01/11/2025, 11:27
Am 16.12.2024 haben wir und Vertreter der Verkehrsinitiative Petershagen NRW Umwelt- und Verkehrsminister Krischer und dem NWL über 2100 Unterschriften mit nachfolgendem Statement überreicht:
"Sehr geehrter Herr Minister Krischer, sehr geehrte Frau Auffermann,
über 2100 Menschen haben unsere Petition „Für Erhalt und Ausbau der Bahnlinie Minden – Nienburg – klimafreundliche Mobilität für alle!“ unterschrieben, davon 620 handschriftlich auf Unterschriftenlisten.
[…]
Vom NWL wird gerne die geringe Auslastung der Strecke ins Feld geführt. Nur 14 Personen seien es während der Woche und 18 Personen an den Wochenenden, die die Strecke zwischen Minden und Nienburg nutzen. So wurde der Geschäftsführer des NWL, Herr Künzel, zuletzt im Mindener Tagblatt vom 16. Oktober 2024 zitiert. Wir haben daraufhin Nutzer der Strecke gebeten, die Fahrgastzahlen im Abschnitt Lahde-Minden zu erheben.
Und das sind die Ergebnisse:
Von Ende Oktober bis Mitte Dezember wurden im Abschnitt zwischen Minden und Lahde insgesamt 44 mal die Fahrgäste gezählt.
In dieser Zeit fuhren durchschnittlich wochentags 30 Personen pro Zug auf der Strecke, am Wochenende 46 Personen pro Zug.
Die meisten Zählungen, nämlich 14, fanden im ersten Zug ab Lahde in Richtung Bielefeld um 7:45 Uhr statt. Hier wurden im Schnitt nur 25 Personen pro Zug gezählt.
Diese Verbindung ist offenbar unterdurchschnittlich attraktiv – und das, obwohl es der erste Zug ist, den Pendler zur Arbeit, zur Schule oder zur Uni nach Bielefeld nutzen können. Aber 7:45 ab Lahde ist einfach viel zu spät. Wie will man da um 8:00 in Minden oder gar in Bielefeld rechtzeitig auf der Arbeit oder in der Uni sein?
Und natürlich drängen sich bei diesen Zahlen Fragen an Sie, Frau Auffermann, als stellvertretende Geschäftsführerin des NWL auf:
Woher kommen die von Ihnen genannte Ausnutzung der Strecke mit „14 Nutzer während der Woche und 18 Nutzer am Wochenende“? Wie wurden die Zahlen erhoben, über welchen Zeitraum? Wie breit ist die Datengrundlage und von wann stammen die Zahlen?
Und ja, auch wenn die Auslastung mehr als doppelt so hoch sein sollte wie von Ihnen behauptet – auch unsere Zählung zeigt: Die Nutzung könnte durchaus besser sein.
Dass zu wenige Menschen gerne mit dem Zug fahren würden, daran kann es nicht liegen. Das zeigt alleine schon die große Unterstützung für die Petition.
Die Erklärung ist einfach: Im öffentlichen Verkehr ist es so, dass das Angebot die Nachfrage schafft. Was für Straßen gilt – wer Straßen sät, wird Verkehr ernten – gilt für den Bahnverkehr genauso.
Das Zukunftsnetzwerk ÖPNV, eine Initiative des baden-württembergischen Verkehrsministeriums, beschreibt den Sachverhalt so: „Im ÖV gilt: Angebot schafft Nachfrage. Menschen steigen nur dann auf den ÖV um, wenn sie vom frühen Morgen bis zum späten Abend auf eng getakteten Verbindungen, zuverlässig, pünktlich, sicher, komfortabel und bezahlbar ans Ziel kommen.“
Das zeigt auch das Beispiel Rheinland-Pfalz, wo 1994 ein integraler Taktfahrplan mit einem mindestens 1-Stunden-Takt für alle Regionalzüge eingeführt wurde. Durch diese Angebotserweiterung sind heute doppelt so viele Menschen mit den Nahverkehrszügen unterwegs wie vorher (Quelle: Heinrich-Böll-Stiftung 2018).
Und genau daran hapert es auf der Strecke Minden – Nienburg. Obwohl der 1-Stunden-Takt in den Zielfahrplänen 2040 der Länder NRW und Niedersachsen verankert ist, sind weit und breit keine Maßnahmen in Sicht, diese Absicht irgendwann in die Realität umzusetzen. Denn ohne die erforderlichen Infrastrukturmaßnahmen für einen Begegnungsverkehr und für schnellere Fahrten ist dieses Ziel nicht machbar.
Mit der Übergabe unserer Petition bitten wie Sie, Herr Minister Krischer, und Sie, Frau Auffermann, nicht nur die erste Forderung nach Zügen statt Bussen umzusetzen, sondern auch die weiteren Forderungen in Angriff zu nehmen.
Wir brauchen einen attraktiven, bedarfsgerechten Schienenpersonennahverkehr und einen 1-Stunden-Takt auf der Strecke.
• Dafür muss die Infrastruktur ertüchtigt und ausgebaut werden. Insbesondere muss es Begegnungsabschnitte geben, z.B. an den jetzt schon mit 2 Gleisen versehenen Bahnhöfen in Frille, Lahde, Windheim und Heimsen.
• Und damit trotz Warten auf den Begegnungsverkehr die Anschlüsse in Nienburg und Minden noch klappen, müssen die Züge zumindest in Abschnitten mit Tempo 120 fahren können.
Und für all das muss es ausreichend Mittel auch vom Land NRW geben.
Im MT hat der NWL vertreten, dass der 2-Stundentakt kein Standard und der Wunsch ein 1-Stunden-Takt sei. Wenn also weitermachen wie bisher auch für Sie eigentlich keine Alternative sein kann, dann würden wir gerne von Ihnen und auch von Ihnen, Herr Minister Krischer, wissen wollen, wann mit welchen Infrastruktur-Maßnahmen zur Umsetzung des 1-Stundentakts wir rechnen können.
Denn – wenn den Worten keine Taten folgen, dann wird das nichts mit der Verkehrswende im Raum Mittelweser."