Petition richtet sich an:
Bayerischer Landtag
Seit Jahren steigt die Zahl der befristet Beschäftigten in Grund- und Mittelschulen von 2012 bis 2016 um knapp 50 Prozent auf 1480 Lehrkräfte – an den Realschulen waren es im gleichen Zeitraum sogar 69 Prozent, von 790 auf insgesamt 1332. Lediglich an den Gymnasien zeigt sich ein gegenteiliger Trend.
Insgesamt waren 6957 Lehrkräfte in Bayern im Jahr 2016 nur mit befristeten Verträgen angestellt. Das sind knapp 800 Lehrerinnen und Lehrer mehr (13 Prozent) als noch 2012. Auch der Anteil der Lehrkräfte, die von befristeten Verträgen in die Verbeamtung wechseln, fällt 2012 bis 2017 mit 26,1 Prozent recht spärlich aus.
Diese Entwicklung läuft entgegen den klaren Zielsetzungen der großen Koalition, die befristeten Beschäftigungen zurückdrängen zu wollen. Die Betroffenen leiden ganz erheblich unter der unsicheren Situation. Mittel- oder langfristige berufliche und familiäre Perspektiven sind damit kaum möglich.
Wir fordern:
- Die Staatsregierung soll als Arbeitgeber mit gutem Vorbild vorangehen und in allen Ämtern und Abteilungen die sachgrundlose Befristung umgehend abschaffen.
- Die Förderleistungen und -Programme im Bereich der Lehrer-, Erzieher- und Pflegeberufe sind so auszurichten, dass sachgrundlose Befristungen grundsätzlich entfallen.
- Generell eine nachhaltige Schulpolitik und frühkindliche Bildung. Gute Bildung hängt mit Beziehung zusammen! Und das geht nur, wenn die Bezugspersonen nicht jedes Jahr wechseln.
Begründung
Dabei ist es eine paradoxe Situation: Immer mehr Lehrerinnen und Lehrer können aufgrund der hohen Arbeitsbelastung nicht bis ins Ruhestandalter unterrichten. Umgekehrt werden aber junge, qualifizierte Kräfte mit befristeten Verträgen abgespeist oder erhalten erst gar keine Einstellung.
Ähnlich sieht es im Bereich der Erzieher- und Pflegeberufe aus. Laut Ländermonitor „Frühkindliche Bildungssysteme“ der Bertelsmann-Stiftung arbeiten in den bayerischen Kitas rund 20 Prozent aller Beschäftigen in befristeten Arbeitsverträgen, bei Fachkräften unter 30 Jahren ist es sogar ein Drittel.
Doch noch immer sind keinerlei Maßnahmen seitens der Staatsregierung ergriffen worden, diese unsichere Situation zu lösen und für mehr Planungssicherheit zu sorgen. Es scheint fast so, als würde die bayerische Staatsregierung die befristete Beschäftigung systemisch einsetzen, um die Defizite einer verfehlten, nicht vorausschauend angelegten Bildungspolitik zu kompensieren. Und das auf Kosten der Betroffenen!