Petition richtet sich an:
Deutscher Bundestag Petitionsausschuss
Ein kontrollierter Betrieb für Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter sollte umgehend sichergestellt werden, um die pädagogische Betreuung von Kindern wieder auf ein professionelles Fundament zu stellen und die Situation der Eltern zu Gunsten einer beruflichen Wiedereingliederung zu entlasten.
-> Faktenbasis schaffen, mehr zur Rolle von Kindern forschen
Auf Grund der unklaren Ansteckungsgefahr durch Kinder bedarf es unbedingt weiterer Studien als Grundlage für so weitreichende Einschränkungen der gesellschaftlichen Teilhabe von Kindern und Familien. Pauschale, monatelange Schließungen sind ohne wissenschaftliche Basis nicht zu rechtfertigen – zumal Empfehlungen angesehener Institutionen wie Leopoldina eine schrittweise Öffnung gerade für jüngere Menschen vorsehen (siehe „Ad-hoc-Stellungnahmen zur Coronavirus-Pandemie“, Leopoldina).
-> Dringend Konzepte ausarbeiten
Politische Entscheidungsträger und öffentliche Verwaltungen hatten und haben tage-, ja sogar wochenlang Zeit, Konzepte zu erarbeiten, unter welchen genauen Bedingungen der Hygiene und des Verhaltens Kindergärten und Schulen wieder öffnen könnten. Hier müssen dringend entsprechende Vorbereitungsarbeiten initiiert und transparent gemacht werden.
-> Konkreten zeitlichen Horizont geben mit nachvollziehbaren „Go or No Go“ Kriterien
Es ist grundsätzlich politisch und besonders im Rahmen der freiheitlichen Verfassung der BRD zu beachten, dass alle Einschränkungen des öffentlichen, kulturellen Lebens und eine Diskriminierung bestimmter Bevölkerungsgruppe sorgsam (!) begründet, mit einem zeitlichen Horizont versehen und Kriterien konkretisiert werden, die den Ausstieg deutlich machen. Dies ist bislang im Kontext der Aufrechterhaltung von Kindergarten- und Schulschließungen gar nicht bzw. unzureichend passiert – hier darf jeder Bürger konkretere und vor allem nachvollziehbare Begründungen erwarten!
-> Probeweise wiedereröffnen und gerade dadurch Wissen generieren
Solange nicht bessere wissenschaftliche Erfahrung dagegenspricht, sollten Kindergärten und Schulen schnellstmöglich stufen- und probeweise geöffnet werden, so dass allein durch eine schrittweise Öffnung Erkenntnisse zu epidemiologischen Rolle von Kindern bzw. Kindergärten und Schulen gewonnen werden können. So lassen sich gerade bei konkret definierten Kleingruppen wie in Kindergärten oder Schulen – anders als im nun wieder gelockerten Wirtschaftsgeschehen – eventuelle Übertragungsketten sehr viel leichter nachverfolgen und isolieren.
Unbestimmt und ohne Konzept
Kitas, Krippen, Horte, aber auch Grundschulen sollen in den meisten Bundesländern auf unbestimmte Zeit geschlossen bleiben. Zwar werden Notfallbetreuungen angeboten, von der aber nur ca. 1-2% der Kinder – und Eltern – profitieren können. (siehe „Die Mannheimer Corona-Studie: Das Leben in Deutschland im Ausnahmezustand“. 02.04.2020).
Völlig ungeklärt ist die Situation für berufstätige Eltern, die wochenlang eine Betreuung übernehmen müssen, aber vor allem in den nächsten Wochen beim „Hochfahren“ der Wirtschaft wieder in ein reguläres Arbeitsleben integriert werden müssen bzw. wollen. Berufstätige mit Kindern und in Arbeitsformen, bei denen ein Home-Office nicht möglich ist (Medizin, Pflege, Handel, Logistik, Produktion, Handwerk…), scheinen besonders betroffen, da hier bislang weder zeitliche noch finanzielle Unterstützungen geplant sind – bei Alleinerziehenden ergibt sich eine noch viel dramatischere Problemlage!
De facto mehrmonatige kulturelle und soziale Quarantäne
Es gibt zahlreiche Anzeichen, dass mit einer Wiederaufnahme des Betriebes nicht vor dem Ende der regulären Sommerferien zu rechnen ist. In Summe hätten somit die betroffenen Kinder und Eltern mind. 5 Monate im Ausnahmezustand verbringen müssen (siehe „Mama, wann ist Corona endlich zu Ende?“, SZ, 17.04.2020). Der Effekt kommt einer sozialen und kulturellen Quarantäne gleich, wenn man bedenkt, dass zeitgleich auch andere mögliche „Ausweichorte & -beschäftigen“ wegfallen, wie Spielplätze, Parks, Sportvereine, Museen, Zoos, Schwimmbäder etc. oder auch eine Betreuung durch Großeltern.
Diskriminierung von Kindern und Familien zu Gunsten der Wirtschaftsförderung
Der aktuelle – und offenbar noch für Monate vorgesehene Zustand – stellt nicht nur eine Isolation und Diskriminierung von Kindern und Familien dar, sondern führt auch zu einer kulturellen Verarmung von Familien und Kindern zu Gunsten einer pauschalen Stärkung der Wirtschaftskraft.
Das alles ist vor dem Hintergrund zunehmender Lockerungen und Ausnahmeregelungen für alle anderen Personengruppen und vor allem Teile des Wirtschaftsleben zu sehen, wo mit mindestens genauso ungeklärten, unsicheren Rahmenbedingungen ("Empfehlung Maske zu tragen", "Einhaltung der Hygiene in zahllosen Einzelhandelsgeschäften"...) ein Normalzustand erlaubt wird.
Auch werden zur Zeit finanzielle Unterstützungen für alle möglichen Formen von Berufsgruppen oder Wirtschaftsteilnehmern durchdacht oder sind bereits initiiert – jedoch für Familien und Kinder vergleichsweise wenig. (siehe etwa „Kampf gegen Corona: Größtes Hilfspaket in der Geschichte Deutschlands“, Bundesfinanzministerium; „Corona: Übersicht der Hilfen für Unternehmen“, Bankenverband)
Unbegründetes Vorgehen ohne wissenschaftliche Basis
Eine pauschale Schließung wird bislang nicht klar durch Feldstudien bzw. empirisch begründet. Lediglich Allgemeinsätze werden zu Rate gezogen, dass Kinder grundsätzlich zu einer starken Verbreitung beitragen würden bzw. eine besondere Gefahr für die Bevölkerung spielten – jedoch ohne fundierten Nachweis oder gar empirische Erfahrungen in der aktuellen Krise mit den aktuellen Krankheitserreger.
Es gibt eher empirische Befunde, die eine Gefährdung durch Kinder eher als weniger problematisch darstellen: 1. Krankheitsverläufe sind geringer ausgeprägt und milder (siehe „Coronavirus - Infos und Hinweise für Eltern“, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, kindergesundheit.info) 2. Die Übertragung über Gegenstände wie Spielzeug wird als gering angesehen (siehe „Coronavirus - Infos und Hinweise für Eltern“, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, kindergesundheit.info) 3. Zwar stecken sich Kinder genauso leicht an wie Erwachsene, jedoch ist ungeklärt, ob Kinder wegen milderer Krankheitsverläufe das Virus sogar seltener bzw. weniger intensiv weitergeben. (siehe „Epidemiology and Transmission of COVID-19 in Shenzhen China: Analysis of 391 cases and 1,286 of their close contacts“, 03.03.2020, MedRxiv)
Es scheinen – im Gegenteil – gerade Kinder als sehr lernfähig; hier gibt es zahlreiche Alltagserfahrungen, dass Kinder neuartige Grundregeln gut und rasch verinnerlichen (Händewaschen, Abstand halten, Husten in die Armbeuge) und anwenden können. Zumindest ist nicht erwiesen, dass sie dies viel schlechter können als viele "Erwachsene in Alltagshektik und Angstzuständen".
Widerspruch Notfallbetreuung
Die Begründung und Ablehnung von Öffnungen aus epidemiologischen Gründen ist um so verwunderlicher und logisch nicht nachzuvollziehen, wenn gleichzeitig Notfallbetreuungen gerade für kontaktintensive Berufsgruppen angeboten werden, aber in diesen Betreuungssituationen die Gefahren und Einschränkungen so gegeben sind, wie gemeinhin als Ablehnungsgrund bzw. Gefahr kommuniziert werden – oder verhalten sich „systemrelevante Kinder“ besser als „normale Kinder?“