Region: Berlin / Brandenburg
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Bildung

Ohne Geographie findest Du Dich nicht zurecht!

Petent/in nicht öffentlich
Petition richtet sich an
Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft
2.315 Unterstützende

Dialog abgeschlossen

2.315 Unterstützende

Dialog abgeschlossen

  1. Gestartet 2015
  2. Sammlung beendet
  3. Eingereicht
  4. Dialog
  5. Beendet

Wir fordern eine grundlegende Neufassung des Rahmenlehrplan-Entwurfs Geographie Berlin-Brandenburg für die Jahrgangsstufen 5-10, weil ...

  • das Fehlen von Inhalten zur Beliebigkeit führt,
  • geographische Kenntnisse als eine Basis des Weltverständnisses nicht ausgewiesen werden,

  • Vermischungen der Fächer Geographie, Geschichte und Sozialkunde keinem der Fächer gerecht werden,

  • die Lernenden in der Sekundarstufe I nicht fachgerecht auf die Anforderungen in der Kursphase vorbereitet werden,

  • unklar bleibt, wie Leistung definiert und gemessen werden soll.

Fazit

Dem Lehrplan-Entwurf liegt kein fachorientiertes Gesamtkonzept zugrunde, geographische Inhalte verlieren sich in der Beliebigkeit, das führt zu einer zunehmenden Entwertung. Wir fordern daher eine völlige Neufassung, die sich an fachlichen Kriterien orientiert und in der die Fachkompetenzen der Lehrkräfte, der Fachkonferenzen, der Hochschulen sowie des Schul-Geographenverbandes einfließen.

Berlin, 26.2.2015

Klemens Rinklake, 1. Vorsitzender des Verbandes Deutscher Schulgeographen, Landesverband Berlin Eberhard Ninow, 2. Vorsitzender des Verbandes Deutscher Schulgeographen, Landesverband Berlin

Begründung

Begründung: Das Fach Geographie ist ein wissenschaftliches Fach mit einer eigenen Systematik, die zunächst aus den beiden Teilbereichen „Physische Geographie“ und „Anthropogeographie“ besteht. Für beide Bereiche gibt es wiederum einzelne Unterabteilungen, für die jeweils grundlegende Erschließungsmodelle erarbeitet wurden. Im Bereich der physischen Geographie lassen sich die Unterabteilungen z.B. mit Hilfe des Geosphärenmodells darstellen, als Beispiel aus dem Bereich der Anthropogeographie sei hier die Siedlungsgeographie mit dem Modell der Daseinsgrundfunktionen angeführt. An einen Lehrplan sind hohe Anforderungen zu stellen: Den Schülern sollen im Unterricht Kenntnisse, Fertigkeiten und Fähigkeiten vermittelt werden, um eigene Entscheidungen sinnvoll treffen und fremde Entscheidungen sicher beurteilen zu können. Die Basis besteht aus sicheren Kenntnissen, wer nichts weiß, muss alles glauben und gerät ins Schwätzen. Kenntnisse müssen auf Inhalte bezogen sein, die in ihrer Zusammensetzung (und die zu leisten ist Aufgabe eines Rahmenlehrplanes!) eine möglichst umfassende Darstellung der Welt aus geographischer Sicht bilden. Inhalte sind kein Zufall. Der vorliegende Plan-Entwurf hält diesen Ansprüchen nicht stand. Im Folgenden finden Sie eine Zusammenstellung der wichtigsten Einwände: - Die Reihenfolge der Themen im vorliegenden Entwurf folgt keinem nachvollziehbaren geographischen Konzept, sie erscheint vielmehr beliebig. - Geographie soll demnach ohne Struktur und ohne Raumbezug unterrichtet werden (mosaikartiges Vermitteln von beliebig erscheinendem Teilwissen), das fachimmanente Prinzip der raumbezogenen Analyse wird aufgegeben, naturgeographische Grundlagen werden nicht systematisch vermittelt. - Eindeutig geographisch fundierte Inhalte werden abgebaut zugunsten nebulöser gesellschaftswissenschaftlicher Themen wie Armut und Migration.

  • Fundamentum und Additum werden nicht mehr ausgewiesen, die Fachkompetenz kommt zu kurz.
  • Der Anforderungsbereich „Kennen“ wird kaum noch nachvollziehbar ausgewiesen, da es an verbindlichen Inhalten fehlt.
  • Es bleibt unklar, wie Leistung definiert und gemessen werden soll.
  • Das Fächer-Konglomerat in der fünften und sechsten Klasse birgt die Gefahr, dass kein Fachunterricht stattfindet. Über welche Fakultas verfügt die jeweilige Lehrkraft? Etwas Entsprechendes gilt für die übergreifenden Themen in den Klassen 7 -10.
  • Für die Doppeljahrgangsstufen 7/8 und 9/10 gilt: Die Themen zur vorgesehenen synchronen Bearbeitung (Geographie, Geschichte und Politische Bildung) können durchaus, der fachlichen Ausbildung der Geographielehrkräfte entsprechend, von diesen eigenständig unterrichtet werden.
  • Die Fächer Geographie und Geschichte haben mit dem Raum bzw. der Zeit jeweils typische Alleinstellungsmerkmale. Zwischen den Fächern gibt es sicherlich Schnittpunkte, aber nur bedingt Schnittmengen.
  • Die relative Beliebigkeit der Inhalte macht einen Schulwechsel von Reinickendorf nach Rudow schwieriger als einen von Rendsburg nach Rudow.
  • Unverbindliche Rahmen-Vorgaben an Inhalten erschweren die Arbeit der Fachkonferenzen bei der Festlegung schulinterner Curricula.
  • Die Ausstattung mit Unterrichtsmaterialien muss weitgehend neu erfolgen, da insbesondere vorhandene Schulbücher nur noch sehr eingeschränkt nutzbar sein werden.
  • Schulbücher bekommen eine ihnen nicht zustehende Funktion: Bisher wurden in ihnen die Inhalte der Rahmenlehrpläne aufgearbeitet und so ein passendes Angebot erstellt; in Zukunft werden Schulbücher die Inhalte vorgeben, da kein Verlag ein Werk für die Vielfalt der Möglichkeiten konzipieren kann.
  • Es fehlen Angaben zum Wahlpflichtfach Geographie.
  • In den 7. Klassen wird die geographische Vorausbildung noch schlechter als bisher sein.
  • Schulen mit bilingualem Unterricht müssen den Anfangsfachunterricht in Geographie ab der 7. Klasse in der fremden Sprache durchführen.
  • Eine sinnvolle Vorbereitung auf die Grund und Leistungskurse der Oberstufe ist nicht mehr gewährleistet. Das 2. Aufgabenfeld ist aber Pflicht in der Oberstufe, gerade Geographie wird oft auch als Leistungskursfach gewählt.
  • Es mangelt an Kompatibilität zwischen hohem Anspruchsniveau der Ziele und dem real existierenden Zeitvolumen (Geographie als Einstundenfach).

Fazit:
Wird dieser Rahmenplan in der vorliegenden Fassung umgesetzt, werden die Inhalte der Geographie in homöopathischen Verdünnungen unkenntlich, dann ist es nur noch ein kleiner Schritt, bis das Fach im schulischen Bereich endgültig verschwindet. Damit verschwindet dann das Fach, das vom Selbstverständnis und vom Namen her die "Erde beschreibt" und sie Kindern und Jugendlichen verständlich macht. Es ist nicht nur fahrlässig, sondern sogar gefährlich, auf dieses Bildungsgut zu verzichten.

Vielen Dank für Ihre Unterstützung

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Neuigkeiten

  • Sehr geehrte Unterzeichnerinnen und Unterzeichner der Petition
    OHNE GEOGRAPHIE FINDEST DU DICH NICHT ZURECHT!

    Der Zeitraum der Anhörung zum Rahmenlehrplanentwurf für Geographie ist vor den Osterferien abgelaufen.
    Der VDSG (LV Berlin) hat, vertreten durch den Vorstand, bereits im Januar eine sehr deutliche Stellungnahme verfasst und eine grundlegende Neufassung gefordert. Diese Ausführungen wurden von vielen Fachkonferenzen, von Fachseminaren und von Einzelpersonen - ggf. überarbeitet und ergänzt - übernommen und an das LISUM geschickt.
    Weiterhin haben wir die von Ihnen unterzeichnete „Offene Petition“ unter dem Titel OHNE GEOGRAPHIE FINDEST DU DICH NICHT ZURECHT! formuliert und ins Netz gestellt, in der die Forderungen nach einer... weiter

  • Einige Historiker haben bereits Alternativentwürfe zu den Rahmenlehrplänen erarbeitet. Sie finden die Vorschläge unter:

    www.schul-gerecht.de/index.php/2015-petition#alternative

    Klemens Rinklake

In der Charter on Geographical Education haben sich etwa 70 Mitgliedstaaten der International Geographical Union dafür ausgesprochen, dass sie es für dringend notwendig erachten, Geographieunterricht durchgängig in der Sekundarstufe i und II zwei Stunden in der Woche anzubieten. Die großen Herausforderungen unsrer Zeit machen dies dringend notwenig

Mit dem unter "Neuigkeiten" verlinkten Vorschlag der Historiker (Alternative 3) wäre die Geographie dann endgültig abgeschafft: Wer unter dem Themenkomplex "Herrschaft und Partizipation" nur noch den "Naturraum" behandeln darf, der verfällt entweder in Geodeterminismus oder ist schon gleich schlicht überflüssig.

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