Petition für ein faires PJ
Wir fordern faire Bedingungen im Praktischen Jahr des Medizinstudiums!
Das Praktische Jahr (PJ) als unverzichtbare Schnittstelle zwischen theoretischem Studium und praktischer ärztlicher Tätigkeit befindet sich in der Krise. Fehlende oder ungenügende Bezahlung bei 40 Stunden Arbeit pro Woche sind die Regel. 40% der Medizinstudierenden müssen im PJ auf ihr Erspartes zurückgreifen. Rund 28% sind neben der emotional und körperlich belastenden Vollzeittätigkeit am Krankenbett zudem noch auf Nebenjobs angewiesen. Anstatt unterrichtet zu werden oder lernen zu dürfen (Examensvorbereitung, Vor- und Nachbereitung des Stationsalltags), werden PJ-Studierende mancherorts größtenteils für stumpfe Routinetätigkeiten wie Blutabnahmen, Botengänge und Dokumentation eingesetzt.
ABER: Wir sind keine kostenlosen Stationshilfen!
Wir sind angehende Ärztinnen und Ärzte. Nach Abschluss des Praktischen Jahrs übernehmen wir die Verantwortung für Gesundheit und Wohlbefinden, Leben oder Tod unserer Patientinnen und Patienten. Auf diese enorme Verantwortung MÜSSEN wir angemessen vorbereitet werden.
Doch wie soll das funktionieren, wenn die Zeit, die jeden Tag nach 8 Stunden strapaziöser Arbeit bleibt, nicht für Erholung, sondern für den Broterwerb genutzt werden muss? Übermüdet und in finanziellen Sorgen ist erfolgreiches Lernen unmöglich.
Wann sollen wir uns das lebensnotwendige klinische Wissen aneignen, wenn in den 40 Stunden Arbeitszeit pro Woche oft keine Zeit für Unterricht oder Selbststudium bleibt? Blutabnahmen und körperliche Untersuchungen allein genügen nicht als Examensvorbereitung und formen keinen kompetenten ärztlichen Nachwuchs.
Wie sollen wir lernen, aus der Studierenden- in die Arztrolle zu wechseln, vom passiven Beobachtenden zum aktiven Verantwortungstragenden im Stationsteam zu werden, wenn uns die Kliniken nicht einmal genug Wertschätzung entgegenbringen, um uns Spind, Arbeitskleidung und einen Zugang zum Patientenverwaltungssystem bereit zu stellen? Solange PJ-Studierende wie maximal geduldete Gäste behandelt werden, können sie nicht lernen, wie sich die volle Verantwortungsübernahme als Arzt oder Ärztin für Patientinnen und Patienten anfühlt.
Die Bundesvertretung der Medizinstudierenden Deutschland e.V. fordert daher:
1. BAföG-Höchstsatz als Aufwandsentschädigung und für alle über 25-jährigen zusätzlich den Krankenkassenbeitrag
2. Das Gewähren von Krankheitstagen in gesplitteten Tertialen
3. Mindestens 4 Stunden Lehrveranstaltungen und mindestens 8 Stunden Selbststudium pro Woche
4. Persönlicher Zugang zum Patientenverwaltungssystem
5. Eigene Arbeitskleidung und eigene Aufbewahrungsmöglichkeit für Kleidung und persönliche Gegenstände
Die Gesellschaft wird immer älter. Die Medizin wird immer anspruchsvoller und komplexer. Eine auch zukünftig exzellente Gesundheitsversorgung in der Bundesrepublik Deutschland steht und fällt mit der Qualität der Ausbildung der Ärztinnen und Ärzte. Gehen Sie daher auf unsere Forderungen ein und tragen somit zur Gewährleistung dieser Qualität bei!
Reason
Für die Hintergründe zur Petition bzw. ausführlichere Erläuterungen siehe:
https://www.bvmd.de/index.php?id=1025
https://www.bvmd.de/unsere-arbeit/projekte/praktisches-jahr/
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Nachricht zu einer abgeschlossenen Petition
on 27 Mar 2020Liebe Unterzeichnende der Petition für ein faires Praktisches Jahr im Medizinstudium,
seit der Übergabe der Petition an das Bundesministerium für Gesundheit im Juli letzten Jahres hat sich Einiges getan: Vier unserer fünf Kernforderungen wurden in den Entwurf für die neue Ärztliche Approbationsordnung (gültig ab 2025) aufgenommen. An dieser Stelle möchten wir Ihnen noch einmal ausdrücklich für Ihre Unterstützung danken!
Aktuell steht das deutsche Gesundheitssystem durch die COVID-19-Pandemie vor der größten Herausforderung der Nachkriegszeit. Es ist selbstverständlich, dass Medizinstudierende jetzt als unterstützende Kräfte in der Versorgung eingesetzt werden - und wir helfen gerne!
Hierfür sollen Teile der Ärztlichen Approbationsordnung... further -
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Die Petition wurde eingereicht
on 22 Jul 2019Übergabe der Petition für ein faires PJ an das Bundesministerium für Gesundheit
Liebe Unterstützerinnen und Unterstützer, liebe Kommilitoninnen und Kommilitonen,
Vom 6. Dezember 2018 bis zum 5. März 2019 lief unsere "Petition für ein faires Praktisches Jahr im Medizinstudium", die von 108.654 Unterstützenden mitgezeichnet wurde. Am 16. Januar diesen Jahres sind deutschlandweit mehr als 5.000 Studierende der Medizin und Unterstützende zum Aktionstag "faires PJ" auf die Straße gegangen, um für bessere Arbeits- und Studienbedingungen im Praktischen Jahr einzutreten.
Für Ihre und eure tatkräftige Unterstützung bedanken wir uns im Namen der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e.V. (bvmd) sehr herzlich! Seit dem Schluss der... further
Debate
Das wichtigste der ganzen Petition und damit möchte ich unter anderem auch die Diskussion über die Aufwandsentschdigung ein bisschen in den Hintergrund rücken, ist die Verbesserung der Lehre! Jeder Ausbildungsberuf hat einen Lehrplan und häufig gibt es bei den praktischen Blöcken auch Lernzielkataloge und ähnliches. Warum gibt es das nicht bei einem so verantewortungsvollen Beruf wie Arzt? Leider am eigenen Leib erfahre ich, wie wenig gelehrt wird. Man wird als Stationshilfe benutzt, zum Blut abnehmen, Nadel legen und Verbandwechsel. Bitte bringt die Lehre zurück ins PJ!
Ich finde, 4 Stunden "PJ-Fortbildung" in der Woche sind eine realistische Vorstellung. Bei 8h für das Selbststudium pro Woche muss ich jedoch (selbst kurz vor dem PJ) widersprechen. Ein ganzer Arbeitstag pro Woche ist nicht realistisch. Dies entspräche zusammen mit dem PJ-Unterricht 12h pro Woche was einer 70% Stelle entspräche. Hier wären 4h pro Woche deutlich angemessener und realistischer (z.B. einmal pro Woche um 12 Uhr Feierabend oder auch um 12 Uhr Arbeitsbeginn o.Ä.).
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