Bürgerrechte

Aufnahme des Merkmals „Chronotyp“ in den gesetzlichen Katalog geschützter Diskriminierungsgründe

Petition richtet sich an
Deutscher Bundestag Petitionsausschuss
391 Unterstützende 371 in Deutschland

Sammlung beendet

391 Unterstützende 371 in Deutschland

Sammlung beendet

  1. Gestartet Oktober 2022
  2. Sammlung beendet
  3. Einreichung vorbereiten
  4. Dialog mit Empfänger
  5. Entscheidung

Das Ziel:

Ist die Petition erfolgreich, muss (!) für genetisch benachteiligte Normal- und Spättypen (Chronotypen) auf Anforderung eine alternative Schulbeginnzeit bzw. Prüfungszeit seitens der Schulbehörden angeboten werden, um Schlafdefizit zu vermeiden. Da genetisch bedingt, ist als Alternative ein "früheres zu Bett gehen" nicht möglich.

Worum geht es:

Normal- und Spättypen haben ein Problem

Bist du eine Eule und leidest darunter, dass die künstliche Uhr der Gesellschaft z.B. in Sachen Schul- und Arbeitszeiten gegen deinen eigenen Rhythmus deiner inneren Uhr tickt? Wußtest du, dass deine innere Uhr genetisch bedingt tickt, wie sie tickt? Findest du es daher nicht unfair, dass Schul- und Arbeitszeiten überwiegend den Frühtypen Vorteile bringen und damit diese mehr Chancen in Bildung und Beruf auf gute Leistung haben?

Für mich als extremen Spättyp, der sich seit 20 Jahren mit der Chronobiologie, beschäftigt, stellen Arbeits- und vor allem aber Schulzeiten eine gesetzlich legitimierte Benachteiligung von späten Chronotypen dar, genaugenommen sogar von Normal- und Spättypen und damit von über 70% der Bevölkerung. Deswegen will ich mit dieser Petition erreichen, dass der Chronotyp in den Katalog lt. §1 AGG (Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz) als Diskriminierungsmerkmal ergänzt wird. Denn rechtlich ist eine Diskriminierung erst dann eine Diskriminierung, wenn sie im Katalog §1 des AGG aufgeführt ist.

Geht die Petition durch, muss (!) für benachteiligte Normal- und Spättypen eine alternative Schulbeginnzeit bzw. Prüfungszeit seitens der Schulbehörden angeboten werden.

Die aktuelle rechtliche Situation

Laut Aussage der Antidiskriminierungsstelle des Bundes vom 19.09.2022, ist von Rechts wegen eine Diskriminierung erst dann eine Diskriminierung, wenn Sie als solche im Katalog des AGG aufgeführt ist. Zitat Antwort (auf mein Schreiben an die Antidiskriminierungsstelle des Bundes) vom 19.09.2022:

Eine Einschätzung, ob eine Diskriminierung vorliegt, beurteilen wir anhand des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG).

Nicht immer entspricht das allgemeine Verständnis von Diskriminierung und Benachteiligung dem rechtlichen Begriff des AGG. Auf Grund unseres gesetzlichen Auftrags können wir Ihren Fall nur rechtlich bewerten.

Das AGG verbietet Benachteiligungen aus rassistischen Gründen, wegen der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität im Erwerbsleben und bei bestimmten privaten Rechtsgeschäften.

Der gesetzliche Katalog der geschützten Diskriminierungsgründe ist abschließend, vergleiche § 1 AGG. Ungleichbehandlungen aufgrund anderer Kriterien oder Merkmale können daher nicht über das AGG geahndet werden.

Zwar gibt es bereits Überlegungen, den Katalog zu erweitern (bspw. sozialer Status und Staatsangehörigkeit). Allerdings ist das Merkmal "Chronotyp" bisher noch nicht in Erwägung gezogen worden. Möchten Sie dies in den politischen Diskurs einbringen, haben Sie die Möglichkeit eine Petition in den Bundestag einzureichen: https://epetitionen.bundestag.de/.“

Und genau das will ich tun.

Mein Ziel ist eine e-Petition im Bundestag einzureichen. Da diese zeitlich begrenzt ist, ist es wichtig, Fürsprecher im Vorfeld zu sammeln. Aus diesem Grunde rufe ich dich über diese Petition auf, mit deiner Stimme den Normal- und Spättypen Gehör in Bezug auf die Diskriminierung durch Politik und Gesellschaft zu verschaffen. Überschreitet die Petition hier auf OpenPetition die 50.000er Marke, dann werde ich ergänzend eine e-Petition im Bundestag starten, so wie es die Antidiskriminierungsstelle empfiehlt.

Forderung

Ich fordere die Bundesregierung auf, das Merkmal „Chronotyp“ in den gesetzlichen Katalog der geschützten Diskriminierungsgründe lt. §1 AGG aufzunehmen.

Auf Grund des Wissens ist es an der Zeit, Schul- und Arbeitszeiten aus der „Nice to have!“-Ecke in den gesetzlichen Fokus zu rücken, denn es findet definitiv eine Diskriminierung einer großen Gruppe an Menschen statt, für die keine Alternative zur Verfügung gestellt wird. Vor allem die aktuellen Schulzeiten sind kein „Kavaliersdelikt“ mehr, in welchem Lehrer, Eltern oder Bildungsverantwortliche mit ihren „Meinungen“ zur Entscheidungsfindung beitragen. Es müssen gesetzliche Regelungen auf Basis der wissenschaftlichen Fakten geschaffen werden, die dieser Diskriminierung entgegensteuern - nicht zuletzt auch zum Wohle unsere Kinder und deren Voraussetzungen für eine gleichberechtigte Chance auf eine berufliche Zukunft, die eben nicht unvermeidbar von ihren Genen in Sachen Chronotyp abhängt.

Gez. Michael Wieden, 31.10.2022

Begründung

Unsere Gesellschaft tickt früh

Arbeitszeiten, Schulbeginn etc. sind vor allem seit der Industrialisierung fest mit dem frühen Morgen verankert. Ob jemand morgens fit oder müde war, wurde dem eigenen Verhalten zugeschrieben, aber keiner genetischen Prädisposition. Deswegen wurde auch keinerlei Versuch unternommen, daran etwas zu ändern.

Seit den Bunkerexperimenten von Andechs durch Prof. Jürgen Zulley zwischen den 60er und 80er Jahren, stellt sich dies jedoch anders dar. Der Begriff der Chronotypen wurde geboren und die Experimente haben bewiesen, dass es in den Genen liegt, ob wir Frühtyp, Normaltyp oder Spättyp sind und nicht dem Willen einer Person entspringt. Ein Spättyp kann also nie zum Frühtyp werden.

Seit damals hat sich die Wissenschaft der Chronobiologie und das Wissen um Chronotypen weiterentwickelt und inzwischen ist ein Chronotyp über einen wissenschaftlich validierten RNA-Test ermittelbar. In eigenen Projekten zusammen mit der AOK Bayern und Wissenschaftlern der FOM Essen und der Charité Berlin hat sich alleine in einer Klinik bei 128 über einen RNA-Test chronotypisierten Mitarbeiter*innen eine Bandbreite von 13,5h zwischen dem frühesten und dem spätesten Chronotyp ergeben.

Wissen begründet Diskriminierung/Benachteiligung

Hat früher das Unwissen über die Chronotypen vor dem Vorwurf einer Diskriminierung geschützt, ist dieses Argument nun längst weggefallen. Heute ist die Benachteiligung von Chronotypen durch das vorhandene Wissen darum schlicht eine Diskriminierung. Gibt es sicher auch Fälle, in denen Frühtypen benachteiligt sind, sind es vor allem aber Normal- und Spättypen die durch fixe Arbeits- und Schulzeiten diskriminiert werden, teilweise sogar durch gesetzliche Regelungen selbst (z.B. Prüfungszeiten). Längst gibt es ausreichend wissenschaftliche Evidenz, dass z.B. die Schulbeginnzeiten, vor allem bei Jugendlichen, einzig den Frühtypen unter den Schüler*innen in Sachen geistiger Fitness keinen Nachteil bringen. Normal- und Spättypen haben, wissenschaftlich belegt, keine natürliche Alternative, um diesen Nachteil auszugleichen. Früher ins Bett gehen ist auf Grund der genetischen Prädisposition nicht oder nur mit medikamentöser Unterstützung möglich. Das wäre das gleiche, als ob man Schüler*innen mit Fußgröße 42 in Schuhe mit Größe 40 zwingt. Es geht vielleicht, aber dauerhaft entstehen Schäden, und eine Benachteiligung zu Schülern mit der Fußgröße 42 ist unschwer zu erkennen.

Ganz dramatisch wird es bei Prüfungen. Spättypen wie auch Normaltypen morgens um 8.00Uhr einer entscheidenden Prüfung zu unterziehen ist so, als ob alle Sprinter*innen per Regelung des Sportverbandes mit einer gleichen Schuhgröße ins Rennen geschickt werden. Solche Prüfungszeiten sind eine klare, wissenschaftlich nachweisbare Benachteiligung von Normal- und Spättypen. Auch diese Prüfungszeiten werden im Rahmen gesetzlicher Regelungen vorgeschrieben.

Gesundheitsaspekt

Zu dem Benachteiligungsaspekt kommt hinzu, dass diese Diskriminierung ergänzend zu einem höheren Risiko gesundheitlich negativer Folgen führt. Vor allem die Schulzeiten, aber auch Arbeitszeiten führen zu Schlafdefizit, welches in der Entwicklungsphase von Jugendlichen und später von Erwachsenen nachweislich das Entstehen von Depressionen, Suchtverhalten, schwachem Immunsystem, Bluthochdruck, späterem Risiko Herzinfarkt, Risiko Diabetes etc. fördert. Auch hier muss man sich ins Bewusstsein rufen, dass überwiegend keine Alternativen bestehen, sie also zwangsläufig in dieses Risiko gedrückt werden. Schlafdefizit kostet die deutsche Volkswirtschaft laut eine Studie der Rand Europe Corporation aus 2016 inzwischen fast 60 Mrd.€/Jahr. Somit belastet diese Diskriminierung auch die Volkswirtschaft massiv.

Wissenschaftler und deren Gründe die Petition zu unterzeichnen

Quellen und Nachweise:

Was sind Chronotypen

https://www.youtube.com/watch?v=T1PxXL3Oj7E&list=PL-xER3lCeS_sleNUU4igkIw17L8yefjAu&index=3

Schlafdefizit kostet die deutsche Volkswirtschaft 58,5 Mrd.€

https://www.wieden.com/michael-wieden-chronobiologie/chronobiologie/schlafmangel-kostet-der-deutschen-volkswirtschaft-485-mrd-e/

Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz

https://www.gesetze-im-internet.de/agg/BJNR189710006.html

Späterer Schulbeginn

https://www.gesundheitsstadt-berlin.de/spaeterer-schulbeginn-erhoeht-leistungsfaehigkeit-der-schueler-13889/

Studie Demenz und Schlafdefizit

https://www.nature.com/articles/s41467-021-22354-2.pdf

Studie Folgen von Schlafmangel bei Kindern

https://www.thelancet.com/journals/lanchi/article/PIIS2352-4642(22)00188-2/fulltext

Allgemein Schlafmangel und seine Folgen

https://psychologie-news.stangl.eu/524/folgen-von-schlafstorungen-schlafdefizit-und-rhythmusstorungen

Bunkerexperimente in Andechs

https://enorm-magazin.de/gesellschaft/wissenschaft/zeit/chronobiologie-das-bunker-experiment

Vielen Dank für Ihre Unterstützung, Michael Wieden aus Veitshöchheim
Frage an den Initiator

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Neuigkeiten

Noch kein PRO Argument.

"Alternative Schulzeit"? Aha, also zwei Durchläufe, einmal für die frühen Typen, einal für die Langschläfer? Und diese haben keine Eltern, die früh zur Arbeit müssen? Sehr witzig. Später kann man sich einen Beruf mit Gleitzeit aussuchen, für Schüler halte ich das nicht für praktikabel.

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