19.09.2025, 09:41
Sehr geehrte Damen und Herren des Haupt- und Innenausschusses! Fredeburg, 18.09.2025
In den letzten Wochen hatten wir uns über die Vergabekriterien zur Verpachtung der Einzelpachtflächen des Kreises und unserem Verlust an Flächen ab 2027 ausgetauscht. Für diese Gespräche danken wir Ihnen nochmals herzlich.
Nun liegt der jüngste Entwurf von CDU und B90/DIE GRÜNEN für die Sitzung am 22. September vor (Antrag 2).
Falls Sie beabsichtigen, der Vorlage zuzustimmen, bitten wir Sie, folgendes zu bedenken:
• Mit Ihrem JA bestätigen Sie den Willen der stärksten Fraktion des Kreises, uns, den Pächter*innen der Domäne Fredeburg eine Bio-Fläche ohne Ersatz zu entziehen.
• Anstatt die wirtschaftliche Basis der kreiseigenen Domäne zu sichern und damit einen langjährigen, engagierten Pächter zu unterstützen, kommt der Kreis mit dem geplanten Flächentausch offensichtlich einem Hobbylandwirt und Rentner entgegen. Für uns bliebe lediglich die Möglichkeit, uns im öffentlichen Ausschreibungsverfahren erneut zu bewerben.
• Da wir über den Verkauf bzw. Tausch lediglich informiert, nicht jedoch einbezogen wurden, empfinden wir dies als Vertrauensbruch. Der jährliche Schaden für uns beläuft sich auf rund 20.000 €. Dies liegt auch daran, dass uns durch den Grünlandverlust nicht nur Futterfläche, sondern auch die EU-Förderung der Grünlandextensivierung für die gesamte Domäne wegfällt. Gerade die Grünlandextensivierung war und ist jedoch eine Auflage des Kreises.
• Hinzu kommt, dass die EU-VO 2024/1991 „Wiederherstellung der Natur“ nach Artikel 8 vorschreibt, dass die öffentliche Hand auf ihren Flächen keine Verschlechterung des ökologischen Zustands zulassen darf. Im Falle der Rückumstellung unserer 24 Jahre bewirtschafteten Fläche wäre genau dies die Folge.
• Als Pächter der zweitkleinsten Domäne des Kreises sind wir auf eine angemessene Flächenausstattung angewiesen – nicht zuletzt, weil wir aus unseren Erträgen einen überproportional hohen Gebäudebestand unterhalten müssen. Wir leisten dies ohne Übernahmeverpflichtung durch den Kreis. Zumindest aus Pächtersicht ist dies ein sehr wichtiger Punkt, der großes Vertrauen in den Verpächter voraussetzt. Vor diesem Hintergrund wirkt der Vorwurf einer „bevorzugten Behandlung“ unseres Betriebes, der uns immer wieder zugetragen wird, wenig nachvollziehbar.
• Mit Ihrer Zustimmung bliebe es zudem beim vergleichsweise wenig ambitionierten Ziel, lediglich 25 Prozent der Einzelpachtflächen bevorzugt an Ökobetriebe zu vergeben. Angesichts der Verantwortung des Kreises für Natur, Umwelt und die regionale Versorgung mit gesunden Bio-Lebensmitteln halten wir dieses Ziel für ausbaufähig.
• Darüber hinaus ist in der Vorlage nicht vorgesehen, dass die 25 Prozent getrennt nach Acker- und Grünlandflächen erreicht werden müssen, sondern auch ausschließlich auf den Dauergrünlandstandorten erfüllt werden könnten. Damit würde gerade auf den herkömmlich bewirtschafteten Ackerflächen, von denen die problematischen Stoffeinträgen ausgehen, keinerlei ökologische Verbesserung erzielt.
• Falls Sie zustimmen möchten, übersehen Sie bitte nicht, dass Biobetriebe ihre Fläche zunächst 3 Jahre lang umstellen müssen, bevor sie Ihre Erzeugnisse kostendeckend verkaufen dürfen. Dies benachteiligt diese Betriebe im Bewerbungsverfahren und wird bei weitem auch nicht durch die höhere Ökoförderung ausgeglichen.
• Nicht berücksichtigt würden außerdem wichtige Gemeinwohlleistungen – etwa die Berufsausbildung junger Menschen, die Sicherung von Arbeitsplätzen, die regionale Vermarktung, die Stärkung des ländlichen Raums sowie Beiträge zur Daseinsvorsorge.
• Berücksichtigen Sie in Ihrer Entscheidung bitte auch die nahezu 5.000 Unterschriften und nachdenklich stimmenden Kommentare für unser Anliegen im Rahmen der Petition.
• Wenn Sie dennoch zustimmen möchten, dann denken Sie bitte auch an die demotivierende Wirkung auf die junge Generation, die bereit ist, Verantwortung für die Domäne Fredeburg zu übernehmen und den Betrieb zukunftsfähig weiterzuführen.
Es ist alles gesagt und Sie haben die Wahl. Bitte treffen Sie eine verantwortungsvolle Entscheidung!
Die Pächter der Domäne Fredeburg