03/13/2025, 07:38
Liebe Freunde,
in dieser Woche konnten wir gleich zweimal eine Premiere feiern -
• im Dienstag die erste öffentliche Mahnwache zur Konferenz der deutschen Bischöfe im Kloster Steinfeld;
• heute der erste Bericht in der Lokalpresse (Kölner Stadtanzeiger und Kölnische Rundschau) über unsere Forderungen an die Kirche. Der Artikel liegt als PDF-Dokument diesem Schreiben bei.
Zunächst einmal aber einen herzlichen Dank an alle Mitstreiter, die sich vom kühlen und regnerischen Wetter nicht haben abhalten lassen. Es waren übrigens deutlich mehr, als auf dem Pressefoto hinter der Absperrung zu sehen sind.
Dass wir unsere Petition überreichen durften – wenn auch nicht an einen echten Bischof, sondern "nur" an die Generalsekretärin der Bischofskonferenz – darauf können wir uns wirklich etwas einbilden!
Betroffene von sexueller Gewalt in der katholischen Kirche hatten sich bereits einen Tag zuvor, also am Montag, in Steinfeld versammelt und zahlreiche grüne Blätter, aufgereiht an einer Leine, entlang der Klostermauer aufgehängt.
Deren Petition haben nach Angaben der Initiatoren bereits mehr als 90.000 Menschen unterschrieben (da müssen wir vor Neid erblassen). Darin wird die katholische Kirche dazu aufgefordert, auf die Einrede der Verjährung in Schmerzensgeldprozessen von Betroffenen zu verzichten. „Wir hätten die Liste gerne persönlich übergeben, aber man hat uns zu verstehen gegeben, dass es dazu kein Zeitfenster gibt."
Kein Wunder also, dass Frau Dr. Beate Gilles spürbar zusammenzuckte, als auch bei der Übergabe unserer Petition vom „Missbrauch 2.0 – die Versündigung an der Natur“ die Rede war. Dazu Gilles: „Ich halte einen solchen Vergleich für gefährlich.“
Irgendwie hat die Dame ja recht, es gibt da ein paar wesentliche Unterschiede:
• Der tausendfache Missbrauch an Kindern und Jugendliche durch katholische Geistliche ist bereits in der Vergangenheit geschehen (hoffentlich nicht mehr in der Gegenwart) und kann nicht mehr gutgemacht, sondern höchsten aufgearbeitet werden.
Die Zerstörung des Kirchenwald ist bisher erst "angedroht", aber noch nicht vollzogen worden. Es muss also gar nicht soweit kommen!
• Die sexuellen Übergriffe haben Einzeltäter verübt (wenn auch viel zu viele). Die Kirche hat sie nicht angeordnet, aber zu lange verschleiert und totgeschwiegen.
Wir gehen davon aus, dass für die Windpark-Rodungen nicht Pfarrer oder Bischof persönlich mit der Kettensäge durch den Wald streifen. Hier handelt es sich eindeutig um ein "Organisationsversagen".
• Da der Frevel an der Natur nicht unmittelbar durch Kirchenmitarbeiter vollzogen wird, sondern indirekt durch die Verpachtung des Kirchenwalds an Windrad-Projektierer, handelt es sich juristisch gesehen wohl eher um "Beihilfe". Schlimm genug!
Wir sollten daher in Zukunft nicht von einem "Vergleich" der Schandtaten sprechen, sondern von einer "Gegenüberstellung", bei der wir die Unterschiede herausarbeiten.
Aber wir dürfen auch ehrlich zu uns selbst sein:
Trotz der Gespräche mit Pfarrer und Olefer Kirchenvorstand, vieler Briefe, einer Informationskampagne und der Petition ist es uns offenbar nicht gelungen, die Kirche von einer Aktion zu überzeugen, die sie endlich einmal in ein positives Licht stellt und ihr ein kleines Stück verloren gegangener Glaubwürdigkeit zurückgeben kann. Dieser seltene Erfolg winkt ihr, wenn sie sich mit dem eigenen Kirchenwald schützend vor die Menschen und die Natur stellt und ihn in der Zukunft nach den Maßgaben von Greenpeace klimaresilient ausbaut.
Die FAZ berichtet heute, dass das Bischofstreffen im Kloster Steinfeld vor dem Hintergrund der schnell voranschreitenden Schrumpfung der Kirchen stattgefunden habe. Allein 2023 traten in Deutschland mehr als 400.000 Menschen aus der katholischen Kirche aus.
Und die Kirche tut alles, um das Desaster weiter zu beschleunigen...
Sollen wir nun enttäuscht aufgeben?
Nein, ganz im Gegenteil – schon aus einem Gefühl der Verantwortung heraus gegenüber den vielen engagierten ehrenamtlichen Kirchenmitgliedern, die von ihrer eigenen Institution im Stich gelassen werden. Neben dem Thema "Missbrauch" werden sie nun mit dem Vorwurf der Gier und der Natur-Zerstörung konfrontiert.
Haben sie das verdient?
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P.S.
Im Zeitungsartikel hat sich auch Kalls umstrittener Bürgermeister und Windkraft-Fans Hermann-Joef Esser mit ein paar "fake news" zu Wort gemeldet, auf die an anderer Stelle eingegangen wird.
Er erwähnt dabei, der strittige Kirchenwald sei ein Geschenk des aus Olef stammenden Industriellen Inden an seine Heimatpfarrei. Juristisch gesehen handele es sich um einen Privatwald.
Stimmt, und solche Schenkungen an die Kirche wurden häufig an eine Erhaltungs-/Bewahrung-Verpflichtung geknüpft. Auch darüber sollte die Kirche einmal nachdenken.
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Beste Grüße,
Manfred Kanzler, Initiative Windpark Wackerberg