Region: Bayern
Bildung

Stärkung des Faches Geographie im neuen bayerischen G9

Petent/in nicht öffentlich
Petition richtet sich an
Bayerischer Landtag und Bayerisches Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst
3.030 Unterstützende

Der Petition wurde nicht entsprochen

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Der Petition wurde nicht entsprochen

  1. Gestartet 2017
  2. Sammlung beendet
  3. Eingereicht
  4. Dialog
  5. Beendet

Das Schulfach Geographie verfügt über eine große Bedeutung für die Gegenwart und Zukunft der bayerischen Schülerinnen und Schüler. Es ist für eine gute Allgemeinbildung unverzichtbar und befähigt zur differenzierten Auseinandersetzung mit Zukunftsthemen. Wie kein anderes Schulfach bietet der Geographieunterricht die Chance, dass die bayerischen Kinder und Jugendlichen - sowohl in der heimatlichen Region als auch in nationalen und globalen Zusammenhängen - anschauliche Einsichten in die Vernetzung naturräumlicher und gesellschaftlicher Prozesse gewinnen.

Die Wiedereinführung des G9 in Bayern darf daher nicht mit einer relativen Schwächung des Geographieunterrichts einhergehen! Aus diesem Grunde fordern wir im Rahmen der Ausweitung der Stundentafel im neuen neunjährigen Gymnasium in Bayern zwei Stunden mehr Pflichtunterricht Geographie als im G8 für alle Schülerinnen und Schüler. Diese sollten möglichst in der 11. Jahrgangsstufe (Jgst.) platziert werden.

Diese Forderung wird unterstützt von den Bayerischen Schulgeographen, der Konferenz der Geographiedidaktiken an bayerischen Universitäten, der Deutschen Gesellschaft für Geographie (DGfG) und der Fachgruppe Geographie im Bayerischen Philologenverband (bpv).

Begründung

Der Klimawandel und der geplante Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaabkommen unter Donald Trump, die hohe Zahl an Geflüchteten weltweit sowie die Auswirkungen dieser Entwicklungen auf Bayern und Deutschland oder die Diskussion um die Zukunft Europas bzw. der EU: Diese und viele weitere Prozesse sowie die damit verbundenen politischen und gesellschaftlichen Debatten unterstreichen, wie wichtig eine angemessene schulische Bildung im Fach Geographie ist, um den drängenden Herausforderungen der Zukunft zu begegnen, denn diese Zukunftsthemen sind schon seit Jahren zentrale Gegenstände des Geographieunterrichts.

Ursachen, Folgen und Gegenmaßnahmen zum Klimawandel, auch in seiner regionalen Differenzierung, bilden einen Schwerpunkt in der geographischen Bildung. Eng damit verbunden sind Fragen der Ressourcenknappheit, Energieversorgung, Nahrungsmittelsicherheit und des Naturschutzes, die in der Geographie thematisiert werden. Die Geographie ist das Schulfach, das sich maßgeblich mit Gründen und Folgen von Migrationsbewegungen in Herkunfts- und Zielgebieten auseinandersetzt. Chancen und Grenzen der Globalisierung sowie interkulturelles und globales Lernen sind ebenfalls langjährige elementare Bestandteile der Geographie, die deren Bedeutung für die Werteerziehung und die politische Bildung betonen. In Zeiten, in denen die Kooperation und Zusammenarbeit in Europa und weltweit in Frage gestellt werden, ist die geographische Bildung wichtiger denn je.

Geographieunterricht leistet mehr als den Aufbau räumlicher Orientierungskompetenz. Sein zentrales Ziel liegt in der Auseinandersetzung mit den Wechselbeziehungen zwischen Mensch, Gesellschaft und Umwelt in verschiedenen Räumen der Erde. Die Geographie verbindet damit systematisch, problembezogen und vernetzt natur- und gesellschaftswissenschaftliches Wissen und leistet zentrale Beiträge zu einer Bildung für nachhaltige Entwicklung. Durch die intensive Beschäftigung mit Besonderheiten und der Einzigartigkeit von Naturräumen, mit klimageographischen und geoökologischen Prozessen sowie mit Georisiken bzw. Naturkatastrophen trägt die Geographie zur Stärkung der Naturwissenschaften und des MINT-Bereichs bei. Genauso bedeutet eine Stärkung der Geographie eine Stärkung der politischen Bildung, z.B. durch die Behandlung von entwicklungspolitischen Zusammenhängen, Fragen der Raum- und Stadtplanung und der wirtschaftsgeographischen Entwicklung in Deutschland und Bayern. Die Beschäftigung mit raumwirksamen Entwicklungen und Konflikten fördert die Fähigkeit, lokale, regionale und globale Problemstellungen in ihrer gegenseitigen Vernetzung zu erkennen, differenziert zu beurteilen und mögliche Lösungswege abzuwägen.

Die Geographie wird zudem dem Anliegen des Ausbaus der Schulung von Medienkompetenz und digitaler Kompetenz gerecht. Neben der vertieften Auswertung und dem kritischen Hinterfragen von verschiedenen medialen Darstellungen von Fotographien über Zeitungsartikeln bis hin zu verschiedensten Formen von Diagrammen, stehen im Geographieunterricht Karten und digitale Medien wie Geographische Informationssysteme (GIS), digitale Globen (z.B. Google Earth) oder Anwendungen auf mobilen Endgeräten- wie dem Smartphone - im Mittelpunkt, deren Bedeutung im Zuge der digitalen Transformation enorm ansteigt.

Der Geographieunterricht an bayerischen Gymnasien hat beim Übergang vom alten G9 auf das G8 im Jahre 2004 zwei Stunden verloren. In der alten 11. Jgst. des alten G9 dienten die zwei Geographiestunden u.a. dazu, dass sich die bayerischen Gymnasiasten im letzten Pflichtschuljahr nochmals vertieft - und z.T. wissenschaftsorientiert unter Einbezug von außerschulischen Lernorten - mit natur- und humangeographischen Prozessen im Nahraum, in der Region Bayern sowie in Deutschland auseinandergesetzt haben. Dadurch wurde bei weitem nicht nur ihre räumliche Orientierung gefördert. Vielmehr wurden auch ihre Kompetenzen gestärkt, sich als Bürgerinnen und Bürger aktiv in Entscheidungsprozesse einzubringen. Dies ist im G8 durch den Stundenverlust nur deutlich eingeschränkter und nicht mehr zufriedenstellend möglich, da Bayern und Deutschland nur noch in der 5. Jgst. als Schwerpunkt thematisiert werden. Dieses große Defizit muss im neuen G 9 dringend korrigiert werden.

Aus den oben genannten Gründen fordern wir, dass die Geographie in der Stundentafel des neuen neunjährigen Gymnasiums um zwei Stunden Pflichtunterricht aufgewertet wird. Dem hohen Stellenwert der Inhalte und Kompetenzen des Faches Geographie kann nicht mit einer geringeren Stundenzahl als im früheren neunjährigen Gymnasium begegnet werden.

Vielen Dank für Ihre Unterstützung

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Neuigkeiten

Ich lehre an einer pädagogischen Hochschule in Wien, daher steht es mir nicht zu, eine Petition für eine Initiatve in einem anderen Land zu beurteilen. Ich darf - als Biologe - hier aber darauf hinweisen, dass der Geographie-Unterricht für die Bildung für nachhaltige Entwicklung eine Schlüsselrolle einnimmt. Eine ganz große Zahl der Lernziele und Kompetenzen zur Erreichung dieser globalen Ziele ist eng mit dem Geographie-Unterricht verknüpft. Die interdisziplinäre Betrachtung ökologischer, ökonomischer und sozialer Aspekte ist in diesem Unterrichtsgegenstand hervorragend verankert.

Die Argumente Aktualitätsbezug - Nachhaltigkeit - fächerübergreifendes Lernen - ... passen mindestens genauso gut auf das Fach Wirtschaft und Recht, das mit der halben Stundenzahl (4 statt 8) in der Unter- und Mittelstufe auskommen muss und musste. Ziel des G9 ist es auch, den Schülern eine spürbare Entlastung zu bringen und es darf nicht sein, dass durch Fachegoismen die Arbeit an einer neuen Stundentafel erschwert oder gar die Stundenzahlen ausgeweitet werden.

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