Petition richtet sich an:
Landrat Anton Knapp, Mitglieder des Kreistages
Der Landkreis Eichstätt hat keine Fachberatungsstelle bei sexualisierter Gewalt. Betroffene, Angehörige und Fachleute bekommen keine adäquate Hilfe. Wirbelwind Ingolstadt e.V. unterhält eine solche Fachberatungsstelle, braucht aber die finanzielle Beteiligung auch des angrenzenden Landkreises, um sein Beratungsangebot für deren Bewohner/innen aufrecht erhalten und bedarfsgerecht ausbauen zu können
Begründung
Sehr viele Menschen, die von sexualisierter Gewalt betroffen sind, Angehörige und Fachleute aus dem Landkreis Eichstätt wenden sich an den Verein Wirbelwind Ingolstadt e.V., weil dieser seit 22 Jahren eine Fachberatungsstelle bei sexualisierter Gewalt unterhält. Diese Arbeit wird aber nur von der Stadt Ingolstadt und dem Landkreis Pfaffenhofen finanziert. Deswegen müssen seit Jahren vermehrt Hilfesuchende aus dem Landkreis Eichstätt abgelehnt werden. Wiederholte Anträge auf Mitfinanzierung der Fachberatungsstelle an den Landrat wurden regelmäßig abgelehnt. Lange Zeit wurde argumentiert, dass "zusätzliche, spezialisierte, opferorientierte" Beratungsangebote nicht notwendig und auch nicht sinnvoll seien, zuletzt wurde jahrelang auf die hiesigen Erziehungsberatungsstellen verwiesen, die entsprechend ausgestattet worden seien. Von Wirbelwind Ingolstadt e.V. dorthin Verwiesene gingen dort aber nicht hin und wandten sich vermehrt an die Politik. Nun soll eine eigene Beratungsstelle am Jugendamt installiert werden, zu welcher Betroffene gehen sollen. Es ist aber leider davon auszugehen, dass dieses Angebot genauso wenig angenommen werden wird, da es den Bedarfen der Hilfesuchenden ebenfalls nicht angepasst ist.
Die "Deutsche Gesellschaft für Prävention und Intervention bei Kindesmisshandlung und –vernachlässigung e.V"., ein Dachverband des Kinderschutzes mit ca. 800 Mitgliedern, ca. 170 davon Fachstellen – darunter auch Wirbelwind Ingolstadt e.V. –, die zum Thema Sexualisierte Gewalt in Kindheit und Jugend arbeiten, proklamiert in einem offenen Brief an Landrat Knapp:
"...So ehrenhaft und gut gemeint die Initiative des Landkreises auch ist, eine eigene Beratungsstelle gegen sexuelle Gewalt aufzubauen, so sehr wundert uns doch, dass hier offensichtlich nicht von sexualisierter Gewalt Betroffene, die Rat und Unterstützung suchen und brauchen, in den Fokus gestellt wurden und dass offensichtlich nicht deren Bedarfe handlungsleitend waren. Denn, würde man auf die Zielgruppe schauen, für die das Beratungsangebot aufgebaut werden soll, so wäre schnell folgendes klar: 1. Von sexualisierter Gewalt betroffene Jungen und Mädchen, Frauen und Männer, die Beratung suchen, brauchen unter anderem einen geschützten Raum, in dem sie parteilich von Frauen und Männern beraten werden, die um die Dynamik um die es geht wissen, die verstehen was es bedeutet, wenn einem „so etwas passiert“ und deren jahrelanger Erfahrungshintergrund Ihnen die Sicherheit und Ausstrahlung gibt, damit sich Betroffene zeigen können. Ein solches Setting bietet zwar Wirbelwind, nicht aber eine neue, aus dem Boden gestampfte Fachstelle, die an eine Behörde – und sei es auch in separaten Räumen – angedockt ist.... 2. Die erforderliche Fachkompetenz der BeraterInnen kann nicht durch Neueinstellungen von noch so gut ausgebildeten Fachkräften gewährleistet werden. TraumafachberaterInnen, wie sie bei Wirbelwind arbeiten, haben nicht nur entsprechende Ausbildungen und einen umfangreichen Erfahrungshintergrund, sondern sie sind auch darüber hinaus in regionalen und überregionalen Kooperationen und Vernetzungen eingebunden, um sowohl eine breite Intervision, als auch dauerhafte Qualitätssicherung – wie sie beispielsweise die Er- und Überarbeitung der Qualitätskriterien zur Prävention und Intervention der DGfPI leistet – sicherzustellen. 3. Eine Region, die eine solche etablierte Fachstelle mit dem Erfahrungshintergrund wie Wirbelwind hat, ist gut damit beraten, diese Fachstelle zu fördern und wachsen zu lassen, um ein hinreichend umfangreiches Angebot für die Gruppe der Ratsuchenden aufrecht zu erhalten, nicht aber damit – wie es geplant ist – langjährig gewachsene Strukturen zu zerschlagen und auf Kosten der Fachstelle – und letztlich auf Kosten der Betroffenen – neue Strukturen umzusetzen...." .