04/08/2020, 20:33
Teil 2. Rückblick auf die Übergabe am 29.01.2020 der Petition an die sächsischen Minister.
(...) Die neu angetretene Sozialministerin Köpping stimmte hierin Piwarz zu. Das Thema berühre sie und sie möchte schauen, was in ihrem Einflussbereich hier zur Verbesserung der Lage zu tun sei, schließlich sei sie Sozialministerin sowie Ministerin für das Thema Gesellschaftlicher Zusammenhalt.
Der Beauftragte für die Belange von Menschen mit Behinderung in Sachsen, Pöhler, stimmte den Forderungen der Betroffenen voll zu, bat aber ebenso um Geduld, da die Weiterbildungsmaßnahmen, die Sachsen nun aktiv anstrebt, noch einige Zeit dauern werden, bis sie ihre Wirkung zeigen könnten. Pöhler wies darauf hin, dass diese Maßnahmen nicht nur für Lehrer der Förderschulen angeboten werden, sondern dringend auch für Erzieher und andere Pädagogen, die mit hörbehinderten Kindern zusammenarbeiten.
Zum Thema Schulfach Deutsche Gebärdensprache verwies Pöhler auf die Vereinigten Staaten, wo das Fach amerikanische Gebärdensprache (ASL) längst etabliert sei, durch Gehörlose angeboten wird und zu den beliebtesten Sprachfächern noch vor Spanisch landesweit gehöre. Allerdings brauche Sachsen auch hier wieder Fachkräfte und er empfahl einen Bacherlorstudiengang aufzubauen, bei dem Gehörlose zu Gebärdensprachdozenten ausgebildet werden, sodass sich die Versorgungslage für Kinder mit Hörbehinderung ändern könnte, aber auch das Schulfach angeboten werden kann.
Für die Umsetzung der beiden dringend erforderlichen Qualifizierungsmaßnahmen empfahl Pöhler die Kapazität der Westsächsischen Hochschule in Zwickau im Bereich Gebärdensprache aufzustocken. Hier besteht Expertise in der Gebärdensprachdolmetscherausbildung und hier können die weiteren Maßnahmen angegliedert werden.
Zudem ist zu erwarten, dass die Ausbildungskapazität der Gebärdensprachdolmetscher zu erhöhen sein könnte, da sich bereits jetzt ein höherer Bedarf nach Gebärdensprachdolmetschern in der Praxis abzeichnet.
Auf die Nachfrage der Initiatorin der Petition Magdalena Stenzel hin, wie denn aber in der nächsten Zeit Eltern verfahren können, deren Anträge auf Gebärdensprache auf kommunaler Ebene abgelehnt werden, bot Herr Kretschmer an, sich zum Thema Bildung und Förderung der Gebärdensprache bei Familien mit hörbehinderten Kindern explizit mit den sächsischen Landräten zu treffen und anzuregen, eine einheitliche Lösung im Sinne dieser Kinder zu finden.
Ein nächstes Arbeitsgespräch möchte der Ministerpräsident noch vor der Sommerpause mit den Überbringern der Petition „Gebärdensprache umsetzen“ führen.
Vergangenen Jahres hatte der Austausch zwischen dem Ministerpräsidenten und den Eltern bereits begonnen und erste Impulse für die sächsischen Spezialschulen für gehörlose Kinder wurden gesetzt. Nun erlebten die Betroffenen, dass dieser Austausch konstruktiv fortgesetzt werden konnte und hoffen, dass weitere Meilensteine tatsächlich umgesetzt werden und die Situation der Kinder spürbar verbessern.
Der Handlungsleitfaden zur Petition „Nie wieder sprachlos – Gebärdensprache umsetzen!“ wurde als Printmaterial an die Politik übergeben. Das Material will umfassend informieren, Anstoß geben, die Bildungssituation für Kinder mit Hörbehinderung bundesweit bilingual und inklusiv zu gestalten. Es steht auch online zur
Verfügung: www.sprach-schatz.org/
Magdalena Stenzel
Dresden 30.01.2020
Weitere Berichte erschienen:
• Instagram – der Sächsische Ministerpräsident berichtet über die Übergabe der Petition am 29.01.2020 www.instagram.com/michaelkretschmer/?hl=de
„Entgegennahme der Petition „Gebärdensprache umsetzen“ im Sächsischen Landtag. Wir wollen den Eltern & Kindern helfen, barrierefreie Bildung für gehörlose Kinder zu verbessern. Gleichberechtigte Teilhabe & Inklusion sind wichtige Aufgaben des Freistaats. Dafür ist der rege Austausch mit Betroffenen unerlässlich. (Red)“
• Facebook und Newsletter - die sächsische Sozialministerin berichtet über die Übergabe der Petition Gebärdensprache umsetzen am 29.01.2020: www.facebook.com/pg/SozialministeriumSachsen/posts/
„Gebärdensprache müsse im Alltag für jeden gegenwärtig sein, damit alle sich gleich behandelt fühlen. Das sei auch ein wichtiger Baustein, um den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken. Das sagte Sozialministerin Petra Köpping heute im Landtag, als sie neben Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer und Kultusminister Christian Piwarz eine Petition für ein besseres Angebot von Gebärdensprache an den Schulen entgegen nahm.“
Veröffentlichungen im Print u.a.:
- Sächsische Zeitung 31.1.2020 „Gehörlosen-Schule wird Fall für Kretschmer“
- Life in Sight 2/2020 „Petitions-Übergabe „Gebärdensprache umsetzen!““
- Deutsche Gehörlosenzeitung 2/2020 „Chefsache bilinguale Bildung“; „Die Broschüre zur Petition“
Bild: Sächsische Staatskanzlei