Petition richtet sich an:
Bundeskanzler Merz, Vizekanzler Klingbeil, Außenminister Wadephul, Mitglieder der Bundesregierung, Mitglieder des Bundestages
- Sofortiger, vollständiger Stopp aller Waffenlieferungen der deutschen Bundesregierung an die israelische Regierung, inklusive Aussetzen bereits geschlossener Verträge, um keine Beihilfe zum von uns als Genozid betrachteten militärischen Vorgehen in Gaza zu leisten und weiteres Leid zu verhindern.
- Anerkennung Palästinas, klare öffentliche Positionierung Deutschlands gegen den aus unserer Sicht ausgeführten Genozid an den Palästinenser:innen sowie Unterstützung und Mitzeichnung internationaler Sanktionen gegen Israel für die Dauer des militärischen Vorgehens.
- Einsatz für den Schutz der palästinensischen Bevölkerung in Gaza und im Westjordanland, entsprechend des internationalen humanitären Rechts, inkl. Nutzung aller politischer und wirtschaftlicher Druckmittel, um einen sofortigen Waffenstillstand, einen menschenwürdigen Umgang mit Gefangenen sowie die Freilassung sämtlicher unrechtmäßig Gefangener auf beiden Seiten zu forcieren.
- Öffnung humanitärer Korridore nach Gaza, inkl. Gewährleistung freier Einreise und körperlicher Unversehrtheit von medizinischen und psychotherapeutischen Fachkräften sowie adäquater Mengen von Medikamenten und sonstiger medizinischer Ausstattung, mit zusätzlichem, ausdrücklichem Einsatz für den Schutz von Nahrungsmitteln, Medikamenten und sonstiger medizinischer Ausstattung, mit zusätzlichem, ausdrücklichem Einsatz für den Schutz von Aktivist:innen wie der „Global Sumud Flotilla“ bei Versuchen, einen humanitären Korridor auf dem Seeweg zu öffnen.
- Anerkennung der psychischen Belastung der Bevölkerung in Deutschland, insbesondere der palästinensischen Diaspora, durch die Echtzeit-Übertragung eines Kriegs mit genozidalen Merkmalen, Integration in politische Bewertungen und öffentliche Kommunikation sowie Förderung von Aufklärung und Sensibilisierung in Bezug auf potenzielle psychische Folgen, um gesellschaftliche Spaltung und psychische Risikofaktoren zu reduzieren.
- Bereitstellung psychologischer Unterstützung für Betroffene, z. B. durch Mehr-Investition in den deutschen Gesundheitssektor, um zusätzliche niedrigschwellige, zeitnahe Beratungs- und Therapieangebote zu ermöglichen.
Im Folgenden wollen wir - aufgrund der begrenzten Zeichenzahl relativ knapp - darlegen, weshalb wir das politische Schweigen zu den Folgen der israelischen Reaktionen für höchst gefährlich und ein Umdenken in der deutschen Politik für dringend erforderlich halten. Eine Langversion unserer Petition ist hier zu finden.
Begründung
Sehr geehrter Herr Bundeskanzler, sehr geehrte Mitglieder der Bundesregierung,
wir, unterzeichnende Psycholog:innen und (angehende) Psychotherapeut:innen, wenden uns angesichts der menschengemachten Katastrophe in Gaza an Sie. Unsere Berufsordnung verpflichtet uns, nach aktuellem wissenschaftl. Standard Krankheiten vorzubeugen, Gesundheit zu fördern und Leiden zu lindern. Zudem tragen wir die ethische Pflicht, Schaden zu vermeiden und Gerechtigkeit anzustreben. Diese Grundsätze fordern uns auf, Stellung zu beziehen, wenn sie durch politisches Handeln gefährdet sind.
Wir erkennen das Leid der israelischen Zivilist:innen an, die am 7.10.2023 getötet, entführt oder traumatisiert wurden – ebenso das ihrer Angehörigen, die seit fast 2 Jahren in Ungewissheit leben, was mit ihren verschleppten Verwandten geschehen ist, bereits Familienmitglieder verloren haben oder ohnmächtig mit ansehen müssen, wie das Überleben ihrer Angehörigen gefährdet wird. Für sie gab es zu Recht weltweit Solidarität, Empathie und Anerkennung ihres Leids. Demgegenüber fehlt vergleichbare Anteilnahme für die palästinensische Zivilbevölkerung trotz der humanitären Katastrophe durch den israelischen Militäreinsatz. Die unverhältnismäßige Reaktion der israelischen Regierung – durch entmenschlichende Rhetorik, Aushungerungen und Gewalt – verschärft das Leiden der israelischen Geiseln und ihrer Familien, sowie Antisemitismus und Islamfeindlichkeit weltweit. Die UN-Kommission dokumentierte am 16.09.2025 zahlreiche schwere Menschenrechtsverletzungen, die sie als Genozid einstuft – u. a. vorsätzliche Zerstörung von Krankenhäusern, Verhinderung medizinischer Versorgung und die Tötung von über 1700 Gesundheitsmitarbeitenden. Die Angriffe auf die Gesundheitsinfrastruktur verschärfen Krankheit, Tod und kollektives Trauma – und betreffen direkt unseren beruflichen Auftrag.
Psychologische Perspektive auf Gaza:
Die Bevölkerung in Gaza und im Westjordanland lebt seit Jahrzehnten unter Krieg und Unsicherheit. Menschen, die in Gewalt aufwachsen, entwickeln häufiger Angststörungen, Depressionen und posttraumatische Belastungsstörungen. Bei Kleinkindern führen solche Bedingungen zu Entwicklungstraumata mit langfristigen Folgen.Mangel an Nahrung, medizinischer Versorgung und Sicherheit schwächt Körper bis hin zum Tod.Die erzwungene Passivität und Ohnmachtsgefühle führen zu erlernter Hilflosigkeit. Resilienz und gesunde Entwicklung werden massiv erschwert. Diese Verletzungen erhöhen das Risiko transgenerationaler Traumatisierungen: Die Menschen in Gaza bewältigen nicht nur ihren traumatisierenden Alltag, sondern auch Traumata mehrerer Generationen. Die anhaltende traumatische Belastung seit Oktober 2023 – verstärkt durch das Schweigen zuständiger Institutionen/ Regierungen weltweit– hat ein neues klinisches Bild in Gaza entstehen lassen: Neben komplexer Traumatisierung zeigen viele psychische Dekompensation: Erstarrung, Selbstgespräche, fehlende Reaktion auf Schmerz, Tod oder Blut - ohne Diagnose einer psychotischen Störung. Dr. Mohammed Abu Mughaisib (Ärzte ohne Grenzen) spricht von „psychologischer Massenvernichtung“ – dem „Gaza-Syndrom“.
Psychologische Perspektive auf Deutschland:
Das Verfolgen von Tod, Hunger und Zerstörung in Gaza löst bei vielen Menschen in Deutschland einen inneren Konflikt aus. Einerseits sehen wir unsere Pflicht, Leid zu verhindern und Menschenrechte zu achten. Andererseits fühlen wir uns machtlos, da dtsch. politisches Handeln für das Leid in Gaza mitverantwortlich ist. Dieses Erleben kann als moralische Verletzung (moral injury) eingestuft werden: Wenn Menschen autoritäre Handlungen erleben, die ihren Überzeugungen widersprechen, ohne eingreifen zu können. Sie führt zu Schuld, Scham, Vertrauensverlust sowie sekundär z.B. zu Depressionen, Angststörung, Wut, Flashbacks, selbstverletzendem Verhalten. Für die palästinensische Diaspora ist das politische Handeln Deutschlands besonders belastend, da ihr aktuelles Heimatland am Leid ihrer Angehörigen beteiligt ist. Die moralische Verletzung ist hier besonders intensiv – mit spürbaren gesellschaftlichen Folgen. Bleibt ein Einlenken der deutschen Regierung aus, befürchten wir gravierende Auswirkungen für unser Land.
Unterzeichnende:
Wir unterzeichnen diesen Appell in Verantwortung für unsere Berufsordnung, Patient:innen und Gesellschaft.
- Psych. Psychotherapeut:innen: Kader Coşgun, Katharina Benischke, Sharon Schumann, Evelyn Man, Philipp Schiebler, Yıldız Coşkun, Eva Wilhelm (München), Miryam Yousef (Amerang), Duygu Güler (Berlin), Stephanie Pausch (Marburg)
- Psychotherapeutin für Kinder und Jugendliche: Sophia Weikel (München)
- Psych. in Ausbildung zur Psych. Psychotherapeutin: Estelle Schade, Julia Pausch, Katherina Esch, Katharina Häuser (München), Franziska Marke-Nieder (Rosenheim), Anna Knechtel (Köln)
- Sherif Zaki Ukkeh, Dipl. Politologe; M.A Social Work, Psychotherapeut für Kinder in Ausbildung (München)
- Dr. Sigrid Seiler, Psych. Psychotherapeutin, Klinische Neuropsychologie (München)
Ich unterstütze das, weil es eine sinnvolle Sache ist und wir auch etwas erreichen wollen. Ich hoffe, Ihr schafft das und könnt uns auch Helfen, die Delta Waldeck Frankenberg GmbH zu erhalten.
Es sollen wichtige Arbeitsplätze im sozialen Bereich vernichtet werden.
Viele Menschen erhielten durch uns Arbeit, Integration, Sprachkenntnisse, Wohnungen und einfach eine Chance, ihr Leben in den Griff zu bekommen. Ausbildungssuchende Jugendliche, Schulabbrecher, Rentner, Langzeitarbeitslose, Obdachlose und viele andere hilfebedürftige Menschen erhielten von uns professionelle Unterstützung und haben dadurch eine wesentlich höhere Lebensqualität, die sie alleine niemals erreicht hätten.
Hoffe auch auf Eure Unterschriften. Ich verbreite auch gerne Eure Petition.
Vielen Dank
Hier der Link:
openpetition.de/!hqbgx