Ergebnisse dieses Hausparlaments an. Bald folgen die Stellungnahmen der adressierten Parlamentarier.

Hintergrund

Das sogenannte Gendern (etwa „Vergeschlechtlichung“ oder „Vergeschlechtlichen“) beschreibt im deutschen Diskurs den Versuch, Sprache geschlechtergerechter zu gestalten. Seinen Ursprung hat das Thema der geschlechtergerechten Sprache in den USA der 70er Jahre, in Deutschland wurde es Mitte der 70er aufgegriffen. Innerhalb dieser geschlechtergerechten Sprache gibt es unterschiedliche Herangehensweisen, um eine Sichtbarmachung anderer Geschlechter zu erreichen, so zum Beispiel das “Binnen-I” (LehrerInnen), Sonderzeichen innerhalb von Wörtern (Lehrer:innen oder Lehrer*innen), die Paarform (Lehrerinnen und Lehrer) oder die Neutralisierung (Lehrende). Konzepte wie das Binnen-I existieren schon seit 1981. Einen breiten gesellschaftlichen Diskurs veranlasst das Gendern aber erst in den letzten Jahren, da verschiedene Formen vermehrt im öffentlich-rechtlichen Rundfunk oder an Universitäten genutzt werden. Abzugrenzen davon ist das generische Maskulinum (Lehrer), bei dem davon ausgegangen wird, dass alle Geschlechter mitgemeint sind, ohne diese explizit zu nennen. Bundesbehördern orientieren sich bei öffentlichen Texten am amtlichen Regelwerk. Der Rat für deutsche Rechtschreibung, auf dessen Entscheidungen das amtliche Regelwerk beruht, hat sich 2018, 2021 und 2023 ebenfalls mit dem Thema Gendern beschäftigt. Er bestätigte dieses Jahr erneut die Entscheidung, Sonderzeichen zum Gendern nicht in das Regelwerk aufzunehmen. Die Entwicklungen im Bereich der geschlechtergerechten Sprache sollen jedoch weiterhin beobachtet werden.

Teilfragen

1. Leistet Gendern einen Beitrag zu mehr Gleichberechtigung?

Hintergrund: Im Grundgesetz ist die Gleichstellung von Männern und Frauen verankert. Frauen sind jedoch noch in vielen Bereichen nicht gleichberechtigt. Auf der einen Seite wird das Gendern als Schritt auf dem Weg zu mehr Gleichstellung gesehen. Auf der anderen Seite wird es als Symbolpolitik kritisiert.

Pro

Geschlechtergerechte Formulierungen machen Frauen in der Sprache überhaupt erst sichtbar und tragen dazu bei, die im Grundgesetz verankerte Gleichbehandlung der Geschlechter zu fördern.

Frauen werden gedanklich mehr mit einbezogen, wenn in Texten gegendert wird. Versuchspersonen nannten in einer Studie auf die Frage nach bekannten Musikern signifikant mehr Männer, als Probanden, die nach Musikerinnen und Musikern gefragt wurden.

Menschen, die sich weder als Mann noch als Frau identifizieren, können durch bestimmte Formen des Genderns (z.B. durch das Gendersternchen) einbezogen werden.

Contra

Die Sprache hat nur einen begrenzten Einfluss auf die tatsächlichen gesellschaftlichen Verhältnisse: Eine gerechtere Sprache schafft noch keine gerechtere Welt.

Gendern betont die Unterschiede der Geschlechter und hebt die Ungleichheit unnötig hervor.

Manche Menschen haben das Gefühl, zum Gendern gezwungen zu werden. Das kann zu einem verstärkten Widerstand führen und damit eventuell auch zur Rückkehr konservativer Vorstellungen in Bezug auf Geschlechtergleichheit.

2. Soll gegendert werden dürfen, obwohl dies nicht dem amtlichen Regelwerk der deutschen Sprache entspricht?

Hintergrund: Sprache unterliegt einem ständigen Wandel. Teil dieses sprachlichen Wandels ist auch das Gendern. In der Debatte rund um geschlechtergerechte Sprache gibt es den Einwand, Gendern wäre ein Eingriff in die deutsche Sprache und würde von einer Minderheit diktiert werden. Die Gegenseite sieht das Gendern als Bestandteil gesellschaftlicher Entwicklungen und Ausdruck einer modernen, vielfältigen und offenen Gesellschaft.

Pro

Das generische Maskulinum ist eine Gewohnheit, die sich im Laufe historischer männlicher Dominanz entwickelt hat. Es ist keine festgelegte grammatikalische Regel.

Sprache entwickelt sich dynamisch. Rechtschreibregeln werden nur verzögert an neue Sprachentwicklungen angepasst.

Die Möglichkeit, Genderzeichen zu verwenden, gehört in einer demokratischen Gesellschaft zum individuellen politischen Selbstausdruck.

Contra

Im generischen Maskulinum sind Frauen traditionell mitgemeint. Es bezieht sich auf das grammatische Geschlecht, nicht auf das biologische.

In einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des WDR gaben 62% der Befragten an, das Thema gendergerechte Sprache sei für Sie “gar nicht wichtig” oder “weniger wichtig”. Die Mehrheit legt also keinen Wert darauf.

Der Rat für deutsche Rechtschreibung regelt die Rechtschreibung des Standardhochdeutschen für den gesamten deutschen Sprachraum, beobachtet neue Sprachentwicklungen und sorgt für Einheitlichkeit. Der Rechtschreibrat hat bewusst entschieden, Gendern (vorerst) nicht in das amtliche Regelwerk der deutschen Rechtschreibung aufzunehmen.

Ergänzungen aus den Treffen

So kann sich organisch herausstellen, was von der breiten Bevölkerung angenommen wird und was nicht. Dann kann es auch in die amtlichen Vorschriften einfließen, da es dann die "Härteprobe"bestanden hat.

Die Verwendung der Gendersprache spiegelt eine politische Haltung wider. Insbesondere öffentliche Stellen sollen das Neutralitätsgebot wahren.

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3. Erschwert Gendern das Lesen und Verstehen von Texten?

Hintergrund: Der Anspruch an die Standardsprache ist es, für alle Menschen verständlich und möglichst einheitlich zu sein. Um das zu gewährleisten, gibt es Institutionen wie den Rat für deutsche Rechtschreibung, der aktuelle Sprachentwicklungen verfolgt: Er beobachtet die Schreibentwicklung, klärt Zweifelsfälle und macht Vorschläge zur Anpassung des Regelwerks an den allgemeinen Wandel der Sprache.

Pro

Die Nennung der Geschlechter fokussiert jeden Text auf die Geschlechterfrage. Das lenkt von der inhaltlichen Aussage des Textes ab und erschwert damit das Verstehen.

Durch die Verwendung gegenderter Formen werden Sätze länger und es können grammatikalische Folgeprobleme auftreten (z.B.: „Das war die Meinung des*der Reporters*in.“).

Durch das Gendern wird die Sprache weniger inklusiv. Ob das Gendern in leichter Sprache funktioniert, ist sehr umstritten und auch die Barrierefreiheit bei der Nutzung von Screenreadern (Bildschirmleseprogrammen) ist häufig nicht gegeben. Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband rät von Sonderzeichen beim Gendern ab.

Contra

Sprachlicher Wandel wird zwar immer erstmal als negativ empfunden (wie in der Debatte zu den Anglizismen Anfang der 2000-er Jahre). Veränderungen gehören jedoch seit jeher zu Sprachen dazu. Die Gewöhnung an solche Veränderungen stellt sich irgendwann ein.

Menschen verarbeiten beim Lesen nicht alle Buchstaben einzeln, sondern Wörter als Ganzes. Demnach dürfte auch die Verwendung von Gendersternchen, Doppelpunkt, Unterstrich oder Binnen-I keine große Hürde für die Lesbarkeit darstellen.

Einige Genderformen, wie die gleichzeitige Nennung der weiblichen und männlichen Form (Lehrer und Lehrerinnen) oder die Nutzung passiver Formen (Studierende) sind bereits verbreitet und beeinträchtigen die Lesbarkeit nicht.

Ergänzungen aus den Treffen

Ja, für bestimmte Personengruppen, darum sollte sensibel mit dem Gendern umgegangen werden. Dennoch ist es das Wert und das Erschwernis ist nicht übermäßig groß.

Eindrücke aus den Hausparlamenten

Auswertung

Stimmen Sie dafür, dass Bundesbehörden gendern?

2 Treffen

Zustimmungen 1

Ablehnungen 0

Enthaltungen 1


1. Leistet Gendern einen Beitrag zu mehr Gleichberechtigung?

Die Abstimmungsergebnisse setzen sich aus 5 eingetragenen Ergebnissen zusammen.

Tendenz (Median)

9

Mittelwert

8.4

2. Soll gegendert werden dürfen, obwohl dies nicht dem amtlichen Regelwerk der deutschen Sprache entspricht?

Die Abstimmungsergebnisse setzen sich aus 5 eingetragenen Ergebnissen zusammen.

Tendenz (Median)

10

Mittelwert

9.4

3. Erschwert Gendern das Lesen und Verstehen von Texten?

Die Abstimmungsergebnisse setzen sich aus 5 eingetragenen Ergebnissen zusammen.

Tendenz (Median)

6

Mittelwert

5.8

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