請願書の宛先:
Oberbürgermeister Ulrich Scholten
Die Stadt Mülheim berät zurzeit über die Frage, wie und wo in der Stadt Mülheim neue Gewerbegebiete erschlossen werden können. Im Gespräch aufgrund eines Konzeptes der Mülheim und Business GmbH sind dabei auch Flächen in Landschaftsschutzgebieten, so unter anderem 10 ha im Landschaftsschutzgebiet am Auberg. Hier sollen bestehende landwirtschaftliche Flächen in Gewerbeflächen umgewidmet werden.
Um wertvolle Grünflächen zu unterhalten müssen vorhandene, ungenutzte Gewerbeflächen reaktiviert werden. Die Verwaltung muss ihre Bemühungen in diese Richtung lenken!
Die von der Stadt ausgewählten Flächen im Auberg sind elementar für das Klima Mülheims. Hier bildet sich in heißen Sommern, welche verstärkt auftreten werden, Kaltluft, welche die Situation für die Bewohner der Stadt erträglicher macht.
Die Fläche am Auberg befindet sich direkt am Rande des Waldes und des Naturschutzgebietes. Diese haben deutlich weniger ökologischen Nutzen, wenn in den Randgebieten Bebauung, insbesondere ökologisch wertloses Gewerbegebiet entsteht. In unmittelbarer Nähe zum geplanten Gewerbegebiet brütet seit vielen Jahren ein Habichtspärchen. Der Baum mit dem Habichtshorst befindet lediglich wenige Meter vom geplanten Gewerbegebiet entfernt. Insbesondere der Waldrand ist ein wichtiges Jagdgebiet für den Habicht, welcher sich vornehmlich von anderen Vögeln ernährt. Auch viele andere geschützte Tierarten kommen in unmittelbarer Umgebung vor, so der Uhu, Rotmilan und verschiedene einheimische Lurche wie Berg- und Teichmolch, Feuersalamander, Grasfrosch und Erdkröte. Insbesondere für die beiden Molcharten befinden sich Kleinstgewässer zum Laichen in unmittelbarer Umgebung. Auch auf die Fledermausarten im angrenzenden Wald sei hingewiesen. Diese benötigen nicht lediglich Räume und Höhlen im angerenzenden Wald, sondern auch Freiflächen für die Insekten Jagd. Genau diese Flächen würden durch die Ausweitung des Gewerbegebietes an der Solinger Straße unwiederbringlich verloren gehen.
Vor allem erscheint die Ansiedlung des Gewerbegebietes im Auberg vor folgendem Hintergrund geradezu abstrus: In unmittelbarer Nähe, im angrenzenden Gewerbegebiet an der Solinger Straße, stehen Gewerbeflächen leer. Diese sind aus Sicht der Mülheim und Business GmbH zu alt und daher nicht attraktiv. Man hat nicht einmal beim Eigentümer nachgefragt, ob diese erworben oder an die angeblich so zahlreichen Interessenten verpachtet werden können. Offensichtlich ist geplant, neben den alten, leer stehenden Gewerbeflächen neue zu schaffen und die alten weiter vergammeln zu lassen. Wie dies unter Umwelt- und Bodenschutzgesichtspunkten auch nur im Betracht gezogen werden kann, ist nicht nur zweifelhaft, sondern zeigt die Ignoranz der Verantwortlichen gegenüber der Natur und der aktuellen Diskussion darüber, wie wichtig und drängend Landschafts-, Natur- und Klimaschutz ist.
Die Politik der Stadt Mülheim scheint jedoch auf derartige Belange keine Rücksicht nehmen zu wollen bzw. diese schlichtweg nicht ernst zu nehmen. Beispielhaft wird dies an der Äußerung des SPD-Fraktionsvorsitzenden Spliethoff in der Sitzung des Wirtschaftsausschusses am 14.01.2020. Er hat dort gesagt, man wolle keine „CO2 Schleudern“ (WAZ v. 15.01.2020). Offensichtlich ist dem Fraktionsvorsitzenden in keiner Weise der Zusammenhang von Flächenverbrauch und CO2-Reduktion bekannt. Es geht eben nicht darum, ob durch das auf den neu entstehenden Gewerbegebieten anzusiedelnde Gewerbe CO2 freigesetzt, sondern darum, dass Flächen zerstört werden, welche in der Lage sind CO2 zu binden. Das Binden von CO2 ist ein ebenso wichtiger Beitrag zum Klimaschutz, wie die Vermeidung von CO2.
Ein weiteres Ausschussmitglied äußerte in der gleichen Sitzung, ein gut strukturiertes Gewerbegebiet könne für eine hohe Diversität sorgen. Es bleibt schleierhaft, welche Tier- und Pflanzenarten sich in dem Gewerbegebiet ansiedeln sollen, mit Ausnahme der Loriot‘schen Steinlaus. Darüber hinaus ist die Äußerung des Fraktionsvorsitzenden Spliethoff, ein „Gewerbegebiet sei besser als ein Glyphosatverseuchter Acker“ entlarvend. Offensichtlich kann er nicht vorstellen, dass Flächen einfach naturbelassen bleiben können oder eine Landwirtschaft ohne Glyphosat betrieben werden kann.
Die Art und Weise, wie sorg- und verantwortungslos mit wertvollen Grünflächen umgegangen wird, zeigt, dass die Problematik von den Verantwortlichen in der Stadt Mülheim nicht verstanden wird. Es wird stetig nach dem Motto vorgegangen ‚ein klein bisschen weniger Grünfläche wird schon nicht schaden‘. Diese Vorgehensweise hat jedoch zu den heutigen, drängenden Problemen beigetragen, sowohl was den Klimawandel, als auch die Biodiversität sowie die stadtklimatischen Bedingungen betreffen. Es ist eben nicht vorhersehbar, inwieweit kleinflächige Versiegelungen irgendwann dazu führen, dass das komplette System kippt und die Kaltluftversorgung der Stadt nicht mehr ausreichend ist oder das Biotop soweit geschädigt und eingeengt ist, dass dort geschützte und seltene Tier- und Pflanzenarten eben nicht mehr überleben können.
Eine verantwortungsvolle Stadtentwicklung muss die gesellschaftlichen Herausforderungen und den Schutz der Lebensgrundlagen zukünftiger Generationen im Blick haben. Leider hat es den Anschein, dass die eindimensionale Mülheimer Politik diese komplexe Aufgabe nicht erfasst.