Petition richtet sich an:
Sahle Wohnen GmbH&CoKG
Wir fordern den Eigentümer, Sahle Wohnen GmbH & Co. KG (im folgenden Sahle Wohnen genannt), zum Umdenken auf! Klimarelevante Flächen sollten nicht mehr versiegelt werden! Gebäude, die man umbauen kann, sollten nicht mehr abgerissen werden! Hohe Investitionen für ein neues Wohngebiet sollten SteuerzahlerInnen nicht mehr finanzieren! Zumal das Objekt, ein 1985 solide erstelltes architektonisch reizvolles Bürogebäude mit Park und See sich für eine Weiternutzung geradezu anbietet.
Ein solches Objekt will Sahle Wohnen abreißen, um mithilfe einer viele Millionen teuren städtischen Kanalerweiterung etwa vierhundert neue Wohnungen zu schaffen. Das wäre für den Investor nur deswegen wirtschaftlich, weil er die Kanalerweiterung nicht zahlen bräuchte. Für die Stadt Bonn und ihre BürgerInnen kann sich diese Art der Wohnraumbeschaffung nicht lohnen.
Wenn ein Abriss rechtlich verhindert werden könnte, hätte sich die aktuelle Bonner Ratskoalition aus Grünen/SPD/Linke/Volt womöglich für die Weiternutzung der ehemaligen Landwirtschaftskammer in Bonn-Roleber eingesetzt. Was rechtlich möglich ist, hat sie gemacht: Der Park wird durch den Ratsbeschluss erhalten, und aus Klimagründen darf nur ein Teil des Geländes bebaut werden.
Die Sahle Wohnen hat ihr Projekt deswegen vorerst gestoppt und der Stadt zum Verkauf angeboten, was nicht zustande kam. In der Folge hat die Bonner Ratskoalition eine Vorkaufsrechtsatzung beschlossen, um bei Verkaufsabsicht das Objekt zum Marktpreis erwerben zu können. Die vorige CDU/FDP-Koalition hatte versäumt, die Möglichkeit eines städtischen Vorkaufsrechts einzurichten.
Sahle Wohnen wartet einem Bericht des Bonner Generalanzeigers vom 6.1.2024 zufolge auf eine Wiederkehr der CDU an die Bonner Stadtspitze nach der Kommunalwahl am 14. September 2025.
Die CDU, mit dem Bürgermeisterkandidaten Guido Déus, würde voraussichtlich die klimafreundlichen Beschlüsse rückgängig machen. Dann würden 400 Wohneinheiten neu gebaut werden können und das Gebäude würde abgerissen. Die CDU nennt in ihrem Wahlprogramm ausdrücklich Roleber als Neubauprojekt, sie plädiert nicht für Umbau.
Warum ein Abriss und Neubau von 400 Wohnungen trotz der Nachfrage für Bonn NICHT sinnvoll ist:
– IMMENSE KANALKOSTEN: Der zwei Kilometer lange Entwässerungskanal an der Holzlarer Hauptstraße wäre überlastet und müsste erweitert werden (Quellen s. unten). Die Kosten werden inzwischen auf mehr als 25 Millionen Euro geschätzt. Bezahlen müsste die Sahle Wohnen diese Kosten nicht, dies legt eine Vereinbarung zwischen der Stadt Bonn und Sahle Wohnen von 2019 fest. Damit würden höchstwahrscheinlich die Stadt Bonn und die Anlieger belastet. Sahle Wohnen würde lediglich direkt auf dem Baufeld die Entwässerungskosten tragen.
– KALTLUFTENTSTEHUNG UND -LEITBAHNEN WÜRDEN ZERSTÖRT: Eine regionale Klimastudie hat Leitbahnen und Entstehungsgebiete für Kaltluft identifiziert. Sie fließt bergab in Wohngebiete von Hoholz, Gielgen und Roleber sowie Holzlar und Sankt Augustin. Bei einer Bebauung würde mit den Freiflächen auch die Entstehung von Kaltluft verschwinden. Die betroffenen Wohngebiete würden noch wärmer und die negativen gesundheitlichen Auswirkungen durch Hitze würden steigen .
- DER VORHANDENE NAHVERSORGER WÜRDE GEFÄHRDET: Den Anwohnern wird die Bebauung dadurch angepriesen, dass ein Supermarkt entstehen würde. Dies würde, wenn überhaupt, erst spät realisiert werden können und würde noch mehr Verkehr für die Region bedeuten. Wesentlich aber ist, dass es BEREITS EINEN NAHVERSORGER GIBT, nur ein dreihundert Meter Fußweg durch Wohngebiet entfernt. Dieser Familienbetrieb, mit Services wie Post, Reinigung, Bäckerei, Landmetzgerei und Lieferdienst, würde durch einen zusätzlichen Supermarkt gefährdet!
- NOCH MEHR PENDLERVERKEHR: Die engen Beueler Ortsdurchfahrten sind schon jetzt stark überlastet. Zu diesem Ergebnis kam ein Verkehrsgutachten im Auftrag der Stadt Königswinter, die neue Riesen-Siedlungen in den Nachbarorten Stieldorf und Vinxel geplant hat. Das Gutachten empfiehlt, KEINE neuen Pendler anzusiedeln und KEINE neuen überörtlichen Straßen zu bauen!
- ABRISS IST VIEL KLIMASCHÄDLICHER ALS UMBAU. Sahle Wohnen könnte in Roleber Zeichen für Umbau statt Abriss setzen, damit Ressourcen und Emissionen gespart werden. Mehrere hundert LKW-Ladungen Bauschutt würden unnötig entstehen. 55 Prozent des Abfalls ist Bauschutt – Viele Fachleute arbeiten daran, den Umbau von bestehenden Gebäuden voran zu bringen. Das DIW gibt an, dass Umbau wirtschaftlicher sei als Neubau, und die staatliche Unterstützung von energetischer Sanierung trägt dazu bei.
Die Rechnung 400 gegen 100 neue Wohnungen wäre viel zu kurz gegriffen.
Begründung
Ein großes Neubau-Wohngebiet in Roleber iwäre wohl aus Sicht eines Investors wirtschaftlich, der die äußere Erschliessung nicht zahlen muss. Aber für eine nachhaltige und bezahlbare Stadtentwicklung wäre es weder wirtschaftlich noch klimatisch sinnvoll.
Was für Bonn sinnvoll und richtig wäre, liegt auf der Hand:
1. Umbau statt Abriss des dreiflügeligen Bürogebäudes im römischen Landhausstil, keine Bebauung des öffentlichen Parks mit seinen 40 Jahre alten Bäumen und dem See, der damals angelegt wurde, um das Rückhalteproblem von Regenwasser auf diesem Gelände auf attraktive und naturfördernde Weise zu lösen.
2. Ein Umbau in Wohnungen ist laut Architektenplan, der dem Stadtrat vorliegt, möglich und wirtschaftlich. Vor allem müssten die Fassade besser gedämmt und Balkone vorgebaut werden.
3. Für Seniorenwohnen gibt es in Roleber, Gielgen, Hoholz, Holtorf und Holzlar bisher kaum Angebote. Barrierefrei ist die LWK bereits, und es gibt Versammlungsräume und eine Kantine – Steilvorlage fürs Wohnen im Alter. In dreihundert Metern Fußweg durch Gielgener Wohngebiet liegt ein Nahversorger mit Lieferdienst.
4. Vier Buslinien halten am nahen Veilchenweg.
5. Aufgrund von ca 100 möglichen neuen Seniorenwohnungen könnten weitere etwa 100 Häuser und Wohnungen für Familien freiwerden! Der Bestand würde damit wesentlich besser genutzt, ohne neue Flächen zu beanspruchen und ohne Abriss! Auch die vorhandene Infrastruktur sowohl in Roleber als auch an den freigezogenen Wohnungen würde besser genutzt.
6. Anders als beim Neubau von 400 Wohneinheiten würde mit 100 Seniorenwohnungen in Roleber kaum zusätzlicher Pendlerverkehr entstehen, allenfalls in die Gegenrichtung, wenn Arbeitsplätze entstehen. Ein sehr wichtiger Punkt bei den überlasteten Beueler Durchgangsstraßen!
Aufruf an Sahle Wohnen: Bitte umdenken!
Die BürgerInnen wünschen sich keinen Abriss des LWK-Gebäudes, sondern einen Umbau in Wohnungen. Sie fordern Sahle Wohnen zum Umdenken auf, denn es geht darum, schwere Nachteile für Bonn zu vermeiden und die Vorteile, die das vorhandene Gebäude bietet, weiter zu nutzen.
Das Gelände eignet sich praktisch nicht für eine weitere Verdichtung und Innenentwicklung, denn eine Erweiterung des Holzlarer Kanals würde sich kommunalwirtschaftlich nicht rechnen. Wer dann gleich größer denkt, damit sich die Kanalkosten rechnen, sollte wissen:
Aus Klimaschutzgründen kommt, anders als man früher dachte, eine Versiegelung der noch vorhandenen übrigen Äcker in Roleber nicht infrage.
Ein Abriss des LWK-Gebäudes wäre schon allein wegen der Größe und Weiternutzbarkeit ein schwerer Verstoß gegen den Klimaschutz. Durch den einem Abriss nachfolgenden Bau einer Riesen-Siedlung würde der Klimaschaden noch weiter verschlimmert.
Will Sahle Wohnen zum Profiteur einer verfehlten CDU-Politik werden? Sollen die Bonner BürgerInnen mit ihren Steuermitteln und mit den wenigen verbleibenden Kaltluftressourcen für eine Riesen-Siedlung aufkommen, für die das Gelände gar nicht geeignet ist?
Wir fordern die Sahle Wohnen auf, die Weiternutzung des LWK-Gebäudes zu ermöglichen!
Quellen
Unsere Kommentare zu den hier genannten Quellen: https://ennertaufstieg.de/riesen-baugebiete/bebauungsplaene/bonn-roleber
· Bonner Generalanzeiger vom 6.1.2024 Investor stoppt Wohnbauprojekt in Roleber und wartet die Kommunalwahl ab.
· Ratsdokument über den Inhalt der Vereinbarung mit Sahle Wohnen https://bonn-archiv.sitzung-online.de/public/wicket/resource/org.apache.wicket.Application/doc1149600.pdf
Darin ist von einer Vereinbarung zur Kostenregelung in Bezug auf die äußere Anbindung des Plangebiets nur im Fall einer Erweiterung auf Teilfläche 2 und 3 die Rede. Sahle Wohnen besitzt Teilfläche 1, für deren äußere Anbindung keine Kostenregelung vereinbart ist.
· Deutsche Stadt- und Grundstückentwicklungsgesellschaft (DSK) 2016: Vorbereitende Untersuchungen für einen möglichen Entwicklungsbereich Roleber, S. 77-78
· Region Köln/Bonn e.V., 2019: Klimawandelvorsorgestrategie für die Region Köln/Bonn https://www.klimawandelvorsorge.de/fileadmin/kwvs/medien/Downloads/Praxishilfe_und_Karten/KWVS_KoelnBonn_20190930_Praxishilfe.pdf Karte S.61
Weil ich in der nahen Umgebung wohne und ich für eine Nutzung/Sanierung von Bestandsgebäuden bin, statt Abriss.