11.09.2025 11:49
Ausverkauf Ost: Genossenschaft will Wohnungen privatisieren
Die Karl Marx Wohnungsgenossenschaft in Potsdam will 397 Wohnungen in neun WEGs über zehn Jahre verkaufen – zunächst leerstehende, später auch bewohnte. Kaufvorrang haben Mieter:innen und ihre engen Angehörigen, dann Genossenschaftsmitglieder, schließlich externe Privatpersonen; Unternehmen sind ausgeschlossen, ein fünfjähriger Schutz vor Eigenbedarfskündigungen und Mieterhöhungen ist vorgesehen. Der Beschluss löst massiven Protest aus, da Verdrängung, steigende Mieten und der Entzug gemeinwohlorientierten Wohnraums befürchtet werden; besonders ältere Mieter:innen sehen sich existenziell bedroht. Der Vorstand begründet den Schritt mit Sanierungsbedarf (Stränge, Barrierefreiheit), Wärmewende-Anpassungen und aufwendiger Abstimmung in gemischten WEG-Strukturen, die aus Umwandlungen in der Wendezeit stammen. Kritiker – darunter der Mieterverein Potsdam – halten die Begründung für unzureichend und verweisen darauf, dass viele Investitionen regulär finanzierbar seien und WEG-Abstimmungen der Regelfall sind. Mitglieder können laut Satzung mit 10 % Unterstützung eine Vertreter:innenversammlung einberufen, Beschlüsse anfechten oder eine Mitgliederversammlung zur Auflösung der Vertreterversammlung verlangen; eine Petition hat das nötige Quorum bereits erreicht. Der Artikel plädiert zudem für stärkere Förderung der gemeinwohlorientierten Wohnungswirtschaft und Kooperationen in WEGs, um Wärmewende und Sanierungen sozialverträglich zu bewältigen.