Die petisie is gerig aan:
Die Präsidentin des Landtags NRW
Wir sind Eltern und Lehrkräfte in Nordrhein-Westfalen, die es satt haben, dass Kinder und ihre Familien durch das Nebeneinander von Gemeinschaftsschulen und Bekenntnisschulen in öffentlicher Trägerschaft massiv diskriminiert werden. Ein Drittel aller öffentlichen Grundschulen in NRW sind bekenntnisgebunden, 90% davon katholisch.
Diese Grundschulen werden zu 100% von allen Steuerzahler*innen finanziert, sie befinden sich in Trägerschaft der Kommunen. Die Kirchen zahlen keinen Cent!
Jahr für Jahr fallen Eltern aus allen Wolken, weil ihr Kind nicht mit seinen Freund*innen an der nahe gelegenen Grundschule aufgenommen wird - weil katholisch getaufte Kinder bevorzugt werden. Nur wenn es zu wenige Anmeldungen katholischer Kinder gibt, werden auch andere Kinder aufgenommen. Kriterien, die normalerweise gelten - ist schon ein Geschwisterkind an der Schule?, wie weit ist der Schulweg?, hat das Kinder einen Kindergarten in der Nähe der Schule besucht? - kommen dann nicht mehr zum Tragen. Religion hat auch an Gemeinschaftsgrundschulen einen Platz. Auch dort werden religiöse Feste gefeiert und es kann eine enge Zusammenarbeit mit Pfarrgemeinden geben. Alle staatlichen Schulen sollten allen Kindern offenstehen.
Wir fordern: Religion darf für die Aufnahme von Kindern an öffentlichen Grundschulen in NRW keine Rolle mehr spielen. Kinder müssen an der nächstgelegenen öffentlichen Schule zusammen lernen dürfen!
Ebenso unerträglich ist die Diskriminierung von Lehrkräften aufgrund ihres Glaubens oder Nichtglaubens: Die Konfession spielt immer noch eine entscheidende Rolle dafür, ob Lehrer*innen an einer Bekenntnisschule in NRW eine feste Stelle bekommen oder eine Leitungsfunktion übernehmen dürfen. Freie Rektorenstellen an öffentlichen Bekenntnisschulen werden nicht nachbesetzt, obwohl es fachlich kompetente Kandidat*innen gibt. Das Bekenntnis ist wichtiger als die Qualifikation.
Daher fordern wir: Alle staatlichen Bekenntnisschulen müssen in Gemeinschaftsschulen umgewandelt werden. Dafür ist es notwendig, die Landesverfassung von NRW zu ändern.
Wir rufen den Landtag auf, diesen längst überfälligen Schritt zu tun, über 50 Jahre nach Bayern, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg!
Es geht um Gerechtigkeit und das Ende der Diskriminierung von Kindern und Lehrkräften!
Rede
„Unsere Kinder waren maßlos enttäuscht, dass sie nicht mit ihren Freundinnen aus unserer Straße in die selbe Schule gehen konnten.“ (Jan Reche, Bonn, 2021)
„Ich möchte, dass es keine Bekenntnisschulen mehr gibt. Ich möchte gerecht behandelt werden.“ (Meliha Kir, Olpe 2020)
„Wir sind evangelisch. Allein aus diesem Grund darf unser Sohn nicht zusammen mit seinen Kindergartenfreunden auf die nahegelegene Grundschule, obwohl der ältere Bruder bereits dort ist. Diese alten Regelungen sind doch längst überholt und müssen nun auch endlich in NRW abgeschafft werden!” (Sarah Melis, Bocholt, 2021)
„Der derzeitige Zustand ist unerträglich. Die Schulgesellschaft sollte ein Abbild der Stadtgesellschaft sein.“ (Teilnehmer/innen einer Diskussionsveranstaltung in Telgte, 2020)
„Wir konnten es nicht fassen und waren schockiert! Unsere Kinder leiden psychisch sehr unter solchen Bestimmungen und Entscheidungen. Uns Lehrkräften wird immer vorgeschrieben, dass wir für die Integration und Inklusion arbeiten sollen, aber dann zu sehen und persönlich die Erfahrung machen zu müssen, dass die Politik, die Stadt etc. gegen die Integration handeln, macht mich unglaublich traurig." (Nuray Uyar, Olpe 2020)
„Unsere Kinder waren nicht getauft, weil wir sie offen für religiöse Überzeugungen erziehen wollten. Deshalb durften sie nicht auf die Grundschule in unmittelbarer Nähe unseres Zuhauses und mussten eine viel befahrene Straße überqueren, um zur nächstgelegenen Gemeinschaftsschule zu gelangen. Wir haben sie trotz unserer Berufstätigkeit vier Jahre lang begleitet, weil wir keine andere Möglichkeit sahen, sie zu beschützen. Unsere Kinder haben nachhaltig gelernt, dass die katholische Kirche Menschen (einschl. 6jährige Kinder) nicht gleichermaßen wertschätzt und haben jedes Interesse daran verloren, sich mit Glauben auseinanderzusetzen." (Dr. Birgit Wolz, Bonn, 2021)
„Es ist schon erstaunlich, wie wenig man im Arbeitsalltag mit dem katholischen Glauben/der katholischen Kirche zu tun hat, wie sehr dies aber den Rahmen für unsere Arbeit absteckt... Es ist immer bitter, wenn im Zuge der Anmeldephase Eltern kurzfristig ihr Kind doch nicht bei uns anmelden, da ihnen nicht bewusst war, dass wir eine katholische Bekenntnisschule sind und welche Folgen dies hat. Viele katholische Kinder aus der Schulnähe jedoch auf Kosten der Stadt in eine andere Grundschule gebracht werden, weil dort weniger Kinder mit Migrationshintergrund beschult werden und sie die freie Schulformwahl haben." (Leiter einer katholischen Grundschule in NRW, 2021)
„Jahrelang durfte ich eine kath. Grundschule kommissarisch leiten. Meine Bewerbung auf eine feste Rektorenstelle wurde trotz guter fachlicher Qualifikation dann jedoch abgelehnt, da ich evangelisch bin. Noch nie wurden meine Grundrechte so sehr verletzt.” (Katja Wiegand, Kreis Höxter)
Jede Menge weitere Argumente unter https://www.kurzebeinekurzewege.de