02/26/2024, 10:56
Erklärung des NABU Dahmeland zur bevorstehenden Baumfällung im Rahmen der geplanten
Sanierung des Abschnitts der L 401 (Zeuthener Straße) in Eichwalde
Im knapp 1000 m langen Bereich zwischen der Einmündung Friedenstraße und Lindenstraße sind in
den 1920er Jahren fast 200 Alleebäume beidseitig der Straße gepflanzt worden.
Laut einer Pressemeldung über die bevorstehende Fällung fast aller Bäume der historischen Allee der Grünauer Straße, sind heute gerade noch 30 Bäume davon auffindbar.
In den vergangenen Jahrzehnten sind immer mehr Bäume dort, aus verschiedensten Gründen
verschwunden, aber nie an Ort und Stelle ersetzt worden. Aufgrund der außergewöhnlichen
Straßenraumbreite von teilweise über 30 Metern, sehen wir hier Musterbedingungen für die Neuanlage einer überlebensfähigen Allee in Brandenburg gegeben.
Die bisherige Art und Weise des Ersatzes der Allee ist mehr als verbesserungswürdig.
Aus diesem Grund haben wir uns am Wochenende des 17./18.2.2023 dazu entschlossen, kurzfristig
und zeitgleich mit dem Beginn der bereits genehmigten Fällarbeiten eine Protestveranstaltung für den folgenden Montagmorgen zu geben und riefen zur Unterstützung auf.
Ca. 30 Menschen, darunter auch eine Eichwalder Grundschulklasse und zahlreiche und direkt
betroffene Anwohner des Straßenabschnitts, unterstützten unseren Protest.
Für uns selbst überraschend, führte dieser Protest zu einem Abbruch der geplanten und wohlgemerkt: bereits genehmigten Fällarbeiten.
An dieser Stelle muss betont werden, dass die Naturschutzverbände, vertreten durch das Landesbüro, im Allgemeinen sowie der NABU Dahmeland im Speziellen, sich nie gegen die Straßensanierung in diesem Bereich gestellt haben. Das Landesbüro - nicht explizit der NABU - hatte der Rodung der meisten Bäume in diesem Bereich bereits zugestimmt.
Am darauf folgenden Tag erhielten wir vom Landesbetrieb Straßenwesen die Einladung zu einem sehr kurzfristig anberaumten Gesprächstermin am Dienstort Wünsdorf des Landesbetriebes.
Hier wurden am 22.2.2022 in einem mehr als 3-stündigen Gespräch, Positionen ausgetauscht und
Festlegungen in einem Protokoll festgehalten. In der Folge versprach der NABU in diesem Abschnitt
keine weiteren Protestaktionen durchzuführen oder dazu aufzurufen.
Hier die Ergebnisse des beiderseits bestätigten Protokolls in Kurzform:
1.
Die 6 bereits 2021 festgelegten ortsbildprägenden Bestandsbäume mit ausreichender Vitalität bleiben erhalten und werden in den neuen Alleeverlauf integriert. Es handelt sich um zwei Eichen mit den Baumnummern 12 + 15, vier Linden mit den Baumnummern 14+121+123+126 und ein Baum mit der Nummer 38, welcher ein Fledermausquartier beherbergt. Diese sollen nicht wie geplant oberhalb der Höhle, sondern erst im Spätsommer nach Ende der Vogelbrut und vor Neubesetzung des Fledermausquartiers gefällt werden.Die bereits beauflagten Ersatzquartiere werden unverändert und ortsnah positioniert.
2.
Für die Nachpflanzung der gemischten Allee werden aus ökologischen Gründen ausschließlich
einheimische Baumarten genutzt. An der Endauswahl wird der NABU beteiligt.
3.
Es werden an kritischen Standorten (z.B. dicht an Versiegelungsbereichen) verbesserte
Einzelstandortbedingungen der Bäume geschaffen. Hier werden speziellere Substrate und wesentlich vergrößerte Wurzelraumbereiche vorgesehen. Ursprünglich waren kaum mehr als 1 Kubikmeter Wurzelraum bei der Pflanzung geplant.
Nun werden an kritischen Standorten gemäß der Empfehlungen FLL (Forschungsgesellschaft
Landschaftsentwicklung Landschaftsbau ) Wurzelräume von bis zu 12 Kubikmetern geschaffen. In
Gegenden mit geringem Abstand zum Gehweg kommen jetzt Wurzelsperren zum Einsatz.
4.
Der Landesbetrieb plant, ein digitales Baum- und Kompensationsmaßnahmen-Kataster für die
Öffentlichkeit zugänglich zu machen. So kann die Öffentlichkeit mühelos den Baumstatus einsehen
und sich über den Zustand der Bäume informieren.
Unter diesen Umständen hat der NABU zugesichert, sich im konkreten Fall der Grünauer Straße
gegen die bereits genehmigten Fällungen nicht mehr zur Wehr zu setzen.
Grundsätzlich betrachten sowohl NABU als auch der Landesbetrieb diese Unterhaltung als einen
großen Erfolg und hoffnungsvollen Startschuss für zukünftige Kooperationen.
Der NABU soll in Zukunft noch vor der Abgabe von Stellungnahmen im Rahmen üblicher Verfahren
an Vorüberlegungen zu Planungen teilnehmen dürfen und erste Hinweise geben können.
Wir danken allen Menschen für die Unterstützung, die Alleen-Bäume in Brandenburg zu schützen und
unser Ziel, das Land wieder zu einem echten Alleen-Paradies zu machen, durchzusetzen.
Wir begrüßen herzlich alle, die sich uns anschließen möchten!
Meldet Euch gern unter:
nabu.dahmeland@gmx.de oder auch per whatsapp / telegram 0177-2708484
Matthias Rackwitz
NABU DAHMELAND e.V.