Petition richtet sich an:
Abgeordnetenhaus von Berlin
Wir fordern von der Politik ein klares Bekenntnis zur Aufrechterhaltung des Regelbetriebs in Kitas und Schulen, unabhängig vom SARS-CoV-2-Infektionsgeschehen. Die Politik muss dafür sicherstellen, dass die aufgestellten Quarantäne-Regeln für Familien, gemeinsam mit Schulen und Kitas, realistisch umzusetzen sind, um Einschränkungen im Schul- und Kita-Alltag auf ein Minimum zu reduzieren – bei gleichzeitiger Kontrolle des Infektionsgeschehens. Das Hauptaugenmerk muss darauf liegen, dass nach einer notwendigen häuslichen Isolation eine möglichst rasche Rückkehr zur Normalität erfolgen kann. 1) Problem: In den letzten Wochen wurden oftmals volle Klassen in Quarantäne geschickt, obwohl Schulkinder dreimal pro Woche getestet werden. Aufgrund dieser strikten Quarantäne-Regelung ist im Kontext der aktuellen Entwicklung der Covid19-Fallzahlen leider davon auszugehen, dass Lerngruppen regelmäßig in Quarantäne geschickt werden und somit in den kommenden Wintermonaten wieder keine Kontinuität des Unterrichts sichergestellt ist.
Forderung: Wenn ein Covid19-Fall in einer Lerngruppe bekannt wird, sollten nur Sitznachbarn und enge Kontaktpersonen in Quarantäne geschickt werden. Wir fordern nach Bekanntwerden des Falls in betroffenen Klassen für eine Woche tägliche Testungen in der Klasse. In Kombination mit der wieder eingeführten Maskenpflicht an Berliner Schulen sollten diese Maßnahme ausreichend sein, um andere von einer Infektion zu schützen und unbemerkten Cluster vorzubeugen. Die Quarantäne einer kompletten Lerngruppe hingegen sollte so weit wie möglich reduziert werden, da sie insb. für Kinder psychisch und physisch sehr belastend ist und unverhältnismäßig erscheint, wenn andere, mildere Maßnahmen (z.B. engmaschige Testungen, erweiterte Maskenpflicht) ergriffen werden können.
2) Problem: In der aktuellen Situation der überlasteten Gesundheitsämter bekommen Kinder, die durch Schule/Kita als Kontaktperson eingestuft sind, keinen Zugang zu einer PCR-Freitestung, weil das Gesundheitsamt nicht hinterherkommt, den Familien rechtzeitig eine entsprechende Bescheinigung auszustellen. Ein Schreiben der Schule oder Kita, die den Covid19-Kontaktfall bestätigt, wird im Testzentrum und in Arztpraxen derzeit nicht anerkannt! Somit bleibt den meisten Familien nichts anderes übrig, als das betroffene Kind für mind. 7 Tage nach Kontakt zuhause zu behalten, um es dann mittels PoC-Testung freizutesten. Das, obwohl das Kind sich evtl. gar nicht angesteckt hat, symptomlos ist und mit einer PCR-Freitestung bereits nach 5 Tagen häuslicher Isolation zurück in die Schule dürfte. Im Sinne einer möglichst raschen Rückkehr zum normalen Schulalltag machen diese 2 Tage einen großen Unterschied – und für Familien mit berufstätigen Eltern auch! Im Fall einer Ansteckung ist dieser Zustand genauso problematisch, denn die Infektion bleibt evtl. länger unbemerkt, sodass das Kind evtl. Geschwisterkinder ansteckt, die das Virus wiederum unbemerkt in andere Betreuungsreinrichtungen tragen.
Forderung: Kinder bekommen im Fall einer Einstufung als Kontaktperson durch Schule/Kita ohne Nachweis am 5. Tag der häuslichen Isolation Zugang zu kostenlosen PCR-Testungen. Familien, deren Kinder als Kontaktperson eingestuft sind, bekommen durch die Schule/Kita kostenlose Selbsttests bereitgestellt, um das Kind bis zum 5. Tag der häuslichen Isolation regelmäßig selbst zu testen und eine Ansteckung ggf. früh zu erkennen. Das Gesundheitsamt muss für Kita- und Schulleitungen ganz prioritär erreichbar sein und ein schnelles Handeln ermöglichen.
3) Problem: Aktuell haben Kinder, die Kontaktpersonen sind, keinen priorisierten Zugang zu schnellen PCR-Freitestungen. Das bedeutet in der aktuellen Situation mit steigenden Infektionszahlen und Überlastung der Labore, dass Familien unter Umständen mehrere Tageauf ein PCR-Ergebnis warten müssen. Kinder von Familien, die sich eine teure schnelle PCR-Testung bei einer gewerblichen Teststelle leisten können (Kosten: zwischen 50-100 EUR) können früher zurück in die Schule als Kinder, die reguläre PCR-Testungen beim Kinderarzt oder im landeseigenen Testzentrum vornehmen. Dieser ungleiche Zugang zur schnellen PCR-Freitestung aufgrund unterschiedlicher finanzieller Verhältnisse zwischen Familien ist nicht hinnehmbar! Es ist – gerade im SPD-geführten Berlin! – nicht akzeptabel, dass die PCR-Freitestung als notwendige Bedingung für die Rückkehr in die Schule nach häuslicher Isolation die Bildungsspalte auf diese Weise verschärft.
Forderung: Es müssen im Land Berlin spezielle Teststellen eingerichtet werden, bei denen Kinder im Fall einer Einstufung als Kontaktperson durch Schule/Kita am 5. Tag der häuslichen Isolation prioritären Zugang zu schnellen PCR-Testungen bekommen. Bei diesen Teststellen sollten die PCR-Testungen zügig (taggleich) ausgewertet werden, sodass die Rückkehr zum normalen Schulalltag für alle negativ getesteten Kinder gleichermaßen so schnell wie möglich (am 6. Tag) erfolgen kann.
ich möchte alle darüber informieren, dass ich diese Petition zurückziehe, da in Berlin inzwischen die Quarantäne-Regelungen angepasst wurden und nun deutlich praktikabler sind:
1) Enge Kontaktpersonen werden nun von der Schule bestimmt, sodass nicht mehr pauschal volle Klassen in Quarantäne geschickt werden. Auch werden bei Bekanntwerden eines Covid19-Falls in der darauffolgenden Woche tägliche Testungen in der Klasse vorgenommen.
2) Schulleitungen können inzwischen auch Bescheinigungen ausstellen, mit denen Kinder, die als Kontaktperson eingestuft wurden, Zugang zur PCR-Freitestung erhalten. Auch wurde die Regelung der Freitestung für Kinder, die an der regelmäßigen Testung in Schulen und Kitas teilnehmen, flexibler gestaltet: sie dürfen nun auch nach 5 Tagen mit einem anerkannten Antigen-Schnelltest (PoC) freigetestet werden.
3) Leider gibt es für Kinder immer noch keinen priorisierten Zugang zu schnellen PCR-Freitestungen. Die Rückkehr zum normalen Schulalltag ist allerdings für alle mit PoC negativ getesteten Kinder nach 5 Tagen Isolation möglich. Eine priorisierte PCR-Freitestung würde die Sicherheit erhöhen, um keine Ansteckungen in Gruppen zu übersehen.
Ich bedanke mich für Ihre Unterstützung. Die Forderungen hatte ich in diversen Kreisen (Schul- und Kitaleitungen, BEA, LEA, Senatsverwaltung) gleich zu Beginn der Unterschriftensammlung zirkuliert. Viele andere Eltern hatten sich mit ählichen Forderungen gemeldet und ihrem Unmut auf verschiedenen Ebenen kundgetan, und auch die Schulleitungen haben in Krisensitzungen mit Schulaufsicht und Gesundheitsam beraten, wie mit der Situation umgegangen werden soll. Infolge dessen wurden die Regelungen glücklicherweise angepasst, bevor es notwendig wurde, diese Petition einzureichen. Ich behalte die Entwicklung der (durch Omikron noch etwas unsicheren) Lage in den kommenden Wochen im Blick und werde nicht zögern, mich erneut zu mobilisieren, sollte es notwendig erscheinen.