A petíció címzettje:
Bürgermeister Christoph Tesche
Situation: Herr Dr. Segbers gehörte zu dem Rettungsteam bei dem schweren Zugunglück am 02.02.2023 in Recklinghausen, bei dem ein kleiner Junge starb und ein weiterer kleinen Jungen mit schwersten Verletzungen und trotz einer sehr langen Liegezeit gerettet werden konnte. Zusammen durchstanden er im Team die schwierigen Umstände und emotionalen Herausforderungen des Einsatzes. Dieser Einsatz verlief nicht gut, was die eh schon belastenden Einsatzbedingungen extrem verschärfte. Im Anschluss wurde Kritik ignoriert und ein konsequenter offener Umgang mit Fehlern sollte am Ende vermieden werden. Dazu gehörte die von Beginn an betriebene Ausgrenzung von Dr. Segbers, der dafür bekannt war, Probleme offen auszusprechen und persönlich direkt anzusprechen. Fast ein Jahr nach dem Unglück erfolgte die offizielle Ausgrenzung von Dr. Segbers durch die Verantwortlichen der Feuerwehr Recklinghausen mit Betretungsverbote der Feuerwache und Ausschluss von Feuerwehreinsätzen unter Alarmierung eines zweiten Notarztes. Als Grund wurde ein plötzlicher "Vertrauensverlust" angeführt ohne weitere Erklärung. Anstatt der wiederholten Forderungen des Leiters der Feuerwehr nach einem sofortigen Ausschluss von Dr. Segbers vom Notarztdienst nachzugeben hat sein Arbeitgeber ein Mediationsverfahren mit dem Verantwortlichen beim Kreis Recklinghausen vereinbaren können. Nach zögerlichen Beginn wurden jedoch in dessen Verlauf jegliche persönliche Gespräche mit Dr. Segbers von Seiten des Leiters der Feuerwehr, des ärztlichen Leiters Rettungsdienst und zweier Sanitäter rigoros abgelehnt. Nun hat Herr Tesche, der Bürgermeister von Recklinghausen, Herrn Dr. Segbers nach über 10 tadellosen Dienstjahren als Notarzt für die Stadt Recklinghausen seine Teilnahme am Rettungsdienst ohne sachlichen Grund für immer untersagt. Wir fordern die sofortige Wiedereinsetzung von Dr. Segbers als Notarzt im Rettungsdienst der Stadt Recklinghausen.
Indoklás:
Herr Dr. Segbers hat sich in seiner langjährigen Tätigkeit durch Professionalität, Engagement und unzählige gerettete Menschenleben verdient gemacht. Es ist inakzeptabel, dass seine kritische und offene Haltung gegenüber Fehlern und Missständen zu einer Ausgrenzung und letztlich zu einem Ausschluss aus dem Rettungsdienst geführt hat. Die Entscheidung, Dr. Segbers von seiner Tätigkeit als Notarzt auszuschließen, ist ein besorgniserregendes Signal: Sie bestraft nicht nur konstruktive Kritik, sondern untergräbt auch das Vertrauen in einen offenen Umgang mit Fehlern im Rettungsdienst. Statt Korpsgeist und Machtmissbrauch zu fördern, sollten Transparenz, Zusammenarbeit und das Wohl der Patienten an erster Stelle stehen. Dr. Segbers hat in schwierigen Einsätzen bewiesen, dass er unermüdlich für seine Patienten kämpft – dies wurde ihm jedoch zum Verhängnis. Der Bürgermeister der Stadt Recklinghausen hat mit Unterstützung der Feuerwehrleitung eine Entscheidung durchgesetzt, die nicht nur fachlich unbegründet ist, sondern auch auf persönlicher Ebene motiviert zu sein scheint. Es ist nicht akzeptabel, dass jemand, der sich für das Leben und die Gesundheit der Bürger einsetzt, aus politischen oder persönlichen Gründen ausgeschlossen wird. Die Bürger von Recklinghausen verdienen es, von solch erfahrenen und engagierten Notärzten wie Dr. Segbers versorgt zu werden. Wir fordern die Stadt Recklinghausen auf, diese Entscheidung zu revidieren, eine transparente Aufarbeitung der Vorfälle durchzuführen und Dr. Segbers unverzüglich wieder in den Rettungsdienst aufzunehmen. Für eine offene und zukunftsfähige Rettungskultur – im Interesse der Bürger und der Menschen, die tagtäglich Leben retten.
mit großer Dankbarkeit möchte ich mich an die 1805 Unterstützerinnen und Unterstützer wenden, die die Petition „Gegen Ausgrenzung!! Wiedereinsetzung von Dr. Segbers als Notarzt in Recklinghausen“ mitgetragen haben. Ihr Engagement hat gezeigt, dass ein breites öffentliches Interesse an einer unabhängigen Aufarbeitung der Geschehnisse besteht – und vor allem daran, dass Dr. Segbers wieder aktiv am Rettungsdienst teilnehmen kann. Denn genau das haben die Bürgerinnen und Bürger in Recklinghausen verdient.
Am 26. August habe ich die Petition samt Unterschriften persönlich überreicht. Wie bereits in den letzten Neuigkeiten angekündigt, wurden hierzu auch alle Bürgermeisterkandidatinnen und -kandidaten kontaktiert. Besonders erfreulich war die Einladung von Herrn Matzoll MdL zu einem persönlichen Gespräch im Landtag, bei dem ich die Petition direkt übergeben konnte. Dieses Treffen verlief in einer offenen und konstruktiven Atmosphäre, worüber demnächst auch die lokale Presse berichten wird.
Die Petition liegt nun bei Herrn Matzoll MdL. Er betont, keine parteipolitische Position einzunehmen. Vielmehr ist es auch ihm wichtig, dass das Zugunglück unabhängig aufgearbeitet wird und sowohl Dr. Segbers als auch die Verantwortlichen in einen direkten Dialog treten können.
Besonders erwähnenswert ist, dass Innenminister Herbert Reul bei der damaligen Unglücksnacht persönlich vor Ort war. Er zeigte tiefes Mitgefühl und versprach den Eltern, jederzeit ansprechbar zu sein. Unklar bleibt jedoch, warum ein späterer Kontaktversuch unbeantwortet blieb. Hier besteht dringender Handlungsbedarf, damit in Zukunft keine Kinder nur durch Zufall gerettet werden.
Unabhängig davon, wer letztlich das Bürgermeisteramt übernimmt: Die Notwendigkeit bleibt bestehen, unser Rettungswesen kritikfähig und zukunftssicher zu gestalten. Jeder Einzelne von uns ist auf ein funktionierendes System angewiesen – und die Petition hat ein klares Zeichen gesetzt, dass Ausgrenzung, Verschweigen und Schuldzuweisungen keinen Platz haben dürfen.