Petition richtet sich an:
Petitionsausschuss des Landes Nordrhein-Westfalen
Sehr geehrter Vorsitzender Herr Yüksel, sehr geehrte Mitglieder des Petitionsausschusses,
zu unserem großen Bedauern haben wir, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Caritasverbandes Düsseldorf erfahren, dass unsere Auszubildende und Kollegin Rolanda Lamnica die Abschiebung nach Albanien droht.
Mit der Petition wollen wir auf die schwierige Situation von Rolanda Lamnica (28 Jahre) und ihres Bruders Besim (34 Jahre) aufmerksam machen und auf ein Bleiberecht für unsere Kollegin hinwirken! Wir unterstützen ihr Antragsverfahren, für die Dauer ihrer Ausbildung ein Aufenthaltsrecht sowie eine Arbeitserlaubnis zu erhalten.
Rolanda Lamnica ist im Juni 2015 gemeinsam mit ihrem Bruder aus Albanien nach Deutschland geflohen. Über verschiedene Aufnahmestellen in Dortmund, Wesel und Kerken gelangten die Geschwister nach Düsseldorf. Hier stellten sie im Herbst 2017 einen Asylantrag, der als „offensichtlich unbegründet“ abgelehnt wurde. Seither wird der Aufenthalt von Rolanda und Besim Lamnica im Bundesgebiet geduldet.
Als studierte Hebamme hatte Rolanda in Albanien ein gutes Auskommen. Dass sie ihre gesicherte Existenz von einem auf den anderen Tag aufgab und nach Deutschland flüchtete, war dem Schicksal ihres geistig behinderten Bruders geschuldet. Menschen mit Behinderung sind in Albanien noch heute stigmatisiert und werden von der Gesellschaft missachtet und nicht selten bedroht. Am gesellschaftlichen Leben können behinderte Menschen in Albanien kaum teilnehmen.
Unsere Auszubildende und Kollegin Rolanda ist kein Wirtschaftsflüchtling. Sie gab ihre gesicherte Existenz in Albanien auf, um ihrem hilfebedürftigen Bruder ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen.
Kaum in Deutschland angekommen, begann Rolanda die deutsche Sprache zu erlernen und sich um einen Ausbildungsplatz in der Altenpflege zu kümmern, da ihr albanisches Hebammenexamen in Deutschland keine Anerkennung fand. Im November 2017 erhielt sie vom Caritasverband Düsseldorf einen Ausbildungsvertrag zur Altenpflegerin, der es ihr erlaubte, einen Antrag auf Ausbildungsduldung zu stellen. Im April 2018 begann Rolanda ihre Ausbildung zur Altenpflegerin in unserem Altenzentrum St. Hildegard in Düsseldorf-Garath auf. Rolanda, Besim und wir, die Kolleginnen und Kollegen, glaubten, nun wird alles gut. Der Aufenthalt des Geschwisterpaars ist gesichert, der Mangel an Pflegefachkräften in Deutschland nicht behoben, aber wenigstens auf einer Stationsetage in Garath gelindert.
Doch Pustekuchen. Mit Schreiben vom 30. Mai 2018 wurde Rolanda von der Kommunalen Ausländerbehörde der Landeshauptstadt Düsseldorf mitgeteilt, dass ihr Antrag auf Ausbildungsduldung nach § 60 Abs. 2 S. 4 AufententhG abgelehnt wurde. Nun droht Rolanda die baldige Abschiebung.
Um ehrlich zu sein: Wir verstehen die Welt nicht mehr. Wir sind keine Juristen, keine Verwaltungsfachleute, keine Politiker. Wir sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Pflege und in der Sozialen Arbeit, die unter großem Engagement versuchen, den uns anvertrauten Menschen in unterschiedlichsten Problemlagen zu helfen. Menschenwürdig zu helfen! Gerade letzteres ist meist nur möglich, wenn genügend helfende Hände, genügend fachlich qualifizierte Hände in den Einrichtungen vor Ort tätig sind. Das ist heute schon die Ausnahme und wird in der nächsten Zeit leider zur Regel – wenn nichts passiert ! Der demographische Wandel und der Mangel an Pflegekräften sind der Politik bekannt. Ein Mittel, der gefährlichen Entwicklung gegenzusteuern, ist für uns nicht einmal in Ansätzen erkennbar. Rolanda hat zwei helfende Hände. Mit einer abgeschlossenen Ausbildung hätte sie zwei fachlich qualifizierte Helferhände. Zwei Hände die wir in Garath, in Düsseldorf und Deutschland unbedingt brauchen.
Vom ersten Ausbildungstag an ist Rolanda im Kollegen- und Kolleginnenkreis außerordentlich beliebt und bestens integriert. Wir schätzen Rolandas hilfsbereite und kompetente Art und ihren mitfühlenden Umgang mit unseren Bewohnerinnen und Bewohnern sehr. Wir empfinden die drohende Abschiebung von Rolanda nicht nur aus fachlicher und menschlicher Sicht, sondern auch aus ökonomischer Perspektive absolut widersinnig. Angesichts der Tatsache, dass in deutschen Altenhilfeeinrichtungen neue Pflegefachkräfte händeringend und unter Einsatz erheblicher Finanzmittel gesucht werden, ist es völlig absurd, eine motivierte Pflegeauszubildende abzuschieben.