Petycja jest adresowana do:
Bundesregierung
Die Zustände in Deutschlands Kitas sind erschütternd. Es fehlt an allem: an Personal, an Zeit, an Raum, an Verständnis - und zunehmend auch an Kraft. Fachkräfte sind am Ende ihrer Belastbarkeit, Kinder werden nicht ausreichend gesehen, Auszubildende ins kalte Wasser geworfen.
Und: Die Politik sieht zu.
Herzblut reicht nicht mehr
Wir arbeiten mit Herzblut. Mit Leidenschaft. Wir lieben unsere Arbeit mit den Kindern - das ist es, was uns antreibt. Aber unter den aktuellen Bedingungen ist es unrealistisch, diesen Beruf langfristig auszuüben. Viele Kolleg*innen sagen es offen: "In diesem Job wird man nicht alt." Die enge emotionale Bindung zu den Kindern - die eigentlich das Herzstück unserer Arbeit ist - wird zur psychischen Belastung, wenn wir nicht mehr in der Lage sind, ihrem Bedarf gerecht zu werden. Die Verantwortung, die wir für ihr Wohl, ihre Entwicklung, ihren Schutz tragen, ist enorm - und wird von Tag zu Tag schwerer zu tragen. Sie macht uns krank. Sie macht uns kaputt.
Betreuungsschlüssel? Realitätsfern und gefährlich
Ein Betreuungsschlüssel von 1 Fachkraft auf 10 Kinder zwischen 2 und 6 Jahren mag auf dem Papier praktikabel erscheinen - in der Realität ist er verantwortungslos. Kinder in diesem Alter haben völlig unterschiedliche Bedürfnisse: Einige müssen gewickelt werden, andere fordern gezielte Förderung. Einige brauchen intensive Zuwendung, andere zeigen herausforderndes Verhalten. Und was passiert, wenn ein Kind sich verletzt oder getröstet werden muss? Wer sieht dann die anderen neun? So kann niemand professionell arbeiten. So ist kein Kind wirklich sicher.
Kinderschutz? Nicht mehr gewährleistet
Diese Überlastung gefährdet nicht nur die pädagogische Qualität, sie gefährdet den Kinderschutz. Auffälligkeiten im Verhalten, stille Signale von Vernachlässigung oder Missbrauch - all das erkennen wir nur, wenn wir Zeit zum Hinschauen haben. Doch die haben wir nicht mehr. Das ist nicht nur traurig. Das ist gefährlich.
Ausbildung: Anspruch statt Durchwinken
Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, wird der Beruf zunehmend für Quereinsteiger geöffnet. Schulen lassen Auszubildende durchkommen, obwohl sie fachlich und emotional noch nicht bereit sind - weil jede Hand gebraucht wird. Doch was wir brauchen, sind kompetente, reflektierte, fundiert ausgebildete pädagogische Fachkräfte. In anderen Ländern wird dieser Beruf studiert, mit hohem Anspruch. Bei uns droht er zur Notlösung zu verkommen. Das ist fahrlässig - denn wir arbeiten mit Menschen, die am stärksten geprägt werden. Fehler in dieser sensiblen Phase wirken lebenslang. Und sie prägen unsere Gesellschaft.
Leitung unter Druck: Verantwortung ohne Handlungsspielraum
Als Leitung einer Einrichtung ist es noch schwerer, diesen Missständen gerecht zu werden. Wir sollen organisieren, motivieren, auffangen - während wir selbst oft am Rand der Belastung stehen. Natürlich heißt es: "Achtet auf euch selbst." Doch wir arbeiten mit Menschen - nicht mit Maschinen, bei denen man einfach einen Knopf drückt, wenn's zu viel wird.
Unsere Verantwortung ist riesig - und wird von der Politik viel zu selten gesehen.
Uzasadnienie
Wir sind viel mehr als "nur" Erzieher*innen
Dieser Brief entsteht aus Verzweiflung. Aus Gesprächen nach Feierabend, die man im Kopf nicht abschalten kann. Eine Lehrerin sagte einmal: "Ihr seid die Anwälte der Kinder." Und das stimmt.Wir sind ihre Stimme, ihr Sprachrohr - besonders für die, die selbst keine haben. Wir sind Trostspender, Vorbilder, Impulsgeber, Bezugspersonen. Für viele Kinder sind wir der wichtigste emotionale Anker - nicht selten verbringen sie mehr Zeit bei uns als zu Hause.
Und wir fragen uns:
- Weiß die Politik eigentlich, was wir leisten?
- Warum sollen immer mehr Kinder in Einrichtungen untergebracht werden, ohne dass sich an den
Rahmenbedingungen etwas ändert?
- Warum wird so getan, als sei jede zusätzliche Kraft eine Lösung - egal, ob sie ausgebildet ist oder
nicht?
- Warum sind der Politik die kleinsten Mitglieder unserer Gesellschaft offenbar egal - nur, weil sie
(noch) keine Wählerstimmen bringen?
Unser Appell - bevor noch Schlimmeres passiert
Wir fordern:
- Einen realistischen Betreuungsschlüssel
- Verbindliche Qualitätsstandards
- Eine fundierte Ausbildung
- Gesicherten Kinderschutz
- Wertschätzung und Entlastung für Leitungskräfte
- Mehr Personal, faire Bezahlung, bessere Bedingungen
Unsere Einladung an die Bundesregierung
Zum Schluss möchten wir Sie nicht nur auffordern - wir möchten Sie einladen. Verbringen Sie einen einzigen Tag in einer Kita. Nicht als Ehrengast. Nicht beim Sommerfest. Sondern mitten im echten Alltag: Beim Ankommen, Wickeln, Streitschlichten, Trösten, Putzen, Organisieren. Ein Tag reicht, um zu begreifen, wie viel hier schiefläuft - und wie viel Sie ändern können.Wir freuen uns auf Sie. Und wir hoffen auf mehr als nur ein freundliches Nicken.
Wenn keine Teilschließung vorliegt, dann haben wir das Glück von "Aufbewahrung" der Kinder. Hier wird ständig die Aufsichtspflicht verletzt. Es ist eine Katastrophe und ein Jammer, dass keine Alternative gegeben ist.